S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
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� die Rolle von Militärdoktrinen, Militärstrategien und <strong>Streitkräfte</strong>strukturen<br />
angesichts neuer Dimensionen <strong>der</strong> Krieg-Frieden-Frage, das Verhältnis<br />
von Offensiv- und Defensivkonzeptionen, Probleme <strong>der</strong> Nichtangriffsfähigkeit.<br />
Diese Orientierung zielte bewusst darauf, in einem Beschluss des Sekretariats<br />
des ZK <strong>der</strong> SED, <strong>der</strong> für die Bildung des Rates an <strong>der</strong> Akademie nach damaliger<br />
Regel erfor<strong>der</strong>lich war, die zitierte Orientierung auf neues Denken und<br />
Herangehen in <strong>der</strong> Forschung <strong>der</strong> Militärakademie verbindlich festzuschreiben.<br />
Dieser Schachzug war auch gegen Vorbehalte in <strong>der</strong> NVA und dem<br />
MfNV gerichtet. Es war den Initiatoren des WRFF wie auch den Partnern in<br />
<strong>der</strong> Militärakademie klar, dass sich die wi<strong>der</strong>sprüchliche Haltung von Führungskräften<br />
<strong>der</strong> NVA und im MfNV zur Friedensforschung unter Einbeziehung<br />
<strong>der</strong> Akademie fortsetzen würde. Aber wer sollte sich schon unter den<br />
damaligen Bedingungen gegen einen Sekretariatsbeschluss wenden? Dieser<br />
Beschluss des ZK-Sekretariats ist im Übrigen ein signifikantes Beispiel für<br />
den von mir konstatierten Doppelcharakter <strong>der</strong> Friedensforschung. Er enthält<br />
einerseits politische Vorgaben und eröffnet zugleich die Möglichkeit ungehin<strong>der</strong>ten<br />
Forschens.<br />
Ich darf in diesem Kontext Wolfgang Scheler zitieren, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Broschüre<br />
zum 10. Jahrestag <strong>der</strong> Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e.V.<br />
rückblickend auf das Ringen um die Durchsetzung Neuen Denkens in <strong>der</strong><br />
DDR schreibt: „Für die zahlreichen Verfechter <strong>der</strong> neuen Friedensgedanken<br />
im akademischen Bereich bildete <strong>der</strong> Wissenschaftliche Rat für Friedensforschung<br />
an <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften <strong>der</strong> DDR ein Forum, das Einfluss<br />
auf Öffentlichkeit und Politik verschaffte. Den Offizieren, die in ihm<br />
mitarbeiteten, gab er Rückendeckung und erweiterte Wirkungsmöglichkeiten.“<br />
4 Ähnlich schrieb Wilfried Schreiber, Ratsmitglied und mehrmaliger Teilnehmer<br />
am sicherheitspolitischen Dialog mit Friedensforschern und Militärs<br />
<strong>der</strong> damaligen Bundesrepublik: „Der Wissenschaftliche Rat für Friedensforschung<br />
umfasste etwa 60 bis 70 Mitglie<strong>der</strong> aus allen Wissenschaftsbereichen<br />
und ermöglichte eine schnelle Kommunikation <strong>der</strong> Wissenschaftler untereinan<strong>der</strong><br />
sowie eine effektive interdisziplinäre Abstimmung ihrer Forschungsprojekte.<br />
… Faktisch wurden durch die Autorität dieses Rates aber auch all<br />
jene Kräfte in <strong>der</strong> NVA gestärkt, die sich aktiv für den Paradigmenwechsel im<br />
militärischen Denken einsetzten. Indirekt wurde damit auch ein gewisser<br />
Druck auf die Armeeführung zur Umsetzung <strong>der</strong> neuen Militärdoktrin ausge-<br />
4 W. Scheler, Die Umwälzung im militärwissenschaftlichen Denken <strong>der</strong> achtziger Jahre, in:<br />
Entmilitarisierung <strong>der</strong> Sicherheit …, a.a.O., S. 18.