WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet
WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet
WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Gerald Wittmann<br />
Ähnlich vielfältig wie die Meinungen zum<br />
Schreiben von Beiträgen sind auch diejenigen<br />
zum Lesen von Beiträgen anderer Studierender:<br />
• Ein Teil der Studierenden stuft es als interessant<br />
<strong>und</strong> bereichernd ein.<br />
• Andere Studierende geben an, dass sie<br />
fremde Beiträge kaum gelesen haben.<br />
Von nahezu allen Studierenden wird jedoch<br />
negativ angemerkt, dass wiederholt Beiträge<br />
inhaltsgleich sind: Der Zwang, einen Beitrag<br />
verfassen zu müssen, wirkt sich <strong>—</strong> in Verbindung<br />
mit der oben geschilderten Arbeitsweise<br />
mancher Studierender <strong>—</strong> wohl dahingehend<br />
aus. Nicht zuletzt deshalb ist der<br />
"Schreibzwang" auch unter den Studierenden<br />
umstritten.<br />
Gleichzeitig kommt hier auch ein wesentlicher<br />
Aspekt des Studierverhaltens mancher<br />
Studierender zum Ausdruck: Die Impulse für<br />
die Beiträge <strong>im</strong> Diskussionsforum sind <strong>—</strong> in<br />
mehrfacher Hinsicht <strong>—</strong> offene Arbeitsaufträge;<br />
die Studierenden entscheiden selbst, wie<br />
sie diese inhaltlich <strong>und</strong> in Bezug auf den Umfang<br />
bearbeiten. Manche Studierende kommen<br />
hiermit offenbar nicht zurecht, sie erwarteten<br />
diesbezüglich eindeutige Vorgaben.<br />
Ähnlich verhält es sich mit dem Wunsch von<br />
Studierenden nach einer klaren Rückmeldung<br />
zu ihren Beiträgen: Er ist einerseits verständlich<br />
<strong>und</strong> sinnvoll, stößt aber auch an<br />
Grenzen; <strong>—</strong> nicht jede Meinungsäußerung<br />
lässt sich als "richtig" oder "falsch" einordnen.<br />
Ob tatsächlich ein Bedarf nach einer Öffnung<br />
des Diskussionsforums besteht, so dass darin<br />
Fragen zur Vorlesung bzw. Übung gestellt<br />
<strong>und</strong> beantwortet werden können, wie von<br />
manchen Studierenden gefordert, bleibt unklar:<br />
Denn alle Studierenden geben an, dass<br />
sie sich regelmäßig <strong>im</strong> Umfeld der Lehrveranstaltungen<br />
treffen <strong>und</strong> kaum Kontakte per<br />
<strong>Internet</strong> hergestellt oder gepflegt wurden; <strong>—</strong><br />
dies war nur vereinzelt der Fall (so bei einer<br />
Studentin, die Kinder hat).<br />
4.7 Klausur<br />
Den Studierenden beider Hochschulen stand<br />
in der abschließenden Klausur nicht nur Ma-<br />
DiN, sondern darüber hinaus das gesamte<br />
<strong>Internet</strong> zur Verfügung. Aufgr<strong>und</strong> der Interviewtermine<br />
bezieht sich das Folgende ausschließlich<br />
auf die Studierenden der PH<br />
Weingarten. Es steht die Frage <strong>im</strong> Mittelpunkt,<br />
was durch die Verfügbarkeit von Ma-<br />
DiN anders als gewohnt war.<br />
198<br />
Die Vorbereitung der Klausur änderte sich für<br />
die meisten Studierenden dahin, dass sie<br />
weniger in einem Auswendiglernen bestand,<br />
sondern vielmehr in einem "Sichten" von Inhalten<br />
in MaDiN <strong>und</strong> <strong>im</strong> <strong>WWW</strong>, um sicherzustellen,<br />
wo best<strong>im</strong>mte Inhalte zu finden ist.<br />
In diesem Kontext wurden mehrfach Vergleiche<br />
zwischen einer internetgestützten Wissensbasis<br />
wie MaDiN <strong>und</strong> einem herkömmlichen,<br />
gedruckten Skript gezogen: Letzteres<br />
• gibt <strong>—</strong> anders als MaDiN <strong>—</strong> bereits eine<br />
sinnvolle Reihenfolge <strong>und</strong> Gliederung für<br />
das <strong>Lernen</strong> vor,<br />
• garantiert, dass bei einem vollständigen<br />
Durcharbeiten auch alle klausurrelevanten<br />
Inhalte erfasst werden,<br />
• erlaubt es den Studierenden, eigene Anmerkungen<br />
<strong>und</strong> Ergänzungen handschriftlich<br />
anzubringen,<br />
• ist auch ohne Computer stets verfügbar,<br />
insbesondere in "Freist<strong>und</strong>en" an der<br />
Hochschule.<br />
Mehrere Studierende der PH Weingarten gaben<br />
an, dass ihre Klausurvorbereitung zumindest<br />
teilweise auch in Gruppen ablief <strong>und</strong><br />
sie dabei die zahlreichen Arbeitsaufträge in<br />
MaDiN nutzten: Sie arbeiteten die Lösungen<br />
dazu aus <strong>und</strong> diskutierten diese; <strong>—</strong> ein Indikator<br />
dafür, dass Studierende bei entsprechender<br />
Motivation die reichhaltigen Angebote<br />
in MaDiN auch wahrnehmen <strong>und</strong> selbstständig<br />
damit arbeiten.<br />
Fast alle Studierende berichten, dass die<br />
Möglichkeit, während der Klausur MaDiN <strong>und</strong><br />
darüber hinaus das gesamte <strong>Internet</strong> zu nutzen,<br />
auch Gefahren in sich birgt: Sie suchten<br />
zu lange in diesen Quellen <strong>und</strong> verließen<br />
sich zu wenig auf ihr eigenes Wissen. Hieraus<br />
resultierte dann ein Zeitproblem gegen<br />
Ende der Klausur. Auffallend ist wiederum,<br />
dass auch hier Studierende <strong>—</strong> analog zur<br />
Schilderung ihres Verhaltens be<strong>im</strong> Bearbeiten<br />
der Übungsaufgaben (vgl. 4.5) <strong>—</strong> angeben,<br />
eher <strong>im</strong> <strong>WWW</strong> zu suchen als in MaDiN.<br />
5 Rück- <strong>und</strong> Ausblick<br />
Die Evaluation liefert nicht nur Rückmeldungen<br />
über das Lern- <strong>und</strong> Arbeitsverhalten von<br />
Studierenden <strong>im</strong> Rahmen internetgestützter<br />
Lehrveranstaltungen, sie erlaubt darüber hinaus<br />
wertvolle Erkenntnisse über die Einstellung<br />
von Studierenden des Lehramts an<br />
Haupt- <strong>und</strong> Realschulen zu ihrem Studium<br />
<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Erwartungen an<br />
das Studium. Während ein Teil der Studie-