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WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet

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Hans-Jürgen Elschenbroich<br />

Es folgen dazu zweierlei Beweise, einmal der<br />

erwähnte Zerteilungsansatz <strong>und</strong> dann ein<br />

zweiter Beweis, in dem explizit eine pythagoras-ähnliche<br />

Figur auftaucht, in der der Charakter<br />

des Flächensatzes sichtbar wird.<br />

68<br />

Abb. 7: Lambacher-Schweizer 1960<br />

Auch ist hier <strong>im</strong> Text wieder der Hinweis auf<br />

die Verallgemeinerung des Pythagoras-Satzes<br />

zu finden.<br />

Fast die gleiche Figur ist dann auch <strong>im</strong> Lambacher-Schweizer<br />

von Ende 40er / Anfang<br />

50er Jahre zu finden. Es gibt jedoch einen<br />

kleinen, aber bedeutenden Unterschied: Der<br />

Hinweis b·cosγ am Rande des Quadrats<br />

über a ist nicht mehr vorhanden <strong>und</strong> die Formel<br />

c 2 = a 2 + b 2 - 2ab cosγ ist nicht mehr zu<br />

finden.<br />

Abb. 8: Lambacher-Schweizer ca. 1950<br />

Bemerkenswert: Der Satz ist hier rein als<br />

Flächensatz mit Quadraten <strong>und</strong> Teilrechtecken<br />

formuliert! Dies erklärt sich daraus,<br />

dass dieser Sachverhalt nicht <strong>im</strong> Kapitel Trigonometrie<br />

thematisiert wurde (die damals<br />

noch in der Oberstufe behandelt wurde),<br />

sondern <strong>im</strong> Kapitel "Flächensätze <strong>im</strong> rechtwinkligen<br />

Dreieck" unter "Vermischte Aufgaben"<br />

auftauchte. Anstelle des Kosinus wird<br />

hier mit der Projektion einer Strecke auf eine<br />

andere argumentiert.<br />

4 Der Ursprung<br />

Insgesamt fällt auf, dass die Formulierung<br />

von 1950 rein verbal ist <strong>und</strong> die Deutung des<br />

Sachverhalts als Kosinus-Satz offensichtlich<br />

neuzeitlicher zu sein scheint. Der Flächen-<br />

Aspekt samt Projektionsgedanken dürfte<br />

klassischer sein. Die weitere Rückverfolgung<br />

der Lambacher-Schweizer-Reihe stößt an eine<br />

natürliche Grenze. Ein Blick in den Klassiker,<br />

die Elemente des Euklid, brachte folgendes<br />

zu Tage:<br />

§ 13 (L. 12).<br />

An jedem spitzwinkligen Dreieck ist das<br />

Quadrat über der einem spitzen Winkel gegenüberliegenden<br />

Seite kleiner als die Quadrate<br />

über den diesen spitzen Winkel umfassenden<br />

Seiten zusammen um zwe<strong>im</strong>al das<br />

Rechteck aus einer der Seiten um diesen<br />

spitzen Winkel, nämlich der, auf die das Lot<br />

fällt, <strong>und</strong> der durch das Lot innen abgeschnittenen<br />

Strecke an dieser spitzen Ecke.<br />

Damit hat die Rückverfolgung des Kosinussatzes<br />

nun ihr Ende gef<strong>und</strong>en.<br />

5 Die Dynamisierung mit<br />

DGS<br />

Bei der Umsetzung in eine dynamische Konstruktion<br />

haben wir uns auf den Fall des<br />

spitzwinkligen Dreiecks beschränkt. Dabei<br />

kann man den Scherungsansatz des Beweises<br />

von Euklid zum Satz des Pythagoras<br />

aufgreifen 1 .<br />

Es ist ein spitzwinkliges Dreieck ABC gegeben<br />

samt Quadraten über den Seiten. (Wenn<br />

C so gezogen wird, dass das Dreieck stumpfwinklig<br />

würde, verschwindet es.)<br />

a) Woran erinnert dich diese Figur?<br />

b) Begründe: Die blau gefärbten Teilrechtecke<br />

in a² <strong>und</strong> c² sind gleich groß.<br />

Ziehe dazu an Zug1 <strong>und</strong> Zug2. Dann<br />

kannst du die blau schraffierten Flächen<br />

in eine solche Gestalt <strong>und</strong> Lage bringen,<br />

dass du ihre Kongruenz begründen<br />

kannst.<br />

1 Euklid hatte das selbst nicht so gemacht, sondern auf das Ergebnis<br />

des Pythagoras-Satzes zurück gegriffen <strong>und</strong> nicht auf den Beweisansatz.<br />

Die Scherungsargumentation macht aber den Flächenaspekt<br />

besonders deutlich.

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