S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
135<br />
chem Rüstungsvorhaben im NATO-Bereich eine solche Überlegung mindestens<br />
zur Kenntnis genommen werden würde. Gerade gegenwärtig muss mit<br />
Sorge festgestellt werden, dass das staatstragende wissenschaftliche Denken<br />
nicht nur den Krieg wie<strong>der</strong> als letztes Mittel gelten lassen will, son<strong>der</strong>n ihn oft<br />
auch schon als erste Antwort zur Konfliktlösung ansieht.<br />
Natürlich fiel es schwer, auf diese neuen Fragen immer und sofort richtige<br />
Antworten zu finden. Was heißt es für die Systemauseinan<strong>der</strong>setzung, wenn<br />
wir von einer Friedensfähigkeit <strong>der</strong> westlichen Welt ausgehen? Wer bestimmt<br />
das Maß <strong>der</strong> ökonomischen Verteidigungsbereitschaft bei einem partnerschaftlichen<br />
Sicherheitssystem? Wie sind die Proportionen zwischen Militär-<br />
und Sicherheitspolitik sowie Wirtschafts- und Sozialpolitik zu setzten? Wir<br />
bemühten uns aber, wie eine Vielzahl heute noch lesbarer Publikationen beweist,<br />
Lösungswege zu zeigen. 9 Noch keine richtigen Antworten zu haben,<br />
veranlasste uns keineswegs, den veralteten o<strong>der</strong> falschen weiter zu folgen.<br />
<strong>Konversion</strong> – aktuelles Betätigungsfeld nicht nur <strong>der</strong><br />
Militärökonomie<br />
Zögerlich zwar, aber immerhin erkennbar, entdeckten wir dann Mitte bis Ende<br />
<strong>der</strong> 1980er Jahre in diesem Suchen nach neuen militärökonomischen Antworten<br />
auf drängende Fragen <strong>der</strong> Zeit, die sich aus dem Neuen in <strong>der</strong> Dialektik<br />
von Ökonomie und Militärwesen ergeben, auch wie<strong>der</strong> die <strong>Konversion</strong>.<br />
Sie fand Eingang in die Lehr- und Forschungspläne.<br />
Wir gelangten damals, nicht nur an <strong>der</strong> Militärakademie, zu einer Erkenntnis,<br />
die ebenso fundamental wie lapidar war und bis heute von manchen – vor allem<br />
von Praktikern in Politik und Wirtschaft – nicht voll geteilt wird: <strong>Konversion</strong><br />
ist die unumkehrbare Umwandlung vormals militärisch genutzter Potenziale<br />
in zivile Nutzung bzw. die Überführung militärischer Ressourcen in<br />
eine zivile Verwendung im Rahmen <strong>der</strong> jeweiligen Staats- und Wirtschaftsordnungen.<br />
Sie vollzieht sich, zum Beispiel in <strong>der</strong> BRD, auf zentraler Ebene<br />
(Bund), in den Bundeslän<strong>der</strong>n sowie im kommunalen Bereich.<br />
Es ist zu unterscheiden zwischen <strong>Konversion</strong> <strong>der</strong> <strong>Streitkräfte</strong> (einschließlich<br />
<strong>der</strong> Militärtechnik), <strong>der</strong> Rüstungswirtschaft, <strong>der</strong> Forschung und Entwicklung,<br />
9 Siehe u.a. S. <strong>Schönherr</strong>, Die neue Qualität des Zusammenhangs von Ökonomie und<br />
Militärwesen im nuklear-kosmischen Zeitalter, in: Frieden, Krieg, <strong>Streitkräfte</strong>, Militärakademie<br />
„Friedrich Engels“ (Hrsg.), Berlin 1989, S. 224 ff.; H. Einhorn, Die Entwicklung <strong>der</strong><br />
Militärökonomie in <strong>der</strong> DDR von Beginn <strong>der</strong> sechziger Jahre bis zur Gegenwart, in:<br />
S. <strong>Schönherr</strong> (Hrsg.), Militärökonomie auf dem Weg zur europäischen Kooperation,<br />
Dachau 2001, S. 25 ff.