S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
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Eberhard Arnold<br />
Die Wahrnehmung des militärischen Gegners in Lehre<br />
und Forschung – realistische Vorstellungen über den<br />
Gegner o<strong>der</strong> Feindbild?<br />
Solange es <strong>Streitkräfte</strong> gibt, wurden und werden Kommandeure und Stabsoffiziere<br />
darauf vorbereitet, ihre Truppen in Kampfhandlungen zu führen. Diese<br />
Fähigkeiten müssen auch in <strong>Streitkräfte</strong>n entwickelt werden, <strong>der</strong>en eigentliche<br />
Aufgabe darin besteht, den Ausbruch dieser Kampfhandlungen – eines<br />
Krieges – zu verhin<strong>der</strong>n. Gefechte und Operationen zielen darauf ab, die gegenüberstehende<br />
Seite erfolgreich zu bekämpfen. In <strong>der</strong> militärischen Ausbildung<br />
an <strong>der</strong> Militärakademie wurde diese Seite als Gegner bezeichnet. In an<strong>der</strong>en<br />
Armeen findet man hiefür auch den Terminus Feind.<br />
Der Gegnerausbildung wurde an <strong>der</strong> Militärakademie eine große Bedeutung<br />
beigemessen. Als potentieller Gegner waren die NATO-<strong>Streitkräfte</strong> klar definiert.<br />
Eindeutig im Mittelpunkt standen dabei die Bundeswehr und die USA-<br />
<strong>Streitkräfte</strong>.<br />
Der Bogen <strong>der</strong> Ausbildung spannte sich von <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong>ung, Bewaffnung<br />
und den Einsatzgrundsätzen von Truppenkörpern bis zu Darstellung des Bestandes<br />
und <strong>der</strong> möglichen Gruppierung <strong>der</strong> NATO-<strong>Streitkräfte</strong> zu Beginn<br />
eines möglichen Krieges in Zentraleuropa. Die Ausbildung schloss die aktuellen<br />
operativen und militärstrategischen Ansichten sowie die sich abzeichnenden<br />
waffentechnischen Entwicklungen ein. Wichtiger Bestandteil <strong>der</strong> Ausbildung<br />
war darüber hinaus die Analyse von Gefechts- bzw. operativen Möglichkeiten<br />
<strong>der</strong> Truppenkörper, die Bewertung ihrer Einsatzgrundsätze, das<br />
Herausarbeiten und Bewerten von starken und schwachen Seiten sowie die<br />
Ableitung von Schlussfolgerungen für die Handlungen <strong>der</strong> eigenen Truppen.<br />
Hier schloss sich die Entwicklung von Fähigkeiten zur Beurteilung des Gegners<br />
in konkreten Gefechtslagen an. Von Anfang an legten wir großen Wert<br />
auf das Herausarbeiten <strong>der</strong> zeitweise gravierenden Unterschiede in Struktur<br />
und Einsatzgrundsätzen <strong>der</strong> westdeutschen und amerikanischen Landstreitkräfte.<br />
Halten wir an dieser Stelle fest: Die Gegnerausbildung bestand in <strong>der</strong> Vermittlung<br />
harter Fakten, exakter, objektiver Bewertungen, in <strong>der</strong> Entwicklung<br />
von analytischen Fähigkeiten sowie von Fähigkeiten, diese in konkreten Situationen<br />
zu richtigen Schlussfolgerungen für das eigene Handeln zu führen. In<br />
<strong>der</strong> Nachwendezeit wurde <strong>der</strong> Aufklärung <strong>der</strong> NVA attestiert, dass sie über<br />
ein umfassendes und weitgehend exaktes Bild über die NATO-<strong>Streitkräfte</strong><br />
verfügte. In engem Zusammenwirken mit dem Bereich Aufklärung im MfNV<br />
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