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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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erschienen waren. Gemeinsam feierten wir ein wirkliches Fest <strong>der</strong> Waffenbrü<strong>der</strong>schaft.<br />

Am 9. September hatte ich für meine Schützlinge eine Fahrt in die Sächsische<br />

Schweiz organisiert. Unter Führung des Parteiveteranen und Roten Bergsteigers<br />

Hans Schiller wan<strong>der</strong>ten wir durch das Schrammsteingebiet und zur Burg<br />

Hohnstein. Werner Keller ermöglichte den Transport dieser bunten Truppe,<br />

die sicherlich nicht den Vorschriften entsprach. In <strong>der</strong> zweiten Septemberhälfte<br />

des Jahres 1978 bereiteten sich die deutschen Offiziershörer, wie in jedem<br />

Jahr, intensiv auf die Ehrenparade zum Jahrestag <strong>der</strong> DDR vor. Der Unterricht<br />

ruhte. In dieser Zeit fuhr ich mit allen Vietnamesen in das NVA-<br />

Ferienheim Oberwiesenthal. 14 Tage lang konnten sie sich im schönen Erzgebirge<br />

erholen, in Annaberg zum Beispiel die sehenswerte Kirche mit dem<br />

Bergaltar, den Frohnauer Hammer und an<strong>der</strong>es besichtigen. Bereits auf <strong>der</strong><br />

Hinreise besuchten wir die Städtischen Kunstsammlungen in Karl-Marx-<br />

Stadt. Eine eingehende und höchst sachkundige Führung erhielten wir von<br />

<strong>der</strong> stellvertretenden Leiterin Frau Ute Weiner. Utes großes pädagogisches<br />

Geschick bewährte sich auch bei <strong>der</strong> Führung <strong>der</strong> Vietnamesen, die ja die<br />

Sprache <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kunst Europas nicht beherrschten. Sie brachte ihnen<br />

vor allem Werke des aus Chemnitz stammenden Brücke-Künstlers Karl<br />

Schmidt-Rotluff nahe.<br />

Einen zunächst unerklärlichen Zwischenfall gab es vor einem Bilde Ferdinand<br />

von Rayskis (1806 – 1890). Dieser hatte einen etwa zehnjährigen Jungen gemalt,<br />

<strong>der</strong> wohl gerade vom Fußballspielen gekommen war. Er steht vor dem<br />

Eingang des elterlichen Gutshauses. Seine alten, ganz ausgebeulten und teils<br />

offenen Schnürstiefel legen den Gedanken nahe, dass seine Eltern wohl zu<br />

den armen Adeligen gehören. Auch Putzschäden am Hause deuten darauf<br />

hin. Auf den Stufen vor <strong>der</strong> Eingangstür aber liegt ein heruntergefallener, zerschlagener<br />

Blumentopf mit einer gebrochenen Rose. Ute fragte: „Was hat das<br />

zu bedeuten?“ Dann erklärte sie: „Dieses künstlerische Zeichen sagt uns: Das<br />

Bild wurde nach dem Tod des Jungen gemalt. Die Rose ist gebrochen, bevor<br />

sie erblühte, sein Leben endete, bevor er erwachsen war. Die gebrochene,<br />

noch nicht erblühte Rose ist das Symbol des viel zu frühen Todes“. In das<br />

nun eintretende Schweigen hinein fiel ein kurzer Satz, und alle lachten lauthals.<br />

Ute war verunsichert, wusste nicht warum. Ich konnte es auch nicht erklären<br />

und beteuerte nur: „Deine Führung war sehr gut. Ich kläre das auf und<br />

gebe Bescheid“. Als alle im Bus saßen, for<strong>der</strong>te ich nachdrücklich, mir doch<br />

mal den Grund des Lachens zu nennen. Sie drucksten herum. Also wurde ich<br />

genauer: „Trung, was hast Du gesagt?“ Da platzte er heraus: „Das ist das Urbild<br />

von Lai.“ Und wie<strong>der</strong> lachten alle laut und schallend. Und ich schmunzelte<br />

auch. In <strong>der</strong> Tat, Lai war damals oft ein wenig schmuddelig und nachlässig

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