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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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ten. Es wurde die Bereitschaft bekundet, die eigene Arbeit an <strong>der</strong> Akademie<br />

kritisch zu überdenken und zu verän<strong>der</strong>n und an einer grundlegenden Reform<br />

<strong>der</strong> Nationalen Volksarmee, die den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Erneuerung <strong>der</strong> sozialistischen<br />

Gesellschaft entsprechen müsste, aktiv mitzuwirken.<br />

Das von <strong>der</strong> Ratstagung ausgehende Signal wurde im Lehrkörper – und noch<br />

entschiedener von <strong>der</strong> Hörerschaft – aufgenommen. Im Lehrstuhl Philosophie<br />

kam es am 29. November mit Vertretern <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> 20 zu einer Beratung<br />

über die demokratische Militärreform. Als entscheidend sah die Bürgerbewegung<br />

die Trennung <strong>der</strong> Armee von <strong>der</strong> SED an. Deren Parteiorganisationen<br />

in <strong>der</strong> NVA seien aufzulösen. Anfang 1990 veranstaltete <strong>der</strong> Lehrstuhl,<br />

gemeinsam mit <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> 20, unter Einbeziehung von Offiziershörern,<br />

ein Forum zur Entmilitarisierung <strong>der</strong> Gesellschaft und zur Militärreform <strong>der</strong><br />

DDR.<br />

Die von <strong>der</strong> Militärakademie ausgehenden Impulse fanden ihren Nie<strong>der</strong>schlag<br />

in den von sechs Mitglie<strong>der</strong>n des WRFF an <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften<br />

<strong>der</strong> DDR, unter ihnen Generalmajor Prof. Dr. Rolf Lehmann und Kapitän<br />

zur See Prof. Dr. Wolfgang Scheler, unterbreiteten Denkanstößen und Vorschlägen<br />

für eine Militärreform <strong>der</strong> DDR. Bedeutsam war die Feststellung,<br />

diese Reform könne nicht von oben verordnet werden. „Sie ist eine von allen<br />

gesellschaftlichen Kräften gemeinsam mit <strong>der</strong> NVA zu lösende Aufgabe ... Im<br />

Kern muss es darum gehen, die Funktion <strong>der</strong> NVA, ihre Stellung in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

und ihre innere Verfasstheit neu zu bestimmen.“ Erneut wurde herausgestellt:<br />

„Die NVA muss eine Armee des ganzen Volkes und seines Staates<br />

sein – frei von Bindung an eine einzige politische Partei und an eine einzige<br />

Weltanschauung.“ 38<br />

Damit war und ist klargestellt, dass die angestrebte, wirklich demokratische<br />

Militärreform nichts gemein hatte mit jenen Reformvorstellungen, die in den<br />

Monaten zuvor von gewissen Führungsgremien des Ministeriums angestellt<br />

worden waren und auf die auch in <strong>der</strong> Gegenwart mitunter noch verwiesen<br />

wird. Was den Verlauf <strong>der</strong> Umgestaltungs- und <strong>der</strong> damit einhergehenden<br />

Differenzierungsprozesse, das Verhalten <strong>der</strong> herkömmlichen und neu etablierten<br />

Führungsgremien betrifft, sind weitere Untersuchungen erfor<strong>der</strong>lich,<br />

die hier nicht angestellt werden können.<br />

38 Militärreform in <strong>der</strong> DDR – Denkanstöße und Vorschläge, in: ebenda, S. 166.

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