S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
132<br />
gungsressourcen; ökonomisches Prinzip in <strong>der</strong> Ausbildung, im Gefechtsdienst<br />
und bei <strong>der</strong> Sicherstellung; militärökonomische Führungserfor<strong>der</strong>nisse<br />
für die Kommandeure und Offiziere <strong>der</strong> Stäbe; Intensivierung als <strong>der</strong><br />
Hauptweg zur Effektivitätssteigerung <strong>der</strong> militärischen Tätigkeit. 7<br />
Militärökonomie war für uns nicht eine Einzeldisziplin wie die vielen im militärtechnischen<br />
o<strong>der</strong> logistischen Bereich angesiedelten (Instandhaltung, Versorgung,<br />
Truppenwirtschaft), son<strong>der</strong>n eine allgemeine Theorie mit einem Januskopf.<br />
Sie hatte sowohl in die Wirtschaft zu schauen, um eine effektive<br />
ökonomische Sicherstellung vor allem <strong>der</strong> <strong>Streitkräfte</strong> zu beför<strong>der</strong>n, als auch<br />
in die bewaffneten Organe, um eine hohe Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten.<br />
Dabei hatten wir übrigens des Öfteren hartnäckigen Wi<strong>der</strong>stand höherer Führungsebenen<br />
und unserer politischen Auftraggeber zu überwinden. Es galt,<br />
eine seit jeher im Militärwesen verfestigte These zu wi<strong>der</strong>legen, wonach <strong>der</strong><br />
militärische Auftrag im Prinzip jeden ökonomischen Aufwand rechtfertige<br />
und das Militärische gegenüber dem Ökonomischen immer das Primat habe.<br />
Hier stand natürlich auch die sowjetische Militärwissenschaft Pate, begünstigt<br />
durch ein zentralverwaltungswirtschaftliches Planungssystem, das dem Militär<br />
zu suggerieren vermochte, richtige militärökonomische Planungsansätze<br />
könnten einfach und immer das nötige militärökonomische Potenzial schaffen.<br />
Man machte es sich mit dem Slogan oft sehr einfach: Wer bestellt, bezahlt.<br />
Daraus wurde dann eine sehr verkürzte Folgerung abgeleitet: Wenn die<br />
Politik auf entsprechende militärische Stärke setzt, hat sie dafür auch die nötigen<br />
ökonomischen Voraussetzungen zu schaffen.<br />
Es gibt viele Belege dafür, dass wir durchaus kritische Politikbegleiter waren<br />
und vor allem durch unsere wissenschaftliche Arbeit bewiesen, keineswegs<br />
nur gut bezahlte Interpreten vorgefasster Meinungen gewesen zu sein. Wir wollten das<br />
ökonomische Denken in den politisch begründeten Entscheidungen des Führungspersonals<br />
beför<strong>der</strong>n und maßten uns selbstverständlich nicht an, zum<br />
Beispiel jede einzelne militärische Entscheidung o<strong>der</strong> jeden einzelnen truppenwirtschaftlichen<br />
Prozess effektivieren zu können.<br />
Selbst wenn es gelegentlich Kritik gab, weil die Praktiker das Lehrgebäude zu<br />
theoretisierend und die Auszubildenden das Theoriengerüst nicht genügend<br />
praxisnah empfanden, und wir selbst mit einer gewissen ideologischen Überfrachtung<br />
unzufrieden waren, bleibt festzuhalten: Wir lagen an <strong>der</strong> Militärakademie<br />
im technischen, militärischen und ökonomischen Trend <strong>der</strong> Zeit. Als<br />
7 Siehe Autorenkollektiv <strong>der</strong> Militärakademie „Friedrich Engels“, Beiträge zur Militärökonomie,<br />
Berlin 1976.