WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet
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Andreas Filler<br />
schen Geometrie mithilfe von POV-Ray grafisch<br />
darzustellen, auch für ihre Hausaufgaben,<br />
<strong>—</strong> obwohl dies nicht verlangt war. Als<br />
Gr<strong>und</strong> gaben sie an, dass sie sich so unter<br />
den Aufgaben mehr vorstellen <strong>und</strong> vor allem<br />
ihre rechnerischen Ergebnisse kontrollieren<br />
können.<br />
88<br />
Abb. 9<br />
5 Computergrafik <strong>und</strong><br />
Vektorbegriff<br />
Das dominierende Modell für Vektoren, welches<br />
<strong>im</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht Verwendung<br />
findet, ist das der Pfeilklassen. Äquivalenzklassen<br />
werden dabei allerdings i.Allg. nicht<br />
thematisiert; statt dessen wird herausgearbeitet,<br />
dass Vektoren durch verschiedene<br />
gleich lange <strong>und</strong> gleich gerichtete Pfeile dargestellt<br />
werden können. Diese Vektorauffassung<br />
steht auch in Beziehung zum Physikunterricht<br />
der Sek<strong>und</strong>arstufe I, in dem Kräfte als<br />
vektorielle Größen bezeichnet, durch Pfeile<br />
beschrieben <strong>und</strong> grafisch addiert werden.<br />
Auch der Zusammenhang zwischen Verschiebungen<br />
<strong>und</strong> Vektoren wird anhand der<br />
Pfeilauffassung gut deutlich. Untersuchungen<br />
von G. Wittmann ergaben, dass Schüler zum<br />
großen Teil sinnvolle geometrische Vorstellungen<br />
von Vektoren erlangen, vielfach aber<br />
inhaltliche <strong>und</strong> begriffliche Probleme mit der<br />
Abstraktion, die der Vektorbegriff beinhaltet,<br />
bestehen (Wittmann 2003, 100–123).<br />
Ein weiterer Aspekt des Vektorbegriffs ergibt<br />
sich aus dem Rechnen mit Vektoren. Dazu<br />
werden diese durch n-Tupel (meist Paare<br />
oder Tripel) reeller Zahlen charakterisiert.<br />
Aus mathematischer Sicht stellen die n-Tupel<br />
ebenso ein Modell für den Vektorbegriff dar<br />
wie die Pfeilklassen. In der Auffassung von<br />
Schülern besteht diese Gleichwertigkeit<br />
meist nicht: Häufig verbinden sie in ihrer Vorstellung<br />
Vektoren mit Pfeilen, die durch Zahlentripel<br />
beschrieben werden, <strong>—</strong> wie auch<br />
Punkte durch Koordinatentripel beschrieben<br />
werden können (s. Tietze u.a. 2000, Wittmann<br />
2003, u.a.).<br />
In der Informatik (<strong>und</strong> auch <strong>im</strong> Informatikunterricht)<br />
versteht man unter Vektoren generell<br />
Zahlen-n-Tupel, die in den meisten Fällen<br />
keine geometrische Bedeutung besitzen. An<br />
diese Vektorauffassung angelehnt, heißt es<br />
z.B. in der Hilfe von POV-Ray:<br />
"A vector is a set of related float values."<br />
Vektoren in diesem Sinne, also Zahlen-n-Tupel,<br />
treten in der Computergrafik in sehr unterschiedlichen<br />
Zusammenhängen auf. Sie<br />
beschreiben in POV-Ray u.a.:<br />
• Punkte des Raumes: <br />
• Geometrische Transformationen:<br />
- Translationen:<br />
translate <br />
- Drehungen: rotate <br />
φx, φy <strong>und</strong> φz sind dabei die Drehwinkel<br />
um die x-, y- bzw. z-Achse.<br />
- Streckungen: scale <br />
sx, sy <strong>und</strong> sz geben die Skalierungsfaktoren<br />
in x-, y- bzw. z-Richtung an.<br />
• Farben: color rgb <br />
r steht für den Rot-, g für den Grün- <strong>und</strong> b<br />
für den Blau-Anteil einer Farbe. 9<br />
Von den genannten Bedeutungen des Vektorbegriffs<br />
ist die Beschreibung von Farben<br />
sicherlich am weitesten von den Beispielen<br />
entfernt, die <strong>im</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht betrachtet<br />
werden. Die Farbvektoren sind aber<br />
insofern besonders interessant, als sie in vielen<br />
Bereichen moderner Medien (wie z.B. in<br />
der Bildbearbeitung <strong>und</strong> der Beschreibung<br />
von <strong>Internet</strong>seiten) ein große Bedeutung haben<br />
<strong>und</strong> zugleich ein Beispiel sinnvoller geometrischer<br />
Interpretation eines an sich ungeometrischen<br />
Sachverhaltes darstellen. Aus<br />
diesem Gr<strong>und</strong>e soll <strong>im</strong> Folgenden etwas näher<br />
auf die Beschreibung von Farben eingegangen<br />
werden.<br />
Nach der Trist<strong>im</strong>ulustheorie besitzt das<br />
menschliche Auge drei Arten von Sensoren<br />
(Synapsen) mit unterschiedlichen wellenlängenabhängigen<br />
Empfindlichkeiten. Die Empfindlichkeitsmax<strong>im</strong>a<br />
dieser Synapsen liegen<br />
<strong>im</strong> roten, grünen bzw. <strong>im</strong> blau-violetten Bereich<br />
des Farbspektrums (s. z.B. Nyman<br />
1999 <strong>und</strong> Watt 2002). Menschliche Farbwahrnehmung<br />
entsteht durch Auswertung<br />
der Intensitäten der Reize, die auf jede der<br />
Arten von Synapsen ausgeübt werden. Somit<br />
kann jede mögliche Farbempfindung durch<br />
9 Erweiterte Farbbeschreibungen durch Quadrupel oder Quintupel in<br />
POV-Ray beinhalten zusätzlich die Beschreibung von Transparenzeigenschaften,<br />
wobei zwei unterschiedliche Modelle von<br />
Transparenz zum Einsatz kommen (s. Hilfe von POV-Ray bzw.<br />
[3]).