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WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet

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T<strong>im</strong>o Leuders<br />

Hypermedia-Systeme vor, wie sie Seeberg<br />

(2002, 10ff) vorstellt. Hier können z.B. alle<br />

Links offen stehen, aber mit Hilfe einer Ampelmetapher<br />

dem Lerner deutlich gemacht<br />

werden, in wie weit er aufgr<strong>und</strong> seines Lernmodells<br />

<strong>und</strong> Lernweges die Voraussetzungen<br />

für die Bearbeitung des dahinter liegenden<br />

Moduls erfüllt.<br />

Ein weiteres Kriterium für eine offenere, lernerzentrierte<br />

Auffassung von Interaktivität einer<br />

Lernumgebung liefert Schulmeister<br />

(2002). Diese kann dem <strong>Lernen</strong>den erlauben,<br />

aktiv in ihre Struktur einzugreifen <strong>und</strong><br />

sie nach seinen Wünschen umzugestalten.<br />

Für diese Art von reziproker Adaptivität sind<br />

gerade Hypermedia-Systeme gut geeignet:<br />

Der <strong>Lernen</strong>de kann den Elementen eigene<br />

Annotationen hinzufügen, kann ggf. auch Ergänzungen<br />

<strong>und</strong> Änderungen von Inhalten<br />

oder strukturellen Verknüpfungen vornehmen.<br />

Einige zusammenfassende<br />

Bemerkungen<br />

Die folgenden Bemerkungen zu einigen<br />

Kernfragen des <strong>Lernen</strong>s in medialen, konstruktivistischen<br />

Lernumgebungen sind zwar<br />

als Konsequenz der vorangehenden Ausführung<br />

zu verstehen, sind aber weniger systematisch<br />

<strong>und</strong> eher subjektiv geprägt.<br />

Welche Rolle spielt das konstruktivistische<br />

Paradigma für das <strong>Lernen</strong>?<br />

Es ist deutlich geworden, dass viele der hier<br />

zusammengetragenen Anforderungen an<br />

Lernumgebungen nicht unbedingt eines konstruktivistischen<br />

Hintergr<strong>und</strong>es bedürfen. Die<br />

konstruktivistische Position, die vor allem Situiertheit<br />

<strong>und</strong> Selbstregulation betont, erweist<br />

sich als wichtiges Korrektiv: Dass <strong>und</strong> warum<br />

gerade computergestützte Lernarrangements<br />

<strong>im</strong>mer noch besondere Gefahr laufen, einen<br />

einseitig vermittlungsorientierten Ansatz zu<br />

verfolgen, ist aus den vorangehenden Argumenten<br />

<strong>und</strong> Beispielen deutlich geworden.<br />

Welche Hoffnungen sind mit computergestützten<br />

Lernumgebungen verb<strong>und</strong>en?<br />

Die Gründe, die für eine stärkere Förderung<br />

eines computer- <strong>und</strong> internetgestützten <strong>Lernen</strong>s<br />

angeführt werden, klingen meist plausibel,<br />

müssen sich aber auf ihren Gehalt kritisch<br />

hinterfragen lassen. Um nur einige wesentliche<br />

Beispiele zu nennen:<br />

30<br />

• Innovation der Lehrformen: Allein die Diagnose<br />

mangelnder Qualität herkömmlichen<br />

Unterrichts ist nicht hinreichend dafür,<br />

Hoffnungen in Computersysteme zu<br />

setzen. Vielen erkennbaren Vorteilen<br />

(emotionale Neutralität, individuelle Lerntempi)<br />

können ebenso gewichtige Nachteile<br />

entgegengesetzt werden (mangelnde<br />

Kommunikation, keine Verstehensprozesse<br />

seitens des Systems). Ausgesprochene<br />

Kritiker formulieren ihre Thesen hierzu<br />

sogar noch krasser: "Alles, was man pädagogisch<br />

erreichen/vermeiden will, erreicht/vermeidet<br />

man besser ohne den<br />

Computer. Alle Dummheiten, die die<br />

Schule macht, macht sie mit ihm verstärkt.<br />

Das, was man nur an <strong>und</strong> mit dem<br />

Computer lernen kann, ist herzlich wenig<br />

<strong>und</strong> kann kurz vor der Entlassung in die<br />

Arbeitswelt realistischer <strong>und</strong> wirksamer<br />

absolviert werden" (von Hentig 1993).<br />

• Öffnung von Schule. In wie weit ist die<br />

Öffnung der Grenzen über die Lerngruppe<br />

hinaus wesentliche Qualitätssteigerung?<br />

In wie weit kann das Informationsangebot<br />

<strong>und</strong> die Möglichkeit der weltweiten Kommunikation<br />

wirksam in den Unterricht integriert<br />

werden?<br />

• Aktualität. Wie aktuell müssen Informationen<br />

für den <strong>Mathematik</strong>unterricht wirklich<br />

sein? Hier ist die Bedeutung des Aktualitätskriteriums<br />

für den Politikunterricht sicherlich<br />

unmittelbarer (obwohl es auch<br />

hier Alternativmedien gibt!).<br />

• Kommunikation. Eine Kommunikationssteigerung<br />

ist wohl allein dort zu verzeichnen,<br />

wo <strong>Lernen</strong>de ansonsten notwendig<br />

physisch getrennt agieren müssten<br />

(Flächenbesiedlung, Spezialkurse,<br />

Zweiter Bildungsweg).<br />

• Medienkompetenz für lebenslanges <strong>Lernen</strong>,<br />

als Teil von Allgemeinbildung, als<br />

notwendige Bedingung für den ökonomischen<br />

Status der Gesellschaft ("Standortfrage").<br />

Hier treffen wir wirtschafts- <strong>und</strong><br />

bildungspolitische Argumente, die meist<br />

eher ideologisch als sachlich verwendet<br />

werden. Ob jeder Arbeitnehmer künftig<br />

he<strong>im</strong>ischer Selbstlerner sein muss, um<br />

mit betrieblichen Entwicklungen mitzuhalten,<br />

wie viel Medienkompetenz in der<br />

Schule erworben werden muss ("<strong>Internet</strong>führerschein"),<br />

ist mehr von normativen<br />

Zielvorstellungen als von nüchternen Analysen<br />

best<strong>im</strong>mt. Zum Auftrag der Pädagogik<br />

gehört allerdings auch, junge Menschen<br />

darin zu unterstützen, dass sie "der<br />

technischen Zivilisation gewachsen bleiben"<br />

<strong>—</strong> so Hartmut von Hentig (2002).

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