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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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143<br />

Unsere damaligen ministeriellen Stellen, die den Übergabeprozess an die<br />

Bundeswehr äußerst exakt vorbereitet hatten und militärisch korrekt durchführen<br />

wollten, ermittelten für den NVA-Bestand an Bewaffnung und Militärtechnik<br />

einen Beschaffungswert von etwa 86 Mrd. Mark. Obwohl es zu keiner<br />

dokumentierten und nach üblichen militärischen Gepflogenheiten verlaufenen<br />

Materialübergabe kam, übernahm die Bundeswehr Material im Wert von<br />

etwa 2,3 Mrd Mark, was sich durchaus kampfkraftsteigernd auswirkte. Trotzdem<br />

waren diese <strong>Konversion</strong>sergebnisse marginal, wie belastbare Zahlen und<br />

Fakten beweisen. 15<br />

Schlussgedanken<br />

Lassen Sie es mich ein wenig pathetisch sagen: Alle am Werden und Vergehen<br />

<strong>der</strong> Militärakademie Beteiligten hatten – ich spreche natürlich in erster Linie<br />

von mir und meinen Mitstreitern – ihre Hoffnungen, ihre Träume. O<strong>der</strong> waren<br />

es Illusionen? Wir wussten nach den Kriegs- und Nachkriegszeiten: Wer<br />

nicht mehr wagt zu träumen, findet keine Kraft zu kämpfen.<br />

Unsere erste Hoffnung – o<strong>der</strong> Illusion? – war <strong>der</strong> reale Sozialismus, den wir<br />

engagiert – auch an jedem Arbeitsplatz <strong>der</strong> Militärakademie – erst aufbauen,<br />

dann festigen und in <strong>der</strong> Vorwende- und Wendezeit gründlich reformieren<br />

wollten. Das ist gescheitert, wenn auch mit einem historischen Erfolg. Wir<br />

haben mitgeholfen, dass die Blockkonfrontation Frieden – wenn auch einem<br />

zu stark bewaffneten – garantierte und ohne Krieg beendet wurde. Auch militärökonomisches<br />

Denken und <strong>Konversion</strong>süberlegungen leisteten dazu einen<br />

<strong>Beitrag</strong>.<br />

Unsere zweite Hoffnung – o<strong>der</strong> Illusion? – war es dann, mit <strong>der</strong> Wende einen<br />

Platz zu finden, um eine demokratischere, ökonomisch effektivere Gesellschaft<br />

mitzugestalten. Wir waren nicht nur zu <strong>Konversion</strong> – in ganzer Breite<br />

– bereit, son<strong>der</strong>n auch zu Transformation. Ich behaupte: Noch nie in <strong>der</strong> Geschichte<br />

deutscher <strong>Streitkräfte</strong> gab es ein so verinnerlichtes <strong>Konversion</strong>sbewusstsein<br />

unter den Betroffenen wie in <strong>der</strong> DDR-Wendezeit. Selten gab es<br />

ein größeres Engagement für einen effektiven Abbau des überdimensionierten<br />

Militärpotentials als damals zum Ende <strong>der</strong> DDR. Wir brauchten uns nicht<br />

neu erfinden o<strong>der</strong> uns gar eine Vergangenheit zurecht zu lügen. In kritischer<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung knüpften wir einfach an Erkenntnisprozesse und Aktivi-<br />

15 Siehe W. Neidhardt, Die Verwertung des Sachvermögens <strong>der</strong> NVA, in: Arbeitsgruppe<br />

Geschichte <strong>der</strong> NVA und Integration ehemaliger NVA-Angehöriger in Gesellschaft und<br />

Bundeswehr im Landesverband Ost des Deutschen Bundeswehrverbandes, Was war die NVA?<br />

Nachgetragen, Berlin 2007, S. 648 ff.

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