28.02.2013 Aufrufe

S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

268<br />

Sowjetunion und den an<strong>der</strong>en sozialistischen Staaten auf das Niveau heutiger<br />

und künftiger Anfor<strong>der</strong>ungen zu bringen.“<br />

Abgesehen von dem euphorischen Text und <strong>der</strong> damals gewohnten Wortwahl,<br />

zeigt sich hier im Nachhinein neben Erwartungen aber auch eine allgemein<br />

vorhandene Portion Naivität über die Perspektiven <strong>der</strong> eingeleiteten<br />

Verän<strong>der</strong>ungen. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass im Oktober<br />

und November 1989 das Ziel <strong>der</strong> Volksbewegung noch nicht darin bestand,<br />

den Sozialismus abzuschaffen, son<strong>der</strong>n ihn zu verbessern und lebenswert zu<br />

machen. Alle existierenden und neu gegründeten gesellschaftlichen Organisationen<br />

und Bewegungen bekannten sich in ihren damaligen Beschlüssen und<br />

Programmen zur DDR und zur sozialistischen Idee. Dazu gehörten die CDU<br />

genauso wie das Neue Forum o<strong>der</strong> die SDP, die spätere SPD. Erst zu Beginn<br />

des Jahres 1990 setzte die bekannte Wende hin zur Vereinigung <strong>der</strong> beiden<br />

deutschen Staaten ein.<br />

Um die gesamte Problematik deutlicher zu machen möchte ich darauf eingehen,<br />

wie politische Arbeit vorher und im Oktober und November 1989 verstanden<br />

wurde. Nach einem Lehrmaterial des Lehrstuhls aus dem Jahr 1987<br />

war politische Arbeit in <strong>der</strong> NVA und den Grenztruppen <strong>der</strong> DDR „... zielgerichtete<br />

parteiliche Einflussnahme <strong>der</strong> Kommandeure, Politorgane, Parteiorganisationen<br />

und an<strong>der</strong>er gesellschaftlicher Organisationen auf alle Seiten des<br />

militärischen Lebens, auf das klassenmäßige Denken, Fühlen und schöpferische<br />

Handeln <strong>der</strong> Armeeangehörigen, Grenzsoldaten und Zivilbeschäftigten<br />

zur vorbildlichen Erfüllung des Klassenauftrags als Bestandteil <strong>der</strong> Gesamtpolitik<br />

<strong>der</strong> SED. In diesem Sinne ist politische Arbeit ihrem Wesen nach Parteiarbeit<br />

zur Realisierung <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> Partei im militärischen Bereich ...“. 7<br />

In <strong>der</strong> Einleitung des Dokuments vom Herbst 1989 wird dazu ein äußerst kritisches<br />

Urteil gefällt: „Die Ursachen für die krisenhaften Entwicklungen <strong>der</strong><br />

letzten Jahre mögen äußerst vielschichtig und komplex sein, eines liegt jedoch<br />

auf <strong>der</strong> Hand, sie wurden maßgeblich beför<strong>der</strong>t von einem falschen Verständnis<br />

und einer falschen Praxis politischer Arbeit. Politische Arbeit, die<br />

von <strong>der</strong> Interessenübereinstimmung (manchmal Interessenidentität) und nicht<br />

von <strong>der</strong> Interessenvielfalt ausgeht und die <strong>der</strong> vorgesetzten Ebene das väterliche<br />

Wissen um diese Interessen und das Monopol richtiger Entscheidungen<br />

zuordnet, geht am realen Leben vorbei. Der Ausgangspunkt, getroffene Entscheidungen<br />

‚nur noch’ zu erläutern und nicht ihr demokratisches Zustandekommen<br />

zu realisieren, verstärkt die Tendenz zum übermäßigen Zentralismus<br />

7 Stichwörter zur Unterstützung …, a.a.O., S. 27.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!