WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet
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Christine Bescherer & Herbert Löthe<br />
sieren von Zusammenhängen). Ein typischer<br />
"verbindungsloser" mathematischer Sachverhalt<br />
ist die Vorstellung des Satzes von Pythagoras<br />
als "a 2 +b 2 =c 2 ". Frühestens wenn mit<br />
dem Stichwort "Pythagoras" sofort ein Bild<br />
des rechtwinkligen Dreiecks mit den Quadraten<br />
über den Seiten verb<strong>und</strong>en wird, ist der<br />
mathematische Sachverhalt verstanden worden.<br />
Diese "mentale Lücke" muss von den<br />
<strong>Lehren</strong>den überprüft, thematisiert, <strong>und</strong> es<br />
muss gegebenenfalls eine "Füllung" angeregt<br />
werden.<br />
Wie kann man Präzision erzeugen <strong>und</strong> ständig<br />
verbessern? Selbstverständlich geht dies<br />
nur, wenn man sich als <strong>Lehren</strong>der selbst um<br />
Präzision bemüht <strong>und</strong> sie von den Schülerinnen<br />
<strong>und</strong> Schüler auch ständig fordert.<br />
4.4 Organisationales Denken <strong>und</strong><br />
Verbindung inner- <strong>und</strong> außerhalb<br />
der <strong>Mathematik</strong>:<br />
Wie ist eine Lernumgebung organisiert? Dazu<br />
gehört in erster Linie die "Hypertext-<br />
Problematik". Es wurde vermutet, dass Hypertext<br />
mit der Möglichkeit der Vernetzung<br />
verschiedener Teile <strong>und</strong> Medien <strong>Lernen</strong> unterstützt,<br />
da <strong>Lernen</strong> ja auch eine Vernetzung<br />
von Informationen, Kompetenzen <strong>und</strong> Wissen<br />
darstellt. Nach neueren Untersuchungen<br />
(z.B. Unz 2000) ergibt sich allerdings die<br />
Vermutung, dass <strong>Lernen</strong>de spezielle Kompetenzen<br />
benötigen, um Hypertext effektiv nutzen<br />
zu können. Welche Navigationshilfen<br />
sind notwendig <strong>und</strong> hilfreich (guided tours<br />
unter best<strong>im</strong>mten Aspekten, Sitemaps nach<br />
Sachlogik, Querverweise usw.)?<br />
Wie sind elementare Beziehungen dargestellt,<br />
wie kann man sie verknüpfen? Wie<br />
wird eine kohärente Struktur aufgebaut, dargestellt,<br />
beschrieben, kommuniziert? Welche<br />
Form hat ein neues Ganzes? Welche Sammlung<br />
von geeigneten Lernumgebungen gibt<br />
es?<br />
4.5 Organisationales Denken <strong>und</strong><br />
Darstellen & Repräsentieren /<br />
Modellieren:<br />
Welche Organisationsformen sind für verschiedenartige<br />
Repräsentationsformen <strong>und</strong><br />
modellierte Strukturen adäquat? Welche<br />
Beschreibungs- <strong>und</strong> Dokumentationsmittel<br />
sind geeignet? Welches Repertoire mit welchen<br />
Hilfen ist wie bereitzustellen? Wie organisiert<br />
man ein Repertoire an Anwendungen<br />
(Lernumgebungen)? Eine von vielen ver-<br />
56<br />
schiedenen Möglichkeiten wäre hier ein<br />
WebQuest, eine Projektstruktur, die die Verwendung<br />
von Information (auch aus <strong>Internet</strong>quellen)<br />
anhand von fachlichen Themen inszeniert.<br />
Diese fragen-basierte Aktivität ist<br />
auf das Niveau der <strong>Lernen</strong>den abgest<strong>im</strong>mt,<br />
die durch die fest vorgegebene Struktur unterstützt<br />
werden. (vgl. URL http://webquest.<br />
ph-bw.de, Zugriffsdatum 25.10.2003)<br />
Darstellen & Repräsentieren/Modellieren<br />
hängt eng mit den anderen Prozessstandards<br />
zusammen, deshalb treffen viele der<br />
oben geschilderten Beispiele auch hierfür zu.<br />
5 Fazit<br />
Be<strong>im</strong> <strong>Mathematik</strong>lernen ist offensichtlich ein<br />
hoch entwickeltes organisationales Denken<br />
sehr hilfreich. Deshalb sollte organisationales<br />
Denken einen wichtigen Teil der Lernziele<br />
darstellen. Ohne dieses Denken ist eine sinnvolle<br />
Nutzung computergestützter Medien zur<br />
Wissensgenerierung (fast) nicht möglich.<br />
Bei der Nutzung des Computers wird aber<br />
besonders deutlich, dass organisationales<br />
Denken eine entscheidende Rolle be<strong>im</strong> Lernvorgang<br />
spielen muss. Der Computer wirkt<br />
<strong>—</strong> wie häufig <strong>—</strong> auch hier als Medium, das<br />
best<strong>im</strong>mte Aspekte erst ins Bewusstsein<br />
rückt.<br />
Selbstverständlich ist damit nicht gesagt,<br />
dass in anderen Fächern nicht auch organisationales<br />
Denken eine Rolle spielt bzw. dort<br />
nicht gefördert werden kann. Hier sollte eine<br />
fachübergreifende Arbeitsteilung einsetzen.<br />
Literatur<br />
Burrill (1998): Interview with Gail Burrill in: Notices<br />
of the AMS 45, Nr. 1<br />
http://www.ams.org/notices/199801/<br />
comm-burrill.pdf, Zugriffsdatum 25.10.2003<br />
NCTM (2000): National Council of Teachers of<br />
Mathematics: Principles and Standards for<br />
School Mathematics, 2000. Reston, Va: NCTM<br />
http://standards.nctm.org/,<br />
Zugriffsdatum 25.10.2003<br />
Unz, Dagmar (2000): <strong>Lernen</strong> mit Hypertext: Informationssuche<br />
<strong>und</strong> Navigation. Münster usw.:<br />
Waxmann<br />
zitiert nach http://www.trinks.org/hypertext/<br />
hypertext_printtext.html,<br />
Zugriffsdatum 25.10.2003