26.12.2012 Aufrufe

WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet

WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet

WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

T<strong>im</strong>o Leuders<br />

• Formen der synchronen Kommunikation<br />

(Chats, Virtuelle Klassenz<strong>im</strong>mer, Video<strong>und</strong><br />

Audiokonferenzen)<br />

• Plattformen für den Dokumentenaustausch<br />

(shared workspaces)<br />

• Techniken des application sharing (Für<br />

die <strong>Mathematik</strong> bedeutsam: Wie können<br />

zwei entfernte Lernpartner dieselbe CAS-<br />

Oberfläche sehen <strong>und</strong> bearbeiten?)<br />

Unter den Stichworten CSCW (computer<br />

supported cooperative work) <strong>und</strong> CSCL<br />

(computer supported cooperative learning)<br />

gibt es vielfältige konkrete Projekte, besonders<br />

<strong>im</strong> Bereich der Weiterbildung <strong>und</strong> der<br />

universitären Lehre (Wessner 2002). Solche<br />

Systeme können zur direktiven Steuerung<br />

(Beispiel: Der Lehrer stellt einen Lernplan in<br />

die Arbeitsumgebung), zur symmetrischen<br />

Kooperation (Beispiel: arbeitsteilige Projektarbeit),<br />

aber auch zur konkurrierenden Arbeit<br />

(Beispiel: Wettbewerbe) genutzt werden.<br />

Die Chance, die in der CSCL-Technologie<br />

gesehen wird, bezieht sich vor allem auf eine<br />

Erhöhung der Intensität <strong>und</strong> der Qualität von<br />

Interaktivität in computerunterstützten Lernumgebungen.<br />

Aus konstruktivistischer Sicht<br />

spielt hier aber auch der Aspekt von Wissen<br />

als sozialer Konstruktion eine Rolle: Wir<br />

kommunizieren nicht über Wirklichkeit, sondern<br />

erschaffen Wirklichkeit in der Kommunikation<br />

(Watzlawick)<br />

Die Realisierung solcher kommunikativer<br />

Elemente findet oftmals über so genannte<br />

Lernplattformen statt. Dieser Begriff ist nicht<br />

<strong>im</strong>mer klar abgegrenzt. Meist versteht man<br />

hierunter eine Kombination verschiedener Informations-<br />

<strong>und</strong> Kommunikationselemente<br />

(Schulmeister 2001, 165): Einstiegsportal,<br />

Kursmanagement, Darstellung von Kursunterlagen,<br />

Online-Kurse (Seminare), Autorenwerkzeuge<br />

für <strong>Lehren</strong>de, Werkzeuge zum<br />

kooperativen Arbeiten.<br />

Im Bereich des schulischen Einsatzes ist jeweils<br />

sehr gewissenhaft nach dem Mehrwert<br />

solcher Systeme zu prüfen: Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler in allgemeinbildenden Schulen<br />

haben in der Regel viele Möglichkeiten, direkt<br />

miteinander zu kommunizieren <strong>und</strong> zu<br />

kooperieren. (Hierfür wird heutzutage <strong>—</strong> als<br />

sei es bereits die Ausnahmesituation <strong>—</strong> der<br />

schöne Begriff "face to face" verwendet).<br />

Elektronische Kommunikation kann zu einer<br />

Bereicherung führen, wie z.B. in Distanzphasen<br />

in der beruflichen Weiterbildung (vgl. das<br />

NRW-Projekt www.abitur-online.nrw.de für<br />

den zweiten Bildungsweg), oder eben zur<br />

Verarmung durch Surrogatkommunikation:<br />

Muss z.B. die Verteilung von Lernmaterial,<br />

28<br />

die Rücksendung <strong>und</strong> Kommentierung von<br />

Dokumenten auch bei schulischen Hausaufgaben<br />

über eine Lernplattform laufen (vgl.<br />

das Schwesterprojekt www.selgo.de für die<br />

gymnasiale Oberstufe)?<br />

Oft wird auch der Aspekt der "verteilten Kognition"<br />

beschworen. In kooperativen Arbeitsumgebungen<br />

können Mitglieder arbeitsteilig<br />

ihre spezifische "Experten"sichten beitragen.<br />

So entsteht eine gemeinsame Wissensbasis<br />

in der Summe von Einzelbeiträgen.<br />

Verteiltes Wissen kann zu geteiltem<br />

Wissen werden. Systeme für ein solches<br />

Wissensmanagement können z.T. berückend<br />

einfach sein, wie das WIKI-Projekt zeigt<br />

(www.wikipedia. de). Schulen sammeln bereits<br />

erste Erfahrungen, insbesondere <strong>im</strong> Bereich<br />

der Informatik. Letztlich sind die zahlreichen<br />

(kommerziellen) Hausaufgaben- <strong>und</strong><br />

Facharbeitenbörsen auch solche Systeme<br />

verteilten Wissens. Ihre Existenz stellt eine<br />

Herausforderung für das Bild schulisch erworbenen<br />

Wissens dar.<br />

Schließlich soll auch die (vermeintliche?)<br />

globale Öffnung durch elektronische Kommunikation<br />

zur Sprache kommen. Der Sinn<br />

<strong>und</strong> Erfolg von E-Mail Austausch-Projekten<br />

ist <strong>im</strong> sprachlichen Bereich erwartungsgemäß<br />

höher als in der <strong>Mathematik</strong>. Auch der<br />

Austausch mit externen Experten per E-Mail<br />

wird für den <strong>Mathematik</strong>unterricht wohl in<br />

nächster Zeit eher von sek<strong>und</strong>ärer Bedeutung<br />

sein <strong>und</strong> auf Leuchtturmprojekte beschränkt<br />

bleiben.<br />

Mit Schulmeister (2002, 206) kann man abschließend<br />

feststellen: "Ob <strong>und</strong> wie kooperativ<br />

gelernt wird hängt entscheidend davon ab,<br />

wie das technische System in den höheren<br />

Lernzusammenhang eingebettet ist".<br />

(e) Interaktivität in Form von Adaptivität<br />

Alle <strong>Lernen</strong>den sind verschieden. Diese<br />

ebenso lapidare wie unbestreitbare Aussage<br />

muss Konsequenzen für die Gestaltung einer<br />

Lernumgebung haben. Vom menschlichen<br />

<strong>Lehren</strong>den fordern wir eine flexible Anpassung<br />

an die Bedürfnisse der einzelnen <strong>Lernen</strong>den,<br />

angemessene Reaktionen auf deren<br />

individuellen Beiträge <strong>und</strong> das Angebot differenzierter<br />

Lerngelegenheiten <strong>und</strong> Lerntempi.<br />

Doch auch ein Lehrer ist schnell überfordert,<br />

wenn er dies bei dreißig Schülerinnen <strong>und</strong><br />

Schülern zugleich leisten soll. Konstruktivistische<br />

Ansätze entheben den <strong>Lehren</strong>den von<br />

der früher vehement propagierten, wenngleich<br />

unlösbaren Aufgabe der individuellen<br />

Differenzierung ("Jedem Schüler sein eigenes<br />

Arbeitsblatt"). Eine angemessene Differenzierung<br />

können letztlich allein die <strong>Lernen</strong>-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!