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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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Ein an<strong>der</strong>es, gleichfalls tief berührendes Erlebnis hatten wir in Frankfurt an<br />

<strong>der</strong> O<strong>der</strong> bei meinen Freunden Inge und Anatoli Wassiljewski. In den fünfziger<br />

Jahren war Inge eine Kollegin von mir gewesen. Tolja, ihr Auserwählter,<br />

ein junger Offizier <strong>der</strong> Sowjetarmee. Später studierte er Germanistik in Berlin<br />

und unterrichtete Russisch. Unsere Beziehungen waren nie ganz abgerissen.<br />

So kam es dazu, dass ich im Sommer 1979 nach einem Besuch im Ho-Chi-<br />

Minh-Regiment mit meinen vietnamesischen Genossen nach Frankfurt fuhr,<br />

wo wir herzlich begrüßt wurden. Tolja führte uns zu den Seelower Höhen,<br />

wo die vietnamesischen Genossen am Originalschauplatz und aus erster<br />

Hand Informationen über die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkrieges<br />

vor <strong>der</strong> Erstürmung Berlins durch die Sowjetarmee erhielten. Für die im<br />

Kriege erfahrenen Genossen aus Fernost war alles überaus beeindruckend.<br />

Am Abend saßen wir mit den Gastgebern, ihren Kin<strong>der</strong>n und einigen Nachbarn<br />

dicht bei dicht im ausgeräumten Wohnzimmer. Es wurde erzählt, gesungen<br />

und <strong>der</strong> usbekische Reistopf geleert, den Tolja am Abend zuvor angesetzt<br />

hatte. Natürlich probierten wir auch seinen Wodka. So war es schon spät, als<br />

wir die Heimfahrt antraten. Aber alle waren glücklich und zufrieden. Einige<br />

Monate später waren Inge und Anatoli Gäste im Wohnheim und wurden<br />

vietnamesisch bewirtet.<br />

Lei<strong>der</strong> hatten nicht alle Vietnamesen, die in <strong>der</strong> DDR arbeiteten o<strong>der</strong> studierten,<br />

eine solche Fülle schöner Erlebnisse. Viele waren oft auf sich selbst angewiesen<br />

und ihre Betreuer zu wenig qualifiziert. Letzteren fehlten notwendige<br />

Beziehungen, oft auch <strong>der</strong> Mut, bürokratische Vorschriften einmal einfach<br />

zu ignorieren. Die Bevölkerung jedenfalls war stets zur Hilfe bereit. In<br />

Gornsdorf im Erzgebirge brachten wir zum Beispiel unsere Genossen einmal<br />

bei Lehrerehepaaren unter, von denen sie gut beköstigt und untergebracht<br />

wurden. Beide Seiten fanden das sehr interessant, haben viel miteinan<strong>der</strong> gesprochen<br />

und von einan<strong>der</strong> gelernt. So wurde Solidarität lebendig. Die 1977<br />

begonnene Ausbildung und Betreuung <strong>der</strong> vietnamesischen Offiziere schenkte<br />

meinem Leben und dem meiner Familie viel Freude und Farbe. Alles wurde<br />

interessanter. Wir lernten neue Menschen kennen, alte Beziehungen wurden<br />

belebt, die Gespräche gewannen neue Inhalte.<br />

Das Gemälde Waffenbrü<strong>der</strong>schaft DDR – Vietnam und seine<br />

Schicksale<br />

Rudolf Nehmer erhielt von <strong>der</strong> NVA, vertreten durch die Politabteilung <strong>der</strong><br />

Akademie, den Auftrag für ein Gemälde zum Thema Waffenbrü<strong>der</strong>schaft DDR<br />

– Vietnam. Auf dem Bild sollten drei vietnamesische Offiziershörer, einer sitzend,<br />

zwei stehend, in einer lockeren Gesprächssituation mit einem deutschen<br />

Lehroffizier, mit mir, zu sehen sein. Es war aber nicht schlechthin ein räumliches<br />

Zusammensein zu dokumentieren, son<strong>der</strong>n die tief verwurzelten Ge-

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