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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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Die Pflicht zur Ankündigung von Manövern betraf neben Landstreitkräften<br />

auch amphibische Landungen und Luftlandeoperationen. Erstmals akzeptierte<br />

<strong>der</strong> Warschauer Pakt damals Inspektionen ohne Verweigerungsrecht. Dieses<br />

VSBM-Paket wurde im Wiener Dokument von 1990 noch durch einen<br />

wesentlich erweiterten Informationsaustausch und durch Schaffung eigener<br />

Institutionen ergänzt. Heute haben VSBM endgültig ihren Platz in <strong>der</strong> Sicherheitspolitik<br />

gefunden, wenn sich auch ihre Bedeutung und die regionalen<br />

Schwerpunkte gewandelt haben, etwa im Dialog mit Islamisten.<br />

Die Rolle <strong>der</strong> Akademien<br />

Angehörige <strong>der</strong> Akademien bei<strong>der</strong> Seiten spielten bei den Mitte bis Ende <strong>der</strong><br />

80er sich im Zusammenhang mit VSBM intensivierenden Kontakten zunehmend<br />

eine Rolle, die man nicht überschätzen, aber auch nicht gering achten<br />

sollte. Die erkennbare Bereitschaft zum Dialog unter Fachleuten und zu<br />

grundlegenden Reformen <strong>der</strong> eigenen Struktur – zum Beispiel weg von <strong>der</strong><br />

Partei-Armee und hin zu einer Armee des Volkes – hat dabei ihren Eindruck<br />

nicht verfehlt. Aber die Zahl <strong>der</strong>er, die sich im Westen Deutschlands mit dieser<br />

Entwicklung beschäftigten, war lei<strong>der</strong> sehr gering. Sie hätte sehr viel größer<br />

sein können, wenn die Spitze <strong>der</strong> Bundeswehr die Reformwilligen in <strong>der</strong><br />

NVA in die Entwicklung eines Konzeptes für die gemeinsame Armee <strong>der</strong><br />

Einheit eingebunden hätte. Dazu hätte auch angesichts <strong>der</strong> sich spontan und<br />

weitgehend ungeregelt entwickelnden Kontakte zwischen Bundeswehr und<br />

NVA ab Frühjahr 1990 aller Anlass bestanden. Es ist keine Entschuldigung<br />

für die Bundeswehr, dass auch im Verteidigungsministerium <strong>der</strong> DDR <strong>der</strong><br />

Konservatismus ein erhebliches Hemmnis war, wie Schreiber in seinem beeindruckenden<br />

Zeitzeugenbericht über die sicherheitspolitische Entwicklung<br />

in den letzten Jahren <strong>der</strong> DDR anmerkt. 1<br />

Die Abwicklung <strong>der</strong> NVA war kein Ruhmesblatt<br />

Beim Aushandeln des Einigungsvertrages konzentrierte sich das Interesse <strong>der</strong><br />

Verhandlungsführer in <strong>der</strong> Bundeswehr vor allem auf die Frage, wie man angesichts<br />

<strong>der</strong> gleichzeitigen Ereignisse – Reduzierung <strong>der</strong> eigenen <strong>Streitkräfte</strong><br />

bei gleichzeitiger Auflösung <strong>der</strong> NVA – den Prozess <strong>der</strong> unvermeidlichen<br />

Übernahme eines Restes von NVA-Angehörigen möglichst vorteilhaft für die<br />

eigene Seite und dazu geräuschlos bewerkstelligen konnte. Das gelang, weil<br />

<strong>der</strong> politischen Führung in <strong>der</strong> DDR und auch <strong>der</strong> Volkskammer die Vertre-<br />

1 Siehe W. Schreiber, Von einer Militärdoktrin <strong>der</strong> Abschreckung zu Leitsätzen entmilitarisierter<br />

Sicherheit (1987 – 1990). Ein Zeitzeugenbericht, in: <strong>DSS</strong>-Arbeitspapiere, Heft 86,<br />

Dresden 2007.

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