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S. Schönherr (Beitrag): Konversion der Streitkräfte - DSS

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schen Truppen- und Flottenpraxis erhielten Vorrang. In <strong>der</strong> Ausbildung war<br />

ein Rückgriff auf deutsche Militärtheoretiker selten, zum Beispiel auf Clausewitz,<br />

o<strong>der</strong> indiskutabel, zum Beispiel auf deutsche Militärs vor 1945.<br />

Die militärwissenschaftliche Forschung war hauptsächlich auf die taktische<br />

Ebene <strong>der</strong> nationalen Teilstreitkräfte und Grenztruppen <strong>der</strong> DDR sowie auf<br />

Ausbildungsmodelle und -methoden gerichtet, die den wissenschaftlich-technischen<br />

Fortschritt für militärische Ausbildungseinrichtungen nutzbar machten.<br />

Wesensän<strong>der</strong>ungen des Krieges wurden ab Anfang bis Mitte <strong>der</strong> 80er<br />

Jahre eigenständig militärwissenschaftlich erforscht, zum Beispiel <strong>der</strong> Kampf<br />

in hoch technologisierten Ballungsräumen.<br />

Anstöße zur Kritik einer einseitig orientierten Militärwissenschaft führten<br />

Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre, zum Beispiel durch Siegmund, 12 zu erst zögerlichen,<br />

dann dynamischeren Versuchen, die allgemein-theoretischen Grundlagen für<br />

eine DDR-Militärwissenschaft zu formulieren. 13 Je nach Denkrichtung wird<br />

das als Vorwurf o<strong>der</strong> als Argument <strong>der</strong> Stärke vorgetragen.<br />

Meine eigene (militär-)wissenschaftliche Bilanz in <strong>der</strong> NVA umfasst überschaubare<br />

zehn Jahre: Diplom-Studium (1972 bis 1975), später Weiterbildung<br />

(1978) in Dresden, Publikationen in <strong>der</strong> Militärpresse (1980 bis 1982,<br />

1989/90), Auslandsstudium (ab 1984, Diplom 1986) sowie Lehr- und Forschungsarbeit<br />

(1987 bis 1990) und Promotion an <strong>der</strong> Militärakademie „Friedrich<br />

Engels“.<br />

Bei <strong>der</strong> Aufnahme meiner Forschungsarbeit 1987 wurde mir Literatur empfohlen,<br />

um meinen Wissenschaftsbegriff zu schärfen. Nicht unbekannt erschienen<br />

mir die Aufgaben (Beschreiben, Erklären, Vorhersagen, Beeinflussen<br />

und Verän<strong>der</strong>n) und die Wissenschaftskriterien (Prägnanz, Intersubjektive<br />

Verständlichkeit, Überprüfbarkeit, Ordnung und Systematik). 14 Doch wie<br />

passte die vehement eingefor<strong>der</strong>te Parteilichkeit <strong>der</strong> sozialistischen Militärwissenschaft<br />

zu einem offenen Prozess des Erkenntnisgewinns? Für Friedrich<br />

Engels, so las ich, hatte jedenfalls „die Militärwissenschaft, ebenso wie die<br />

12 Siehe W. Siegmund, Die Ziele und Schwerpunkte <strong>der</strong> Forschung in <strong>der</strong> NVA bis in die<br />

90er Jahre, in: Militärwesen (VVS), Berlin 12/1984, S. 6 ff.<br />

13 Siehe auch J. Klopfer, Zur Kritik allgemein-theoretischer Positionen <strong>der</strong> Militärwissenschaft<br />

in <strong>der</strong> DDR, in: <strong>DSS</strong>-Arbeitspapiere, Heft 5, Dresden 1992, S. 65 ff.<br />

14 Siehe K. Guss, Wissenschaft, in: G. Kirchhoff (Hrsg.), Handbuch zur Ökonomie <strong>der</strong><br />

Verteidigungspolitik, Regensburg 1986, S. 1138 ff.

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