WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet
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P<br />
R<br />
Abb. 17<br />
ist schon <strong>im</strong> Fall des dynamischen Linealkreises<br />
die Verfügbarkeit von Makros praktisch<br />
unerlässlich. Auf diese Weise kommt es<br />
<strong>im</strong> Geometrieunterricht dann einmal zu der<br />
oft als Ziel angestrebten Restrukturierung einer<br />
Konstruktion durch Zusammenfassung<br />
ganzer Sequenzen von Konstruktionsschritten<br />
zu einem neuen Ganzen. Aber auch inhaltlich<br />
weist dieser Zugang weit über den<br />
Kreis hinaus: zu den rational parametrisierbaren,<br />
also mit dem Lineal konstruierbaren<br />
Kurven gehören nämlich insbesondere die<br />
Ortslinien des Höhenschnittpunkts <strong>und</strong> der<br />
Mittelpunkte von Um- <strong>und</strong> in einigen Fällen<br />
auch Inkreis (Gawlick (2004b). Dieser algebraische<br />
Sachverhalt wirft geometrische Fragen<br />
auf: Lassen sich denn auch Mittelsenkrechten,<br />
Höhen <strong>und</strong> Winkelhalbierende allein<br />
mit dem Lineal konstruieren? Das würde<br />
überraschen, da sie ja auf metrischen Eigenschaften<br />
wie "senkrecht" oder "halbierend"<br />
basieren. Diese sind allein mit Linealkonstruktionen<br />
nicht zu realisieren; <strong>—</strong> aber es ist<br />
möglich, sie in der Menge der Startpunkte zu<br />
kapseln:<br />
Abb. 18<br />
Denn man kann aus ihnen die Koordinatenachsen<br />
<strong>und</strong> den Ursprung U konstruieren<br />
<strong>und</strong> hat auf diesen je zwei Punkte mit Mittelpunkt.<br />
Zu einer solchen Geraden AB kann<br />
man aber die Parallele durch einen gegebenen<br />
Punkt F ziehen, wenn man noch über einen<br />
weiteren Punkt R auf AF verfügt, von<br />
dessen Existenz man sich jeweils vorher<br />
überzeugen muss: Ist E der Mittelpunkt von<br />
S<br />
Q<br />
g<br />
Konstruktion <strong>und</strong> Kontinuität in der Dynamischen Geometrie<br />
A <strong>und</strong> B, D = ER∩BF <strong>und</strong> G = AD∩BR, dann<br />
gilt AB⎟⎜FG (vgl. Abb. 18).<br />
Auf das Parallelenziehen kann man die meisten<br />
elementargeometrischen Konstruktionen<br />
zurückführen (vgl. Gawlick 2004b):<br />
II.3 Die Elementargeometrie als<br />
Linealgeometrie<br />
Mit einem Parallelenlineal sind fast alle<br />
Gr<strong>und</strong>aufgaben lösbar:<br />
Senkrechte zu einer Geraden g durch U: g<br />
schneide die x-Achse in Q. Die Parallele zu<br />
x1y1 durch P schneide die x-Achse in P', die<br />
durch Q schneide die y-Achse in PQ'. P'Q' ist<br />
das Spiegelbild von g = PQ an der ersten<br />
Winkelhalbierenden. Sei P" der Schnittpunkt<br />
der Parallelen durch P' <strong>und</strong> Q' zu den Koordinatenachsen.<br />
Dann steht UP" senkrecht<br />
auf g (vgl. Abb. 19).<br />
g<br />
Q'<br />
P<br />
y1<br />
U<br />
P''<br />
x1 P'<br />
Q<br />
Abb. 19<br />
Senkrechte zu g durch einen beliebigen<br />
Punkt R: Diese erhält man als Parallele zu<br />
der eben konstruierten Senkrechten durch<br />
den Punkt R.<br />
Mittelpunkt M = MP(A,B) der Punkte A <strong>und</strong><br />
B: Sei C ein Punkt außerhalb von AB <strong>und</strong> D<br />
ein Punkt auf der Parallelen zu AB durch C.<br />
Sei E = AC∩BD <strong>und</strong> F = AD∩BC. Aufgr<strong>und</strong><br />
der harmonischen Eigenschaften des vollständigen<br />
Vierseits ist dann M = AB∩EF (vgl.<br />
Abb. 20 <strong>und</strong> Bieberbach 1952).<br />
Mittelsenkrechte MS(A,B) der Punkte A <strong>und</strong><br />
B: Dies ist natürlich die Senkrechte auf AB in<br />
M.<br />
Seitenhalbierende <strong>und</strong> Höhen des Dreiecks<br />
ergeben sich entsprechend. Folglich sind<br />
auch Umkreismittelpunkt, Schwerpunkt<br />
<strong>und</strong> Höhenschnittpunkt des Dreiecks schon<br />
allein mit dem Lineal konstruierbar! Dabei<br />
haben wir gesehen, dass man nicht nur, wie<br />
üblich, das Parallelenziehen auf das Lotfällen<br />
zurückführen kann, sondern auch umgekehrt.<br />
Der Einfachheit halber bietet es sich aber an,<br />
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