WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet
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Gerald Wittmann<br />
teilweise einfach abzuprüfende "Wissensziele"<br />
sind. Insbesondere diejenigen Ziele, die in<br />
besonderer Weise mit dem Einsatz der mult<strong>im</strong>edialen<br />
Wissensbasis <strong>und</strong> des Diskussionsforums<br />
verknüpft sind, beziehen sich auf<br />
überwiegend langfristige Prozesse; <strong>—</strong> hier<br />
kann <strong>im</strong> Rahmen der Evaluation lediglich erfasst<br />
werden, ob diese Prozesse angestoßen<br />
werden. Für die Evaluation waren deshalb<br />
folgende Leitfragen maßgeblich:<br />
• Welche Lernangebote von MaDiN nehmen<br />
die Studierenden an, <strong>und</strong> wie nutzen<br />
sie diese?<br />
• Wie beschreiben Studierende ihr Lern<strong>und</strong><br />
Arbeitsverhalten <strong>im</strong> Rahmen einer internetgestützten<br />
Lehrveranstaltung?<br />
• Welche Veränderungen sehen sie <strong>im</strong> Unterschied<br />
zu einer traditionellen Lehrveranstaltung?<br />
Wesentliches Evaluationsinstrument waren<br />
zwei Staffeln offener Einzelinterviews,<br />
• zunächst mit sechs Studierenden der Universität<br />
Würzburg <strong>im</strong> Dezember 2002 <strong>und</strong><br />
• später mit neun Studierenden der PH<br />
Weingarten <strong>im</strong> Februar 2003.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des zeitlichen Abstands beider<br />
Staffeln konnten die Ergebnisse der ersten<br />
sechs Interviews in die Planung der neun folgenden<br />
Interviews einfließen. Alle Interviews<br />
wurden als Fremdinterviews <strong>—</strong> der Interviewer<br />
war den Studierenden bis dato nicht bekannt<br />
<strong>—</strong> durchgeführt <strong>und</strong> waren als Leitfadeninterviews<br />
konzipiert (Bortz & Döring<br />
2002, 308ff, Lamnek 1995, 35ff): Die anzusprechenden<br />
Themen waren durch den Leitfaden<br />
vorgegeben, die Reihenfolge <strong>und</strong> die<br />
exakte Formulierung der Fragen verblieb jedoch<br />
be<strong>im</strong> Interviewer. Da für die Beantwortung<br />
keine Antwortkategorien vorgegeben<br />
wurden, konnten die Studierenden auch Aspekte<br />
ansprechen, die der Interviewer nicht<br />
antizipiert hatte. Bei Bedarf hatte der Interviewer<br />
die Möglichkeit, gezielt nachzufragen,<br />
um einzelne Aspekte zu vertiefen oder eine<br />
dialogische Validierung herbeizuführen, d.h.<br />
mehrdeutige Äußerungen bereits <strong>im</strong> Interview<br />
zu klären. Der Interviewer hielt zusätzliche<br />
Eindrücke schriftlich fest. Die Interviews<br />
wurden per Mikrofon <strong>und</strong> So<strong>und</strong>karte eines<br />
Notebooks digital aufgezeichnet, sie dauerten<br />
zwischen 11 <strong>und</strong> 27 Minuten. Ihre Transkription<br />
erfolgte in zwei Durchgängen gemäß<br />
den üblichen Regeln. Das Transkript<br />
besitzt die Struktur eines Dialogs, versehen<br />
mit Zeitangaben <strong>und</strong> zusätzlichen Anmerkungen<br />
(beispielweise über nonverbale Kommunikation).<br />
194<br />
Die Auswertung der Interviews geschah auf<br />
dem Wege einer qualitativen Inhaltsanalyse<br />
(Bortz & Döring 2002, 329ff; Lamnek 1995,<br />
172ff; Mayring 2002, 82ff). Mit diesem Arbeitsgang<br />
wurden zwei Ziele verfolgt:<br />
• Strukturierung: Die Äußerungen der Studierenden<br />
wurden nach Kategorien sortiert:<br />
Technik <strong>und</strong> Nutzung, Usability <strong>und</strong><br />
Navigation, Inhalte von MaDiN, Vorlesung,<br />
Übung, Diskussionsforum, Klausur.<br />
• Paraphrasierung: Die Äußerungen der<br />
Studierenden wurden "bereinigt", sprachlich<br />
"geglättet", verkürzt <strong>und</strong> verdichtet sowie<br />
zusammenfassend paraphrasiert; es<br />
verblieben nur noch wenige Zitate, sofern<br />
diese prägnanter waren als mögliche Paraphrasierungen.<br />
Als Resultat der qualitativen Inhaltsanalyse<br />
erhielt man für alle Studierenden die strukturierten<br />
<strong>und</strong> paraphrasierten Selbstauskünfte<br />
<strong>im</strong> Interview. Diese Texte sind deutlich kürzer<br />
als die Transkripte, ihr Umfang reduzierte<br />
sich auf 10 bis 20 %. Sie sind nach wie vor in<br />
der "Ich-Form" gehalten, um deutlich zu machen,<br />
dass es sich dabei um Selbstauskünfte<br />
der Studierenden handelt. Sie sind rein personenbezogen<br />
<strong>und</strong> enthalten noch keine darüber<br />
hinaus gehenden Wertungen oder Hypothesen.<br />
Die Ergebnisse der qualitativen<br />
Analysen wurden abschließend nochmals mit<br />
dem Transkript verglichen <strong>und</strong> eventuell korrigiert.<br />
Dieser "Basistext" lässt sich in zweifacher<br />
Hinsicht auswerten:<br />
• Personenzentrierte Analyse: Die Erstellung<br />
einer kleinen Fallstudie für jeden der<br />
Studierenden liefert ein "Profil" seiner individuellen<br />
Lern- <strong>und</strong> Arbeitsweisen.<br />
• Personenvergleichende Analyse: Ein Inbeziehungsetzen<br />
gleicher Kategorien über<br />
verschiedene Studierende hinweg zeigt<br />
das Spektrum auftretender Lern- <strong>und</strong> Arbeitsweisen<br />
sowie mögliche Zusammenhänge<br />
<strong>und</strong> Wirkungsmechanismen zwischen<br />
verschiedenen Ausprägungen derselben<br />
Kategorien auf.<br />
Weitere qualitative Daten lieferten die Beiträge<br />
der Studierenden <strong>im</strong> Diskussionsforum<br />
sowie ihre Klausuren: Sie wurden <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf die Argumentationsstruktur (eind<strong>im</strong>ensional<br />
versus komplex) <strong>und</strong> den Reflexionsgrad<br />
der Beiträge (naiv versus reflektiert) ausgewertet.<br />
Diese Informationen können die Ergebnisse<br />
der Interviews ergänzen <strong>und</strong> validieren.