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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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Drittens: Die Engelsschen militärtheoretischen Bemühungen sind eine bleibende<br />

theoretische und insbeson<strong>der</strong>e sozialhistorische Leistung. Engels’ ausgeprägter<br />

historischer Sinn ermöglichte es ihm, auf <strong>der</strong> Basis eines noch nicht<br />

beson<strong>der</strong>s umfangreichen zeitgeschichtlichen Materials, die entscheidenden<br />

Fragen zu stellen, die das Wesen des Krieges und von <strong>Streitkräfte</strong>n betreffen.<br />

Die Skala wertvoller Einsichten reicht dabei von <strong>der</strong> Geschichtstheorie bis<br />

zur Militärsoziologie.<br />

Viertens: Engels macht, vor allem nach Sichtung <strong>der</strong> MEGA, deutlich, wie lebendig<br />

<strong>der</strong> militärtheoretische Denkstrom noch immer sein kann, wenn er<br />

nicht von den an<strong>der</strong>en Quellen des überlieferten militärtheoretischen Denkens<br />

losgelöst wird.<br />

Fünftens: Vor allem auch das methodische Verfahren und die methodologischen<br />

Einsichten Engels’ besitzen bleibenden Wert, wie auch viele seiner inhaltlichen<br />

Schlussfolgerungen innerhalb eines konkreten historischen Bezugs.<br />

Unbestreitbar ist zum Beispiel <strong>der</strong> von Engels wissenschaftlich untermauerte<br />

Standpunkt über den kausalen Zusammenhang zwischen den Fortschritten<br />

<strong>der</strong> Waffentechnik und den Än<strong>der</strong>ungen auf dem Gebiet von Strategie und<br />

Taktik. Ebenso wertvoll sind die Äußerungen über die allgemeine strukturelle<br />

Zusammengehörigkeit von Armee und Gesellschaft, das heißt über die Notwendigkeit<br />

<strong>der</strong> Entsprechung zwischen ökonomisch-politischen Verhältnissen<br />

und Armeeorganisation.<br />

Sechstens: Die kritische Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem zeitgeschichtlichen Engelsschen<br />

militärtheoretischen Nachlass muss freigemacht werden von ideologischen<br />

Blockierungen und Verengungen. Sie muss künftig vor allem textkritisch<br />

erfolgen, ohne den <strong>Beitrag</strong> von Friedrich Engels zur deutschen Militärtheorie<br />

herabzusetzen o<strong>der</strong> gar sein Denken „unschädlich“ machen zu<br />

wollen, aber auch ohne ihn zu überhöhen o<strong>der</strong> die nachfolgende Wirkungsgeschichte<br />

zu verdrängen. Eine sachliche Kritik muss zwangsläufig jeden Absolutheitsanspruch<br />

Engelsscher Auffassungen auf ein Wahrheitsmonopol ablehnen.<br />

Nur durch eine solche perspektivisch offene Interpretation, die Engels<br />

militärtheoretisches Denken und Werk als eine Möglichkeit <strong>der</strong> Betrachtung<br />

<strong>der</strong> Beziehung von <strong>Streitkräfte</strong>n und Gesellschaft unter an<strong>der</strong>en versteht,<br />

kann erst eine rationale Auseinan<strong>der</strong>setzung möglich werden.<br />

Vorschläge für künftige Forschungsaktivitäten<br />

� Durchführung einer Bestandaufnahme von Bewahrenswertem <strong>der</strong> militärakademischen<br />

Engelsrezeption im Archiv <strong>der</strong> Militärakademie. Aufstellen<br />

einer Bibliografie über Quellen und Standorte. Sicherung <strong>der</strong> Urteilsgrundlagen.

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