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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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Rudolf Oelschlägel<br />

Vietnamesen an <strong>der</strong> Militärakademie in Dresden<br />

Erinnerungen eines Lehrers und Betreuers<br />

In den Frühlingstagen des Jahres 1975 endete <strong>der</strong> im September 1964 ohne<br />

Kriegserklärung begonnene Krieg <strong>der</strong> USA gegen die Demokratische Republik<br />

Vietnam und die Patrioten im Süden des Landes. Übermenschliche Anstrengungen<br />

und große Opfer des vietnamesischen Volkes hatten zu diesem<br />

Sieg geführt. Der Weg zum friedlichen Aufbau einer einheitlichen Sozialistischen<br />

Republik Vietnam war jetzt endlich frei. In dieser Situation durfte jedoch<br />

– bei aller Freude über den errungenen Sieg – <strong>der</strong> militärische Schutz<br />

<strong>der</strong> Heimat auf keinen Fall vernachlässigt werden. Im Gegenteil. Gleich nach<br />

<strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> SRV galt es, eine einheitliche, nach mo<strong>der</strong>nen Prinzipien<br />

aufgebaute, ausgebildete und ausgerüstete Armee zu schaffen. So kam es im<br />

Sommer 1976 auch dazu, dass die ersten Offiziere <strong>der</strong> Vietnamesischen<br />

Volksarmee (VVA) ausgewählt wurden, die an <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong> DDR<br />

in Dresden ihre akademische Bildung erhalten sollten. Sie blieben nicht die<br />

einzigen. Im Gegenteil. Bis zum Ende <strong>der</strong> 80er Jahre kamen immer wie<strong>der</strong><br />

vietnamesische Genossen zu uns, um entwe<strong>der</strong> Diplome o<strong>der</strong> Doktortitel zu<br />

erwerben. Mir war es vergönnt, allen diesen Studenten und Aspiranten als Betreuer,<br />

Lehrer und Freund zur Seite stehen zu dürfen. Dafür bin ich meinen<br />

damaligen Vorgesetzten noch heute dankbar. Zugleich danke ich all jenen<br />

Freunden, die mich bei <strong>der</strong> Erfüllung meiner Aufgaben stets selbstlos unterstützten.<br />

Sie haben mir erfüllte Jahre geschenkt.<br />

Eine folgenreiche Begegnung<br />

Anfang Juni 1977 traf ich in <strong>der</strong> Buchhandlung <strong>der</strong> Militärakademie zufällig<br />

Oberst Studiendirektor Ernst Sahling, <strong>der</strong> zu jener Zeit die Lehre und Ausbildung<br />

an <strong>der</strong> Fremdsprachenschule <strong>der</strong> NVA in Naumburg leitete. Ihn plagten<br />

ernste Sorgen. Seit neun Monaten zählten zu seinen Sprachschülern auch<br />

vietnamesische Offiziere, die ab September an <strong>der</strong> Militärakademie studieren<br />

sollten. Gerade hatte eine Kontrollgruppe aus Strausberg den Stand <strong>der</strong> Vorbereitung<br />

überprüft. Ihre Einschätzung lautete: Diese Vietnamesen besitzen<br />

nicht die Voraussetzungen für ein Studium an einer deutschen Hochschule.<br />

We<strong>der</strong> das verstehende Hören noch die Fähigkeiten zum phonetisch und<br />

grammatikalisch richtigen Sprechen seien soweit entwickelt, dass man sie guten<br />

Gewissens an die Militärakademie entsenden könne. Wahrscheinlich müsse<br />

man sie wie<strong>der</strong> zurückschicken. Die Stimmung <strong>der</strong> Schüler sank auf Null.<br />

Selbst erfahrene Lehrer kamen kaum noch an sie heran und wussten sich keinen<br />

Rat mehr. In eben dieser Situation begegneten wir uns. Ernst schil<strong>der</strong>te

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