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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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morgen war so gut wie keine Außenhandelsliquidität mehr vorhanden. Die<br />

extrem außenhandelsabhängige DDR-Wirtschaft kollabierte. Das betraf<br />

übrigens genauso den speziellen Außenhandel. Auch in dieser Situation<br />

wurde sichtbar: Währungsturbulenzen, auch die gegenwärtige Finanzmarktkrise,<br />

sind systemimmanent, aber bis zu einem gewissen Grad jeweils<br />

auch politikbestimmt.<br />

� Die Treuhand begann ihre Arbeit, vorwiegend unter dem politisch bedingten<br />

Gesichtspunkt <strong>der</strong> Liquidation und nicht dem volkswirtschaftlich nötigen<br />

Aspekt <strong>der</strong> Transformation <strong>der</strong> DDR-Unternehmen auf Marktstrukturen<br />

mit dem Ziel von Wertschöpfung, wenn auch in geringen Dimensionen.<br />

Am <strong>Konversion</strong>spotenzial än<strong>der</strong>te sich aber wenig. Wir hatten es – unter<br />

Friedensbedingungen und gemessen an <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> DDR – mit Größenordnungen<br />

zu tun, die kaum einen historischen Vergleich zuließen:<br />

� Etwa 100.000 Mann Militärpersonal bzw. Zivilbeschäftigte waren abzubauen.<br />

� Über 3.300 Liegenschaften <strong>der</strong> NVA und <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetarmee<br />

standen zur <strong>Konversion</strong> an. Allein in Sachsen fielen über 95 Prozent <strong>der</strong><br />

bisherigen Militärstandorte unter den Hammer.<br />

� 70 bis 80 Betriebe, die zum Kernbereich <strong>der</strong> speziellen Produktion in <strong>der</strong><br />

DDR gehörten, standen vor dem Aus.<br />

� Darüber hinaus kam es nach <strong>der</strong> Währungsunion zu einem Zusammenbruch<br />

<strong>der</strong> Auslandsnachfrage nach Gütern <strong>der</strong> speziellen Produktion. Ab<br />

diesem Zeitpunkt hätten die ausländischen Besteller ihren Zahlungsverpflichtungen<br />

in DM-Währung nachkommen müssen, was bei <strong>der</strong> Devisenlage<br />

und Außenhandelsbilanz ihrer Län<strong>der</strong> nicht möglich war.<br />

� Die soziogeographische Lage veranlasste damals die zuständigen Stellen,<br />

allein in Ostsachsen 13 Konzentrierungspunkte mit dem größten Teil des<br />

Wehrmaterials <strong>der</strong> NVA anzulegen. Unter an<strong>der</strong>em waren 2.500 Panzer,<br />

4.000 gepanzerte Fahrzeuge, 200 Flugzeuge zu verschrotten. 10<br />

<strong>Konversion</strong> erlangte also plötzlich einen sehr komplexen Charakter, wofür es<br />

kaum verwertbare Erfahrungen gab. Sie musste als Einheit von Umwandlung<br />

militärischer Potenziale, Umweltbewahrung und Strukturentwicklung für viele<br />

einzelne <strong>Konversion</strong>sräume verstanden und realisiert werden. Das setzte entsprechende<br />

<strong>Konversion</strong>sprogramme sowie detaillierte <strong>Konversion</strong>sprojekte<br />

10 Siehe u.a. S. <strong>Schönherr</strong>, Rüstungsproduktion in <strong>der</strong> DDR – <strong>Konversion</strong>spotenzial und<br />

<strong>Konversion</strong>spraxis zur Zeit <strong>der</strong> Wende, in: Militärökonomie …, a.a.O., Bd. I, S. 171 ff.

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