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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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1978 auf den 7. und 8. Februar und musste langfristig vorbereitet werden. Zu<br />

einem richtigen Tet sind landestypische Speisen ein Muss. So wie zur echten<br />

erzgebirgischen Weihnacht <strong>der</strong> selbst gebackene Stollen gehört, so eben zum<br />

Tet unbedingt Klebreis. Dazu braucht man eine spezielle Sorte Reis, die mindestens<br />

10 Stunden eingeweicht, wie<strong>der</strong> getrocknet und danach eine Stunde<br />

gedämpft werden muss. Dann wird dieser Reis mit stark rot färbendem<br />

Fruchtfleisch versetzt und gezuckert. Klebreiskuchen gehören seit Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

zum Tet-Fest. Dazu wird <strong>der</strong> Klebreis mit grünen Bohnen und<br />

Schweinefleisch angereichert, in quadratische Form gebracht und in spezielle<br />

Blätter eingewickelt. So muss er mindestens zehn Stunden kochen und danach,<br />

mit Steinen beschwert, noch einige Stunden reifen. Getrockneter Bambus<br />

wird ähnlich aufwendig zubereitet. Als ich solch ein Stück zum ersten Mal<br />

in den Händen hielt, dachte ich an starke Kiefernrinde. Da wurde mir klar,<br />

warum man das eine Woche lang einweichen, ausdrücken und dann noch einige<br />

Male mit frischem Wasser aufkochen muss. Nur so wird <strong>der</strong> Bambus<br />

weich, verliert er alle Bitterstoffe. Danach kann er mit Schweinebein geschmort<br />

und gekocht werden. Es vergehen also Tage, bis so eine köstliche,<br />

asiatische Speise auf dem Tisch steht.<br />

Auf den Kochplatten <strong>der</strong> Internatszimmer war eine solche aufwendige Speisenvorbereitung<br />

natürlich unmöglich. Wo aber eine geeignete Küche finden?<br />

Die <strong>der</strong> Akademie durfte nach den geltenden Hygiene-Vorschriften dafür<br />

nicht genutzt werden. Zum Glück wurde damals eine neue Küche im Objekt<br />

II <strong>der</strong> Akademie in Dresden-Neustadt fertig. Vor ihrer Übergabe durften wir<br />

sie schon einmal nutzen, den anschließenden Speisesaal zur Feier einrichten<br />

und schmücken. Seine Ausgestaltung erfor<strong>der</strong>te aber ebenfalls viel Zeit, denn<br />

zum Tet gehören ja keine Tannenbäume, son<strong>der</strong>n blühende Zweige und viele<br />

Blumen. Kaufen konnten wir die nicht. Also setzten sich die Offiziere mehrere<br />

Tage lang hin und verwandelten kahle Zweige aus umliegenden Parkanlagen<br />

in wun<strong>der</strong>schöne „blühende“ Pfirsichbäumchen, das Symbol des vietnamesischen<br />

Neujahrsfestes. Auch an<strong>der</strong>e Blumen „erblühten“ unter ihren fleißigen<br />

und geschickten Händen mit Hilfe farbigen Krepps. Einige deutsche<br />

Genossen, die den immensen Aufwand bemerkten, fragten: „Sollten man diese<br />

Zeit nicht lieber zum Studium verwenden?“<br />

Die Vietnamesen haben studiert, unermüdlich und mit unheimlicher Konsequenz.<br />

Ein Jahr lang in Naumburg und drei Jahre in Dresden. Und in <strong>der</strong><br />

ganzen Zeit konnten sie nicht ein einziges Mal ihre Familien besuchen. Die<br />

einzige Erholung, die sie sich gönnten, bestand im Fußballspiel. Sonnabends<br />

bolzten sie von Mittag an bis die Dunkelheit hereinbrach und sie völlig erschöpft<br />

waren. Innerhalb weniger Monate verschlissen ihre Sportschuhe und<br />

mussten immer wie<strong>der</strong> ersetzt werden. Das aber war zum Glück dank ver-

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