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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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Siegfried <strong>Schönherr</strong><br />

<strong>Konversion</strong> <strong>der</strong> <strong>Streitkräfte</strong> und Rüstungen –<br />

Idee und Wirklichkeit<br />

Statt einer Einleitung<br />

30 Jahre reale Existenz <strong>der</strong> Militärakademie „Friedrich Engels“ und 20 Jahre<br />

Rückbesinnung an Erreichtes und Versäumtes, an Gelungenes und an Versagen<br />

– heißt über die wechselvolle Geschichte <strong>der</strong> ersten und einzigen klassischen<br />

Militärakademie auf deutschem Boden zu reden, über ein Unikat in <strong>der</strong><br />

deutschen Geschichte und Militärgeschichte zu befinden, das von Anfang an<br />

als gesellschaftsstabilisierendes Element fungieren sollte. Es gibt nur wenige<br />

Strukturelemente <strong>der</strong> Landesverteidigung, die auf so originäre Weise und so<br />

intensiv in den DDR-Sozialismus eingebunden waren, wie die Militärakademie.<br />

Eigentlich Stoff für Legendenbildung. Aber dazu wird es nicht kommen.<br />

Gleichzeitig ist über <strong>Konversion</strong> zu sprechen, also über Abbau, Rückbau des<br />

Militärischen – nicht nur bei den <strong>Streitkräfte</strong>n, son<strong>der</strong>n auch in jenen Bereichen,<br />

aus denen das Militär entwickelt, versorgt, gespeist wird, also in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

überhaupt – einschließlich <strong>der</strong> Wirtschaft.<br />

Wie passt das zusammen? Berühren wir hier nicht einen geschichtlichen Son<strong>der</strong>fall,<br />

eine kaum zu verallgemeinernde Ausnahmesituation? Haben wir es<br />

nicht gar mit einem Teufelskreis zu tun?<br />

Deutsches militärtheoretisches Denken, ganz gleich welchen politischen Zielen<br />

es diente, befasste sich ja fast immer nur mit dem Aufbau, mit dem Unterhalt<br />

<strong>der</strong> <strong>Streitkräfte</strong>. Ob das in feudalistischer Zeit bei <strong>der</strong> Schaffung Stehen<strong>der</strong><br />

Heere war, während des Ersten und Zweiten Weltkrieges, als erstmals<br />

die gesamte Gesellschaft, einschließlich <strong>der</strong> Wirtschaft, voll in den Prozess<br />

<strong>der</strong> Kriegsführung und -vorbereitung einbezogen worden war, o<strong>der</strong> auch<br />

beim Aufbau <strong>der</strong> <strong>Streitkräfte</strong> in den beiden deutschen Staaten nach 1945.<br />

Die militärische und volkswirtschaftliche Praxis zeigt aber: Stets waren in <strong>der</strong><br />

Gesellschaft auch Prozesse des Abbaues <strong>der</strong> militärischen Potenziale zu lösen,<br />

zum Beispiel nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, wenngleich für die Besiegten<br />

dabei stets beson<strong>der</strong>e Bedingungen herrschten, die ihren Handlungsspielraum<br />

sehr einengten. Umfangreiche <strong>Konversion</strong>saufgaben standen an –<br />

nicht nur einmal. Das hing einfach damit zusammen, dass alles Militärische<br />

dem Primat <strong>der</strong> Politik zu folgen hatte, <strong>Streitkräfte</strong>-Handeln immer eine<br />

Funktion des Politischen war und ist. Wenn Politik den Krieg nicht mehr als<br />

Fortsetzung ihrer selbst, eben mit Mitteln des Krieges, verstand, musste sie

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