S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
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� Das militärwissenschaftliche Profil und die Geheimhaltung. Die<br />
meisten Inhalte von Lehre und Forschung – insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Lehrstühle<br />
<strong>der</strong> militärwissenschaftlichen Fakultät – oblagen <strong>der</strong> militärischen Geheimhaltung.<br />
Diese Beson<strong>der</strong>heit machte sie im Vergleich zu den Lehrstühlen<br />
<strong>der</strong> zivilen Hochschuleinrichtungen gewissermaßen zu Unikaten;<br />
denn es gab vergleichbare Lehrstühle nur an den analogen Militärakademien<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Staaten des Warschauer Vertrages. Die Lehrstühle mussten<br />
– sozusagen als Einzelkämpfer in ihren Disziplinen – alle erfor<strong>der</strong>lichen,<br />
und anfangs fehlenden, Unterlagen für Lehre und Studium, bis hin<br />
zur Erarbeitung eigener Lehrbücher, selbst schaffen o<strong>der</strong> Lehrbücher, vorrangig<br />
sowjetischer Akademien, übersetzen und eigenständig herausgeben.<br />
Das war vor allem in den Anfangsjahren eine große Belastung. Hinzu kam,<br />
dass in den ersten zehn Jahren, bis 1970, den Leitern <strong>der</strong> Profillehrstühle<br />
die Offiziershörergruppen direkt unterstellt waren. Sie waren damit Disziplinarvorgesetzte<br />
nicht nur des Personals des Lehrstuhls, son<strong>der</strong>n auch<br />
<strong>der</strong> Hörer des jeweiligen Ausbildungsprofils, das mitunter bis zu fünfzig<br />
Offiziere umfassen konnte. Daraus ergaben sich zusätzliche Belastungen,<br />
die beson<strong>der</strong>s im administrativen Bereich mit einem hohen Zeitaufwand<br />
verbunden waren.<br />
An <strong>der</strong> Militärakademie waren 1990 siebenunddreißig Lehrstühle tätig. Der<br />
sich laufend verän<strong>der</strong>te Bestand betrug zeitweise sogar vierundvierzig Lehrstühle.<br />
Davon waren sieben Lehrstühle verschiedenen Stellvertretern des<br />
Chefs <strong>der</strong> Militärakademie unterstellt, also zentrale Lehrstühle. Die an<strong>der</strong>en<br />
dreißig Lehrstühle in den Sektionen waren Lehrstühle für die drei Teilstreitkräfte<br />
und ihre Waffengattungen, Spezialtruppen und Dienste, für die Grenztruppen<br />
sowie für Gesellschaftswissenschaften und für Technikwissenschaften.<br />
Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> militärischen Prägung <strong>der</strong> Akademie und <strong>der</strong><br />
vorhandenen Befehlsstruktur sind im Rückblick vor allem folgende Fragestellungen<br />
interessant:<br />
� Wie war es unter diesen Bedingungen mit <strong>der</strong> Selbständigkeit <strong>der</strong> Lehrstühle<br />
in Lehre und Forschung bestellt?<br />
� Waren sie denn von vornherein nicht stark reglementiert?<br />
� Hatten sie überhaupt einen Freiraum zur schöpferischen Umsetzung ihres<br />
Lehr- und Forschungsauftrags?<br />
Das wird heute mitunter kritisch hinterfragt, weil es natürlich Vorgaben des<br />
Ministeriums für Nationale Verteidigung, Befehle zum Ausbildungsjahr, zentrale<br />
Forschungsvorhaben aus den 1965 in die NVA eingeführten Fünfjahrplänen<br />
für die Forschung usw. gab. Und schließlich wirkte bekanntlich auch<br />
das Primat <strong>der</strong> sowjetischen Militärwissenschaft.<br />
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