S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
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Leipzig, wo Erfolge in <strong>der</strong> Tier- und Pflanzenzucht vorgestellt wurden und<br />
die neuesten Mähdrescher in Aktion zu erleben waren. Junge Mädchen bewegten<br />
diese Kolosse zügig und leicht. Das beeindruckte schon sehr. Sicher<br />
wird mancher fragen: Wie waren diese Betriebsbesichtigungen möglich? Wer<br />
hat sie genehmigt? Ein Fernstudent unserer Akademie, Politchef einer Volkspolizeibereitschaft<br />
in Karl-Marx-Stadt, stellte in <strong>der</strong> Bezirkseinsatzleitung die<br />
Weichen dafür. Ihm, Rolf Große, war zu danken. Wir beide kannten uns aus<br />
den Anfangsjahren <strong>der</strong> DDR und waren echte Freunde und Bewun<strong>der</strong>er des<br />
vietnamesischen Volkes. Das reichte.<br />
Anfang September weilten wir drei Tage in Berlin. Ein Absolvent unserer<br />
Akademie, <strong>der</strong> in Erkner Politstellvertreter eines Ausbildungsregiments <strong>der</strong><br />
Grenztruppen war, hatte eingeladen. Die vietnamesischen Hörer erwartete ein<br />
volles Programm. Am Anfang stand eine Stadtrundfahrt, <strong>der</strong> die Besichtigung<br />
des Funkwerkes Köpenick und ein Besuch im Pergamonmuseum folgten.<br />
Nach einem Vortrag im Brandenburger Tor gingen wir sowohl in den Palast<br />
<strong>der</strong> Republik als auch in den Tierpark. Am ersten Abend feierten wir mit Offizieren<br />
des Regiments, am zweiten Tag waren wir Gäste eines Bataillons <strong>der</strong><br />
sowjetischen Brigade in Karlshorst. Überall fanden wir offene Tore. Selbst die<br />
Waffenkammern in Karlshorst konnten wir betreten. Die gute Patenschaftsarbeit<br />
des Grenzausbildungsregimentes zahlte sich aus. Spiritus Rector war<br />
stets unser Freund Oberstleutnant Norbert Klesse, <strong>der</strong> uns auch in den folgenden<br />
Jahren immer wie<strong>der</strong> nach Erkner einlud. In Erinnerung blieb vor allem<br />
<strong>der</strong> Besuch am 28.02. und 01.03.1979, <strong>der</strong> ganz im Zeichen <strong>der</strong> Solidarität<br />
mit dem Kampf <strong>der</strong> Vietnamesen gegen die chinesische Aggression stand.<br />
Sowohl Grenzer als auch Arbeiter im Kabelwerk Oberspree, das wir besichtigten,<br />
versicherten die vietnamesischen Offiziere wie<strong>der</strong>holt ihrer Anteilnahme<br />
und solidarischen Hilfe. Das geschah sowohl auf Meetings, oft aber<br />
auch ganz spontan an den Arbeitsplätzen, den Maschinen.<br />
Auf an<strong>der</strong>e Weise beeindruckend und tief berührend war unser Besuch am<br />
30.11. und 01.12. 1979, als diesem Regiment <strong>der</strong> Ehrenname Ho-Chi-Minh-<br />
Regiment verliehen wurde. Meine Schützlinge hatten sich in Erkner stets wohl<br />
gefühlt, jetzt aber sprachen sie mit beson<strong>der</strong>em Stolz von „ihrem Regiment“.<br />
Sie besuchten alle Feierlichkeiten, die zu diesem Anlass stattfanden, legten in<br />
<strong>der</strong> Kaserne am Denkmal Ho Chi Minhs Blumen nie<strong>der</strong>, sprachen mit den<br />
jungen Grenzern über sein Vermächtnis und ihre im Kriege gewonnenen Erfahrungen.<br />
Am Abend fand aus Anlass <strong>der</strong> Namensgebung ein Ball <strong>der</strong><br />
Grenztruppen statt, zu dem auch <strong>der</strong> Hauptmann von Köpenick mit seiner Garde<br />
einmarschierte. Er gratulierte den Grenzern und begrüßte die aus diesem Anlass<br />
angereisten vietnamesischen Offiziere beson<strong>der</strong>s herzlich, ebenso die<br />
Angehörigen des sowjetischen Bataillons aus Karlshorst, die mit ihren Frauen