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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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Eberhard Haueis<br />

Die militärakademische Lehre zur Führung <strong>der</strong><br />

politischen Arbeit in <strong>der</strong> NVA auf neuen Wegen<br />

Mit <strong>der</strong> Wende kam auch Bewegung in den Lehrstuhl Führung <strong>der</strong> politischen<br />

Arbeit. Denn so wie die Partei verharrte, so trat auch <strong>der</strong> Lehrstuhl<br />

trotz vieler kritischer Debatten über bestimmte Seiten <strong>der</strong> Parteipolitik bis<br />

dahin im Großen und Ganzen auf <strong>der</strong> Stelle. Allerdings gab es in <strong>der</strong> Sektion<br />

Gesellschaftswissenschaften wohl keinen an<strong>der</strong>en Lehrstuhl, <strong>der</strong> schon wegen<br />

seines Lehrgegenstandes mehr von <strong>der</strong> Politischen Hauptverwaltung und <strong>der</strong><br />

Politabteilung <strong>der</strong> Militärakademie beaufsichtigt wurde. Das hing auch mit <strong>der</strong><br />

Struktur des Lehrstuhls zusammen, die in vieler Hinsicht dem Aufbau <strong>der</strong> Politorgane<br />

in <strong>der</strong> NVA entsprach. Demnach gehörten zum Lehrstuhl die<br />

Fachgruppen<br />

� Parteiarbeit, darin eingeschlossen die Arbeit <strong>der</strong> Massenorganisationen<br />

FDJ und FDGB, die Führung des sozialistischen Wettbewerbs, Fragen <strong>der</strong><br />

Festigung <strong>der</strong> Einzelleitung und <strong>der</strong> Disziplinerziehung sowie Planung und<br />

Sicherstellung <strong>der</strong> politischen Arbeit;<br />

� Ideologische Arbeit, eingeschlossen Führung von Propaganda und Agitation,<br />

Kulturarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Traditionspflege und Rhetorik;<br />

� Spezialpropaganda, die sich mit politischer Arbeit unter den Truppen<br />

des Gegners im bewaffneten Kampf beschäftigte;<br />

� Soziologie, in <strong>der</strong> zusammen mit <strong>der</strong> Vermittlung theoretischer Grundlagen<br />

die Durchführung praktischer soziologischer Erhebungen in <strong>der</strong><br />

Truppe im Auftrag <strong>der</strong> Politischen Hauptverwaltung o<strong>der</strong> im Rahmen wissenschaftlicher<br />

Forschung <strong>der</strong> Militärakademie durchzuführen war;<br />

� Politische Arbeit in <strong>der</strong> Gefechtsausbildung und im bewaffneten<br />

Kampf, in <strong>der</strong> die Ausbildung auf die Spezifik <strong>der</strong> einzelnen Teilstreitkräfte<br />

ausgerichtet war.<br />

Für die konservative Haltung des Lehrstuhls gab es aber auch Ursachen, die<br />

im Herangehen an den Lehrgegenstand zu suchen waren. Im Herbst 1989 waren<br />

dann Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> DDR und in <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee eingetreten<br />

und weiterhin zu erwarten, die diesen Lehrstuhl in <strong>der</strong> Sektion vielleicht<br />

am meisten getroffen haben. In erster Linie kam ihm die führende Rolle<br />

<strong>der</strong> Partei abhanden, die von jeher im Mittelpunkt <strong>der</strong> Lehre stand.<br />

Die Führungsrolle <strong>der</strong> SED in allen gesellschaftlichen Bereichen <strong>der</strong> DDR<br />

war nach <strong>der</strong> Verfassung von 1968 zwar festgeschrieben, musste aber nach<br />

unserem Selbstverständnis von den Armeeangehörigen nicht einfach so

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