S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
92<br />
übernahmen und bearbeiteten wir Auskunftsmaterialien, analysierten im Auftrag<br />
dieses Bereiches neue Dienstvorschriften <strong>der</strong> Bundeswehr und <strong>der</strong> USA-<br />
<strong>Streitkräfte</strong> und gewährleisteten so eine aktuelle Ausbildung.<br />
Eine qualifizierte Ausbildung hatte also ihre Basis in umfangreicher wissenschaftlicher<br />
und Forschungsarbeit. Fast alle auf diesem Gebiet tätigen Lehroffiziere<br />
waren promovierte Ka<strong>der</strong>. Eine wichtige Rolle spielten Diplomarbeiten<br />
und Dissertationen ausgewählter Offiziershörer und externer Doktoranden.<br />
Die Ausbildung stützte sich ferner, dank <strong>der</strong> Unterstützung des Chefs<br />
des Bereiches Aufklärung und eines engagierten technischen Mitarbeiters, auf<br />
eine mo<strong>der</strong>ne Ausbildungsbasis, auf Kabinette. In den 80er Jahren wurde diese<br />
Arbeit vorwiegend im Lehrstuhl Aufklärung <strong>der</strong> Sektion Landstreitkräfte<br />
von sechs bis sieben Offizieren speziell für die Gegnerausbildung und jeweils<br />
ein bis zwei Offiziere in den Sektionen Luft- und Seestreitkräfte geleistet.<br />
Wenn wir heute 50 Jahre zurückblicken, so sei daran erinnert, dass es im Januar<br />
1959 auf dem Gebiet <strong>der</strong> Gegnerausbildung inhaltlich und hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> materiellen und personellen Voraussetzungen völlig an<strong>der</strong>s aussah. Damals<br />
war offensichtlich geplant, den Gegner sozusagen nebenbei, als Vorspann<br />
zu behandeln, zum Beispiel in <strong>der</strong> Einleitung zum Thema Division im<br />
Angriff die Ansichten <strong>der</strong> NATO-<strong>Streitkräfte</strong> zur Verteidigung darzulegen. Im<br />
Stellenplan <strong>der</strong> Militärakademie war im Herbst 1958 ein Fachlehrer für<br />
Aufklärung und NATO-<strong>Streitkräfte</strong> vorgesehen. Im Oktober 1958 wurde<br />
auf diese Planstelle ein noch nicht ganz 25-jähriger Oberleutnant, <strong>der</strong> natürlich<br />
keinen Hochschulabschluss hatte, versetzt. Die Materiallage war ähnlich<br />
bescheiden.<br />
Es war also ein weiter und anstrengen<strong>der</strong> Weg, von den Anfängen <strong>der</strong> Lehre<br />
und Forschung über den militärischen Gegner, zum Stand von 1989. Ausgangspunkt<br />
und Rahmen für Lehre und Forschung über den militärischen<br />
Gegner war, dass im Falle eines Krieges die NATO <strong>der</strong> Aggressor sein würde.<br />
Als logische Konsequenz folgte daraus, dass die Beurteilung <strong>der</strong> Angriffsfähigkeit<br />
<strong>der</strong> NATO-<strong>Streitkräfte</strong>, <strong>der</strong> Entwicklung ihrer Fähigkeiten zum überraschenden<br />
Beginn von Angriffshandlungen, einen beson<strong>der</strong>en Stellenwert<br />
hatte.<br />
So waren auch die Ausgangslagen von Übungen angesetzt, die bei Kriegsbeginn<br />
spielten. „Der Feind ist aus einer großen Friedensinitiative heraus überfallartig<br />
zum Angriff angetreten.“ Das ist kein Zitat aus einer Übungslage <strong>der</strong><br />
NVA, son<strong>der</strong>n stammt aus einem Buch von Eike Middeldorf, einem Standardwerk<br />
<strong>der</strong> Bundeswehr in den 50er Jahren. Lassen wir einmal beiseite, dass<br />
man den Begriff Feind in unserer Ausgangslage wahrscheinlich nicht gefunden<br />
hätte und wir <strong>der</strong> NATO auch keine Friedensinitiative unterstellt hätten, die