WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet
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aus. Der Computer wirkt als ein Moderator<br />
herkömmlicher Darstellungsformen <strong>—</strong> Schulmeister<br />
(2002, 22) spricht vom "mediieren<br />
durch den Computer" <strong>—</strong> <strong>und</strong> kann somit das<br />
<strong>Lernen</strong> auf eine Art <strong>und</strong> Weise bereichern,<br />
die den herkömmlichen Medien fremd ist.<br />
Andererseits lassen sich mit dem Computer<br />
nicht alle wesentliche Bestandteile des Lehr<strong>und</strong><br />
Lernprozesses abdecken; <strong>—</strong> so ist das<br />
haptische Begreifen von mathematischen<br />
Zusammenhängen durch die Arbeit mit realen<br />
Modellen zumindest derzeit mit dem Medium<br />
Computer nicht realisierbar.<br />
Begründet nun aber der Computer eine qualitativ<br />
neue Darstellungsform? Natürlich nicht!<br />
Das Medium Computer ist hauptsächlich<br />
durch eine vernetzende Organisation herkömmlicher<br />
Darstellungsformen gekennzeichnet,<br />
wobei die Vernetzung nicht nur auf<br />
die Präsentation beschränkt bleibt, sondern<br />
auch die <strong>Lernen</strong>den (in Bezug auf die Lernmedien)<br />
integriert. Diese vernetzende Organisation<br />
herkömmlicher Medien unter Einbeziehung<br />
des menschlichen Individuums führt<br />
zu der erweiterten Wirkungsweise des Lehrmediums<br />
Computer (eine Wirkungsweise, die<br />
häufig als Multicodalität, Mult<strong>im</strong>odalität <strong>und</strong><br />
Interaktivität beschrieben wird). Die nachfolgende<br />
Abbildung 1 charakterisiert diese erweiterte<br />
Wirkungsweise.<br />
Der Lernprozess mit herkömmlichen Medien<br />
besitzt überwiegend monodirektionalen Charakter:<br />
Die <strong>Lernen</strong>den integrieren die vorgegebene<br />
mediale Darstellung in ihren Lernprozess,<br />
können jedoch nur wenig auf das<br />
Medium selbst zurückwirken (ein Modell<br />
Herkömmliche Medien<br />
Darstellungsangebot<br />
(vom <strong>Lehren</strong>den vorgegeben)<br />
Subjektiver<br />
Aneignungsprozess<br />
Lernprozess<br />
Eingeschränkte Rückwirkung<br />
Über die didaktische Gestaltung mult<strong>im</strong>edialer Lehrmaterialien<br />
kann von verschiedenen Seiten betrachtet,<br />
ein Bild kann ausgemalt, ein Text kann laut<br />
<strong>und</strong> leise, einmal oder mehrmals gelesen<br />
werden). Ähnliches tritt auch bei der Kombination<br />
mehrerer Darstellungsformen mit herkömmlichen<br />
Medien <strong>—</strong> Schulmeister (2002,<br />
21) spricht diesbezüglich von der "Sequenzialität<br />
der verschiedenen Medien" <strong>—</strong> zu Tage:<br />
Die <strong>Lernen</strong>den können zwar verschiedene<br />
Darstellungsangebote in ihren Lernprozess<br />
integrieren (entweder ein Bild <strong>im</strong> Buch betrachten<br />
oder den beschreibenden Text verinnerlichen<br />
oder beides nacheinander), dennoch<br />
überwiegt die monodirektionale Wirkung<br />
der herkömmlichen Medienkombination<br />
auf den Lernprozess (Abb. 1, links).<br />
Der Computer ermöglicht dagegen einen (idealerweise)<br />
wirklich bidirektionalen Charakter:<br />
Die <strong>Lernen</strong>den integrieren das Darstellungsangebot<br />
in ihren Lernprozess; zugleich<br />
aber können die <strong>Lernen</strong>den auf die Darstellung<br />
einwirken <strong>und</strong> sie ihren individuellen<br />
Vorstellungen entsprechend anpassen. Zudem<br />
ermöglicht die technische Funktionalität<br />
des Computers, mehrere verschiedene Darstellungsangebote<br />
den <strong>Lernen</strong>den zur Auswahl<br />
zu stellen. Demzufolge erstreckt sich<br />
die Rückwirkungsmöglichkeit ebenfalls auf<br />
die Auswahl eines für die <strong>Lernen</strong>den individuell<br />
geeigneten Darstellungsangebots. Zusätzlich<br />
ermöglichen die neuen Medien eine<br />
individuelle Neuorganisation des der Darstellung<br />
zugr<strong>und</strong>e liegenden Mediennetzes in<br />
Abhängigkeit von der jeweiligen Lernsituation<br />
(Abb. 1, rechts).<br />
Computer<br />
Darstellungsangebote<br />
Darstellungsangebot<br />
(individuell ausgewählt)<br />
Subjektiver<br />
Aneignungsprozess<br />
Lernprozess<br />
Individuelle Auswahl<br />
eines Angebots<br />
Individuelle Anpassung<br />
des Angebotes<br />
Individuelle Neuorganisation<br />
des Mediennetzes<br />
Abb. 1: Die Wirkungsweise der herkömmlichen Lehrmaterialien <strong>und</strong> des Computers <strong>im</strong> Vergleich. Mit herkömmlichen<br />
Medien findet hauptsächlich ein monodirektionaler Lernprozess statt (Abb. links), wohingegen mit dem Lehrmedium<br />
Computer der Lernprozess interaktiv (bidirektional) gestaltet werden kann (Abb. rechts).<br />
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