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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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in seiner Kleidung. Und Trung hatte das, inspiriert vom Bild, auf den knappsten<br />

möglichen Nenner gebracht. Da blieb einfach keiner ernst.<br />

Im Spätherbst dieses Jahres führte ich die vietnamesischen Offiziere das erste<br />

Mal in die Ateliers von Rudolf Nehmer und Professor Gerhard Bondzin. Beide<br />

Besuche beeindruckten sie sehr. Gerhard Bondzin überraschte mit vertrauter<br />

Anrede und vielen Skizzen, die er 1962 auf seinen Fahrten durch die Dörfer<br />

und Städte Vietnams angefertigt hatte. Auch beeindruckende Holzschnitte<br />

offenbarten seine tiefe Verbundenheit mit dem Lande Ho Chi Minhs. Gerhard<br />

erzählte von vielfältigen Begegnungen mit namhaften Kunst- und Kulturschaffenden,<br />

darunter auch mit dem Begrün<strong>der</strong> <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen vietnamesischen<br />

Seidenmalerei Nguyen Van Chanh, dem Opa von Bac. Der Künstler<br />

schenkte seinen dong chi (Genossen) einen großen Holzschnitt mit dem Titel<br />

Unbesiegt. Das Blatt erinnert an Nguyen Van Troi, jenen Saigoner Arbeiter, <strong>der</strong><br />

1964 ein Attentat auf den damaligen US-Kriegsminister Mc Namara verübt<br />

hatte. Es war fehlgeschlagen. Troi konnte man schnell fassen und hinrichten,<br />

die gerechte Sache des Volkes aber nicht besiegen. Sie war und blieb unbesiegt.<br />

Im Atelier Rudolf Nehmers beeindruckte vor allem dessen künstlerische<br />

Handschrift, die, an <strong>der</strong> Neuen Sachlichkeit geschult, durch Klarheit und Genauigkeit<br />

dem asiatischen Kunstempfinden sehr entsprach. Auch seine persönliche<br />

Ausstrahlung nahm die Vietnamesen für den Künstler ein. Damals<br />

entstand erstmals <strong>der</strong> Gedanke, unsere schöne Gemeinsamkeit doch in einem<br />

repräsentativen Gemälde verewigen zu lassen. Und Rudolf Nehmer schien<br />

uns für ein solches Auftragswerk <strong>der</strong> Militärakademie <strong>der</strong> richtige Mann zu<br />

sein. Er verstand die Vietnamesen und sein Malstil gefiel diesen sehr.<br />

Am 22.12.78 verbrachten wir den Tag <strong>der</strong> Vietnamesischen Volksarmee in<br />

Freiberg, wo wir zunächst in ein früheres Silberbergwerk, die Grube Alte Elisabeth,<br />

einfuhren, die Mineraliensammlung <strong>der</strong> Bergakademie besichtigten und<br />

nach dem Essen den Dom aufsuchten. Der nachhaltige Eindruck dieses imposanten<br />

Bauwerkes wurde durch ein Konzert auf <strong>der</strong> berühmten Freiberger<br />

Silbermannorgel gekrönt. Domkantor Hans Otto spielte Werke Johann Sebastian<br />

Bachs. Wir hatten ihn für dieses Son<strong>der</strong>konzert, das er allein für uns<br />

gab, über seine Tochter Bettina, selbst eine ausgewiesene Pianistin und Cembalistin<br />

und ganz aktiv im Dresdner Kulturbund, gewinnen können. Das Honorar<br />

zahlte unsere Politabteilung. Später fuhr ich noch oft mit meinen<br />

Schützlingen in die Umgebung Freibergs. Meist als Gäste <strong>der</strong> Papierfabrik in<br />

Weißenborn, eines Werkes, welches Spezialpapiere, zum Beispiel für Banknoten,<br />

hergestellte. Der dortige Gewerkschaftschef verehrte Vietnam und die<br />

Vietnamesen, seitdem er im Norden dieses Landes den Bau einer Papierfabrik<br />

geleitet hatte. Wenn wir kamen, kochte er vietnamesisch. Dann mussten Betriebsleiter<br />

und Parteisekretär seine Gehilfen sein, Gemüse putzen und

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