S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS
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Da die Aufgaben <strong>der</strong> Grenztruppen, ihre Struktur und Ausrüstung und ihre<br />
Dislozierung in kleinen Einheiten entlang <strong>der</strong> gesamten Staatsgrenze aber<br />
eben doch sehr spezifische Anfor<strong>der</strong>ungen an die Truppenführung stellten,<br />
gab es permanent Auseinan<strong>der</strong>setzungen über das Verhältnis des Allgemeinen<br />
zum Spezifischen in <strong>der</strong> militärischen Ausbildung. Im Laufe <strong>der</strong> Entwicklung<br />
gab es trotz <strong>der</strong> Zugehörigkeit des Lehrstuhls zur Sektion Landstreitkräfte eine<br />
Entwicklung hin zur vor<strong>der</strong>gründigen Berücksichtigung des Spezifischen.<br />
Das war einfach den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Truppenpraxis geschuldet. Rückblickend<br />
wäre es wohl sinnvoller gewesen, dem Lehrstuhl Taktik <strong>der</strong> Grenztruppen<br />
von vornherein eine strukturelle Son<strong>der</strong>stellung an <strong>der</strong> Akademie<br />
einzuräumen. Darauf ist in an<strong>der</strong>em Zusammenhang noch zurückzukommen.<br />
Die militärische Aufgabenstellung an die Grenztruppen wurde nach 1968<br />
nochmals erweitert. Das hing weniger mit <strong>der</strong> militärischen Intervention von<br />
Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages in <strong>der</strong> CSSR zusammen, als<br />
vielmehr mit den Schlussfolgerungen aus dem damaligen sowjetisch-chinesischen<br />
Grenzkonflikt im Fernen Osten am Ussuri. Bei aller Schärfe <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
bemühten sich damals in diesem Grenzkonflikt beide Seiten,<br />
die militärischen Handlungen auf die Grenztruppen zu beschränken und es<br />
dadurch nicht zum Krieg zwischen beiden Staaten kommen zu lassen. Insofern<br />
Mot.-Schützen-Einheiten am Konflikt teilnahmen, unterstellte man sie<br />
den Grenztruppen. Daraus wurde im Warschauer Vertrag auch eine Schlussfolgerung<br />
für Europa gezogen, die in <strong>der</strong> Grundfor<strong>der</strong>ung bestand, „in<br />
Grenzkonflikten, die ja begrenzte bewaffnete Auseinan<strong>der</strong>setzungen unterhalb<br />
<strong>der</strong> Schwelle eines Krieges darstellen, ausschließlich die nicht zu den nationalen<br />
Armeen gehörenden Grenztruppen selbständig o<strong>der</strong> höchstens mit<br />
Unterstützung zum Einsatz zu bringen.“ 4<br />
Eine solche For<strong>der</strong>ung erhöhte natürlich die Anfor<strong>der</strong>ungen an die militärischen<br />
Führungsfähigkeiten <strong>der</strong> Kommandeure <strong>der</strong> Grenztruppen enorm. Die<br />
Notwendigkeit <strong>der</strong> militärakademischen Qualifizierung wurde nochmals nachdrücklich<br />
unterstrichen. Über das militärische Handwerkszeug hinaus war in<br />
diesem Zusammenhang natürlich vor allem operativ-taktisches Denken gefragt<br />
und auch die Fähigkeit, mit Kräften <strong>der</strong> Sowjetarmee und <strong>der</strong> NVA zusammenzuwirken.<br />
Es lässt sich einschätzen, dass die militärakademische<br />
Ausbildung in ihrer Gesamtheit diesem Anspruch gerecht wurde. Die Absolventen<br />
<strong>der</strong> Akademie stellten das in Überprüfungen und Übungen hinrei-<br />
4 Ebenda, S. 51.