S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
137<br />
morgen war so gut wie keine Außenhandelsliquidität mehr vorhanden. Die<br />
extrem außenhandelsabhängige DDR-Wirtschaft kollabierte. Das betraf<br />
übrigens genauso den speziellen Außenhandel. Auch in dieser Situation<br />
wurde sichtbar: Währungsturbulenzen, auch die gegenwärtige Finanzmarktkrise,<br />
sind systemimmanent, aber bis zu einem gewissen Grad jeweils<br />
auch politikbestimmt.<br />
� Die Treuhand begann ihre Arbeit, vorwiegend unter dem politisch bedingten<br />
Gesichtspunkt <strong>der</strong> Liquidation und nicht dem volkswirtschaftlich nötigen<br />
Aspekt <strong>der</strong> Transformation <strong>der</strong> DDR-Unternehmen auf Marktstrukturen<br />
mit dem Ziel von Wertschöpfung, wenn auch in geringen Dimensionen.<br />
Am <strong>Konversion</strong>spotenzial än<strong>der</strong>te sich aber wenig. Wir hatten es – unter<br />
Friedensbedingungen und gemessen an <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> DDR – mit Größenordnungen<br />
zu tun, die kaum einen historischen Vergleich zuließen:<br />
� Etwa 100.000 Mann Militärpersonal bzw. Zivilbeschäftigte waren abzubauen.<br />
� Über 3.300 Liegenschaften <strong>der</strong> NVA und <strong>der</strong> ehemaligen Sowjetarmee<br />
standen zur <strong>Konversion</strong> an. Allein in Sachsen fielen über 95 Prozent <strong>der</strong><br />
bisherigen Militärstandorte unter den Hammer.<br />
� 70 bis 80 Betriebe, die zum Kernbereich <strong>der</strong> speziellen Produktion in <strong>der</strong><br />
DDR gehörten, standen vor dem Aus.<br />
� Darüber hinaus kam es nach <strong>der</strong> Währungsunion zu einem Zusammenbruch<br />
<strong>der</strong> Auslandsnachfrage nach Gütern <strong>der</strong> speziellen Produktion. Ab<br />
diesem Zeitpunkt hätten die ausländischen Besteller ihren Zahlungsverpflichtungen<br />
in DM-Währung nachkommen müssen, was bei <strong>der</strong> Devisenlage<br />
und Außenhandelsbilanz ihrer Län<strong>der</strong> nicht möglich war.<br />
� Die soziogeographische Lage veranlasste damals die zuständigen Stellen,<br />
allein in Ostsachsen 13 Konzentrierungspunkte mit dem größten Teil des<br />
Wehrmaterials <strong>der</strong> NVA anzulegen. Unter an<strong>der</strong>em waren 2.500 Panzer,<br />
4.000 gepanzerte Fahrzeuge, 200 Flugzeuge zu verschrotten. 10<br />
<strong>Konversion</strong> erlangte also plötzlich einen sehr komplexen Charakter, wofür es<br />
kaum verwertbare Erfahrungen gab. Sie musste als Einheit von Umwandlung<br />
militärischer Potenziale, Umweltbewahrung und Strukturentwicklung für viele<br />
einzelne <strong>Konversion</strong>sräume verstanden und realisiert werden. Das setzte entsprechende<br />
<strong>Konversion</strong>sprogramme sowie detaillierte <strong>Konversion</strong>sprojekte<br />
10 Siehe u.a. S. <strong>Schönherr</strong>, Rüstungsproduktion in <strong>der</strong> DDR – <strong>Konversion</strong>spotenzial und<br />
<strong>Konversion</strong>spraxis zur Zeit <strong>der</strong> Wende, in: Militärökonomie …, a.a.O., Bd. I, S. 171 ff.