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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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gestärkt usw. werden mussten. Die Rolle und Würde des Individuums sollte<br />

jetzt wirklich in den Mittelpunkt schöpferischer und zielgerichteter Menschenführung<br />

gestellt werden. Die zentrale Rolle dieser Problemstellung wird<br />

aus folgen<strong>der</strong> Textstelle (im Original fett gedruckt) deutlich: „Gegenüber individuellen<br />

Interessen sind kollektive und gesellschaftliche Interessen Abstrakta,<br />

die sich in einem komplizierten, wi<strong>der</strong>sprüchlichen Prozess ... herausbilden.<br />

Als dieser Prozess sollte politische Arbeit dem Wesen nach verstanden<br />

werden. Sie ist praktisch-geistige Tätigkeit ... zur Herausbildung von Mehrheiten<br />

in <strong>der</strong> jeweils übergeordneten Subjektebene durch Interessenausgleich<br />

o<strong>der</strong> Kompromiss.“<br />

Damit in Verbindung ging es darum, dem demokratischen Zentralismus, <strong>der</strong><br />

in praxi Führung von oben bedeutete, den politischen Willensbildungsprozess<br />

von unten entgegen zu setzen. Die Menschen sollten von <strong>der</strong> Rolle als Objekt<br />

<strong>der</strong> Politik und <strong>der</strong> politischen Beeinflussung befreit und zum selbstbewussten<br />

Subjekt in <strong>der</strong> Gesellschaft und im militärischen Kollektiv werden. Das<br />

musste für einen militärischen Organismus, dessen Führungsprinzip auf Befehl<br />

und Gehorsam aufgebaut ist, allerdings zunächst noch ziemlich vage<br />

bleiben.<br />

Nicht zuletzt ging es um die kulturelle, sportliche und soziale Betreuung <strong>der</strong><br />

Armeeangehörigen in <strong>der</strong> Freizeit. Sie war schon immer Bestandteil <strong>der</strong> politischen<br />

Arbeit. 9 Nunmehr wurde in dem neuen Konzept dieser Bereich weiter<br />

gefasst und durch Maßnahmen <strong>der</strong> Beratung in Rechtsfragen, <strong>der</strong> Bildung<br />

von Räten <strong>der</strong> einzelnen Dienstgradgruppen als Interessenvertretungen u.ä.<br />

erweitert. Deshalb war die so genannte staatlich geführte politische Arbeit<br />

nach Inhalten und Formen eingeteilt in die Bereiche<br />

� staatsbürgerliche Bildung;<br />

� Interessenvertretung;<br />

� Öffentlichkeitsarbeit;<br />

� truppenspezifische Sozialpolitik und Freizeitbetreuung sowie<br />

� rechtliche und psychologische Betreuung.<br />

Bei Letzterem ragt die Arbeit eines Beauftragten <strong>der</strong> Volkskammer zur Sicherung<br />

persönlicher Rechte <strong>der</strong> Armeeangehörigen heraus, offenbar nach dem<br />

Beispiel einer solchen Funktion in <strong>der</strong> Bundesrepublik.<br />

9 Siehe E. Haueis, Die führende Rolle <strong>der</strong> SED in <strong>der</strong> Nationalen Volksarmee. Eine kritische<br />

Nachbetrachtung, in: Was war die NVA? Studien – Analysen – Berichte, Berlin 2001, S. 323 ff.

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