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WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet

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Bert Xylander<br />

ausdrucken <strong>und</strong> in der herkömmlichen Form<br />

<strong>im</strong> Lernprozess einsetzen.<br />

Der zweiten Realisierungsstufe werden die<br />

Lehrmaterialien in Hypertext-Form zugeordnet.<br />

Diese Lehrmaterialien entstehen zumeist<br />

dadurch, dass herkömmliche Lehrmaterialien<br />

in weniger umfängliche <strong>und</strong> geringere Ladezeit<br />

beanspruchende HTML-Formate umgesetzt<br />

<strong>und</strong> mit einer Hypertext-Funktionalität<br />

versehen werden. Die Lehrmaterialien erfahren<br />

dabei, <strong>im</strong> Vergleich zu herkömmlichen<br />

Lehrmaterialien, eine inhaltliche <strong>und</strong> auch didaktische<br />

Neukonzeption; die mediale Funktionalitätserweiterung<br />

beschränkt sich zumeist<br />

auf die Vernetzung der Inhalte durch<br />

Hypertext. Das Ausdrucken dieser Lehrmaterialien<br />

führt zu dem Verlust der Verlinkungsfunktionalität,<br />

nicht jedoch zu einem Informationsverlust.<br />

Dass sich der mit der Entwicklung solcher<br />

Hypertext-Materialien verb<strong>und</strong>ene hohe Aufwand<br />

sehr wohl lohnen kann, lässt sich am<br />

einfachsten mit einem Beispiel belegen. Genannt<br />

sei stellvertretend die Freiberger Web-<br />

Vorlesung über Klassische Algebra (Hebisch<br />

2002). Hier werden algebraische Inhalte zusammenfassend<br />

geordnet <strong>und</strong> mit Hilfe von<br />

Hyperlinks miteinander vernetzt. Es entsteht<br />

ein Gefüge übersichtlicher Wissenseinheiten,<br />

die sich <strong>im</strong> Vergleich zu herkömmlichen<br />

Lehrmaterialien als besonders geeignet zeigen<br />

für ein wiederholendes <strong>und</strong> systematisierendes,<br />

aber auch ergänzendes <strong>und</strong> vertiefendes<br />

<strong>Lernen</strong>.<br />

Erfahrungen zeigen, dass der Wert der Lehrmaterialien<br />

dieser zweiten Realisierungsstufe<br />

hauptsächlich in der neuartigen <strong>und</strong> zumeist<br />

systematisierenden Darstellung von Lehrinhalten<br />

liegt. Diese Erfahrungen spiegeln sich<br />

zum einen in der facettenreichen Diskussion<br />

über die Eignung des Computerbildschirms<br />

zum Textlernen (Schulmeister 2002, 279ff),<br />

aber auch in den vom Autor durchgeführten<br />

Studien über <strong>Internet</strong>lehrmaterialien (Z<strong>im</strong>mer<br />

et al. 2002).<br />

In der dritten Realisierungsstufe lassen sich<br />

all jene Lehrmaterialien ansiedeln, die auf<br />

das <strong>Lernen</strong> mit dem Computer ausgerichtet<br />

sind <strong>und</strong> die in ihrer medialen Funktionalität<br />

über Hypertexte hinausgehen. Die Lehrmaterialien<br />

werden in ihrer inhaltlichen Struktur für<br />

das <strong>Lernen</strong> am Computer neu konzipiert, die<br />

didaktische <strong>und</strong> mediale Neuorganisation der<br />

Lehrmaterialien basiert auf dem vollen Funktionalitätsumfang<br />

des Lehrmediums. So werden<br />

zumeist Medienformen entwickelt, die<br />

die medialen Möglichkeiten des Computers<br />

nutzen (z.B. S<strong>im</strong>ulationen <strong>und</strong> An<strong>im</strong>ationen)<br />

<strong>und</strong> die sich durch eine bidirektionale Interak-<br />

202<br />

tion zwischen den <strong>Lernen</strong>den <strong>und</strong> den Lehrmaterialien<br />

auszeichnen (z.B. Trainingsaufgaben<br />

mit kontextabhängigem Feedback).<br />

Die inhaltliche, mediale <strong>und</strong> didaktische Orientierung<br />

der Materialien auf das Lehrmedium<br />

Computer führt dazu, dass mit dem Ausdrucken<br />

der Lehrmaterialien zumeist Informationsverluste,<br />

insbesondere aber Funktionalitätseinschränkungen<br />

verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Ein Beispiel für ein gruppentheoretisches<br />

Lehrmaterial der dritten Realisierungsstufe ist<br />

das Lehrmaterial "Symmetrie molekularer<br />

Strukturen", das vom Autor entwickelt <strong>und</strong><br />

auf das in der Einleitung bereits hingewiesen<br />

wurde.<br />

Die Lehrmaterialien der dritten Realisierungsstufe<br />

ermöglichen den <strong>Lernen</strong>den mit<br />

ihren gegenüber herkömmlichen Lehrmedien<br />

neuartigen Darstellungsformen eine andere<br />

Sichtweise auf die Inhalte, wodurch der<br />

Lernprozess sehr bereichert werden kann.<br />

Des Weiteren kann auf der Gr<strong>und</strong>lage der<br />

bidirektionalen Interaktion zwischen den <strong>Lernen</strong>den<br />

<strong>und</strong> dem Lehrmaterial eine gegenüber<br />

herkömmlichen Lehrmedien stärkere<br />

Einbindung <strong>und</strong> Aktivierung der <strong>Lernen</strong>den<br />

erfolgen. Kritisch ist mit Blick auf die bereits<br />

erwähnte Diskussion über die Eignung des<br />

Computers als Lehrmedium festzuhalten,<br />

dass <strong>im</strong> Unterschied zu den beiden anderen<br />

Realisierungsstufen der <strong>Lernen</strong>de mit seinem<br />

Lernprozess zwangsläufig an das Medium<br />

Computer geb<strong>und</strong>en ist. Als ein weiterer Hinderungsgr<strong>und</strong><br />

für die Schaffung derartiger<br />

Lehrmaterialien kann der <strong>im</strong> Vergleich zu<br />

Hypertexten noch einmal höhere Entwicklungsaufwand<br />

angesehen werden.<br />

Mit dem Blick auf die didaktische Gestaltung<br />

von mult<strong>im</strong>edialen Lehrmaterialien, also gerade<br />

von Lehrmaterialien der dritten Realisierungsstufe,<br />

stellt sich gleich zu Beginn die<br />

Frage: Worin liegt eigentlich die Besonderheit<br />

des Lehrmediums Computer <strong>im</strong> Vergleich<br />

zu herkömmlichen Lehrmedien begründet?<br />

Der folgende Abschnitt wird sich mit dieser<br />

Frage auseinandersetzen.<br />

3 Die besondere Wirkungsweise<br />

des Computers <strong>im</strong><br />

Lernprozess<br />

Das Medium Computer zeichnet sich gegenüber<br />

herkömmlichen Medien (z.B. Büchern<br />

<strong>und</strong> Realmodellen) hauptsächlich durch eine<br />

Erweiterung der technischen Funktionalität

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