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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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ren Wirtschaftskennziffern beurteilt, bewegten sich etwa in denselben Größenordnungen<br />

– mit dem Unterschied, dass sie in den letzten Jahren vor <strong>der</strong><br />

staatlichen Vereinigung stagnierende bzw. fallende Tendenz zeigten.<br />

Die mit <strong>der</strong> Rüstung verbundenen volkswirtschaftlichen Belastungen waren in<br />

<strong>der</strong> DDR bedeutend größer als in <strong>der</strong> Bundesrepublik. Vor <strong>der</strong> Wende wurden<br />

in <strong>der</strong> unmittelbaren speziellen Produktion <strong>der</strong> DDR 41.000 bis 44.000<br />

Arbeitskräfte beschäftigt. Es kann davon ausgegangen werden, dass im Kernbereich<br />

und in den Bereichen mit ausgeprägter spezieller Produktion 70 bis 80<br />

Betriebe existierten. Für die industrielle Instandsetzung <strong>der</strong> Militärtechnik arbeiteten<br />

25 Unternehmen. 2.300 Betriebe waren an <strong>der</strong> Zuliefer- und Vorproduktion<br />

beteiligt.<br />

Wenn man den gesamten materiell-technischen Bedarf <strong>der</strong> bewaffneten Organe<br />

betrachtet, also auch Lieferungen und Leistungen über die spezielle Produktion<br />

hinaus ins Auge fasst, zum Beispiel Bauleistungen mit einbezieht, ist<br />

die Annahme berechtigt, dass etwa zwei Drittel dieses Bedarfes im Potenzial<br />

<strong>der</strong> Volkswirtschaft <strong>der</strong> DDR gedeckt worden sind.<br />

Die zunehmenden militärtechnischen Anfor<strong>der</strong>ungen bei gleichzeitig höheren<br />

Erwartungen <strong>der</strong> Koalitionspartner an die militärökonomische Leistungsbereitschaft<br />

<strong>der</strong> DDR-Wirtschaft verursachten, vor allem in den letzten Jahren,<br />

größte Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> ökonomischen Sicherstellung <strong>der</strong> Landesverteidigung.<br />

An dieser Stelle möchte ich aber ausdrücklich vor einem unkritischen, inflationären<br />

Gebrauch des Begriffes Todrüsten warnen, wenn man über das Werden<br />

und Vergehen <strong>der</strong> DDR befindet. Schon an <strong>der</strong> Militärakademie haben wir<br />

uns damit auseinan<strong>der</strong>gesetzt. Den Untergang des von uns mit gestalteten<br />

Staates im Osten Deutschlands – o<strong>der</strong> weiter gefasst, des real existierenden<br />

Sozialismus sowjetischer Bauart – ausschließlich o<strong>der</strong> vorwiegend als Folge<br />

des Rüstens zu sehen, hieße in <strong>der</strong> Endkonsequenz einen Umkehrschluss von<br />

fataler Fehlaussage zuzulassen, <strong>der</strong> uns in <strong>der</strong> Vergangenheitsbewältigung<br />

nicht vorwärts brächte, nämlich: Wenn sich die Staaten des Warschauer Vertrages<br />

nicht so vehement am Wettrüsten beteiligt hätten – von wem es ausging,<br />

sei an dieser Stelle dahingestellt – wäre das System nicht zusammengebrochen.<br />

Das nach 1945 errichtete sozialistische Staatensystem, in dem die<br />

DDR ihren festen Platz hatte, ist aber an seiner ökonomischen Ineffektivität,<br />

an seinem Mangel an Demokratie und an seiner Überbetonung <strong>der</strong> Rolle <strong>der</strong><br />

Gewalt, und darin eingeschlossen des militärischen Faktors, zugrunde gegangen.<br />

Rüstungen, die auch im Westen zu heute noch spürbaren – und oft vermeidbaren<br />

– Deformierungen führten und führen, waren eine <strong>der</strong> Ursachen<br />

des Untergangs des realen Sozialismus, nicht die Ursache.

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