28.02.2013 Aufrufe

S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

schen Vorgesetzten und in wesentlich erweiterten Grenzen <strong>der</strong> Meinungsfreiheit<br />

nahezu alle Fragen <strong>der</strong> Sicherheitspolitik offen und unter Bruch mancher<br />

Tabus diskutiert werden konnten. 30<br />

Ungeachtet dessen beschäftigten sich einige Lehrstühle weiter auf althergebrachte<br />

Weise mit dem bewaffneten Kampf. Als Konsequenz aus dem Doktrin-Dokument<br />

<strong>der</strong> WVO unterbreitete eine von Rolf Lehmann geleitete Arbeitsgruppe<br />

den Vorschlag, ca. 60 Prozent <strong>der</strong> Ausbildungs- und Studienunterlagen<br />

aus dem Verkehr zu ziehen. Er wurde allerdings nur teilweise akzeptiert.<br />

Das Festhalten an politisch und wissenschaftlich überholten Ansichten<br />

und Praktiken fand auch bei hohen sowjetischen Militärs Rückhalt. Vor allem<br />

<strong>der</strong> Begriff vernichtende Abfuhr im Berliner Dokument wurde von diesen Militärs<br />

so interpretiert, dass die Erklärung in erster Linie politisch gemeint sei<br />

und man folglich weitermachen könnte wie bisher. 31 Ein Vortrag des Chefs<br />

<strong>der</strong> Generalstabsakademie <strong>der</strong> UdSSR, Armeegeneral Salmanow, an <strong>der</strong><br />

Dresdner Militärakademie im Oktober 1987 lag voll in diesem Trend. 32 Von<br />

Kriegsverhütung sprach er nur allgemein, dafür umso deutlicher von <strong>der</strong><br />

Vorbereitung auf einen vom Imperialismus aufgezwungenen Krieg. Das bestehende<br />

militärstrategische Gleichgewicht, in erster Linie das atomare, müsse<br />

unter allen Umständen aufrechterhalten werden. Über dessen Absenkung auf<br />

ein niedrigeres Niveau, bis hin zur Angriffsunfähigkeit, verlor er kein Wort.<br />

Nur weil sich die Protagonisten Neuen Denkens an <strong>der</strong> Militärakademie<br />

„Friedrich Engels“ in <strong>der</strong> eigenen Bildungs- und Forschungsstätte behaupten<br />

konnten, waren sie gefragte Partner <strong>der</strong> immer breitere Kreise von Wissenschaftlern<br />

erfassenden Friedensbewegung in <strong>der</strong> DDR – und bald auch Dialogpartner<br />

von Politikern und Militärs <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland und<br />

an<strong>der</strong>er NATO-Län<strong>der</strong>. 33 In den am 26. Oktober 1987 gegründeten Wissenschaftlichen<br />

Rat für Friedensforschung an <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften <strong>der</strong> DDR<br />

(WRFF) wurden Generalmajor Prof. Dr. Rolf Lehmann und weitere Wissenschaftler<br />

in Uniform aus dem Ministerium und aus <strong>der</strong> Militärpolitischen<br />

Hochschule berufen. Am 26. Mai 1988 referierte Rolf Lehmann vor diesem<br />

30<br />

Siehe R. Lehmann, Wissenschaftler in Uniform vor neuen Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

in: <strong>DSS</strong>-Arbeitspapiere, Heft 50, Dresden 2001, S. 29.<br />

31<br />

Siehe H. Kießlich-Köcher, Kriegsbild und Militärstrategie <strong>der</strong> Sowjetunion 1945-1990,<br />

in: W. Wünsche, a.a.O., S. 587.<br />

32<br />

Siehe G. I. Salmanow, Über die Militärdoktrin, in: Militärwesen (VS-Ausgabe),<br />

Heft 01/1988, S. 7-9.<br />

33<br />

Siehe dazu und zum Folgenden R. Lehmann, Wissenschaftler in Uniform, a.a.O., S. 23.<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!