WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet
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Cornelia Niederdrenk-Felgner<br />
zugeschrieben. Sie gelten als ernst, ein wenig<br />
weltfremd, nicht sehr gesellig, tragen<br />
zwei verschiedene Schuhe <strong>und</strong> treten "in der<br />
Öffentlichkeit meist mit einem verlorenen<br />
Schirm in jeder Hand auf" (Pólya 1980, 94).<br />
Natürlich entsprechen nicht alle <strong>Mathematik</strong>er<br />
diesem Klischee. Es gibt aber genügend<br />
Wissenschaftler, die dieses Image <strong>—</strong> bewusst<br />
oder unbewusst <strong>—</strong> pflegen <strong>und</strong> damit<br />
durchaus kokettieren.<br />
Anekdoten über skurrile <strong>Mathematik</strong>professoren<br />
gibt es zuhauf <strong>und</strong> werden gerade von<br />
<strong>Mathematik</strong>ern mit einiger Lust weitergetragen.<br />
Die zumeist männlichen Handlungsträger<br />
solcher Geschichten werden vielleicht<br />
belächelt; sie werden aber trotzdem geachtet<br />
<strong>und</strong> <strong>—</strong> als Fachleute <strong>—</strong> respektiert.<br />
Dieser klischeebehaftete <strong>Mathematik</strong>er ist<br />
männlich: Mit dem gängigen Frauenbild ist<br />
der Typ des zerstreuten Professors nicht<br />
vereinbar. Einer Frau mit ähnlich schrulligen<br />
Merkmalen würde nicht mehr mit einem<br />
wohlwollenden Lächeln begegnet; <strong>—</strong> sie würde<br />
gnadenlos lächerlich gemacht. Personenmerkmale,<br />
die mit <strong>Mathematik</strong> verb<strong>und</strong>en<br />
werden, sind auch für Männer nicht unbedingt<br />
positiv. Eine Frau mit solchen Merkmalen<br />
ist nicht nur eine Witzfigur, sie wird in ihrer<br />
Rolle als Frau unmöglich gemacht.<br />
Positive Leitbilder für Frauen, die <strong>Mathematik</strong><br />
betreiben, gibt es wenige. Häufiger treffen wir<br />
auf einen negativ belegten Zusammenhang<br />
zwischen Frauen <strong>und</strong> <strong>Mathematik</strong>.<br />
Wie sieht es mit dem Bild von Technik in unserer<br />
Gesellschaft aus?<br />
Technik ist <strong>im</strong> Prinzip ein eher positiv besetzter<br />
Bereich, der jedoch ganz stark der männlichen<br />
Lebenswelt zugeordnet wird. Umgekehrt<br />
weisen die tradierten Rollenbilder eine<br />
starke Kopplung von Technik <strong>und</strong> Männlichkeit<br />
sowie eine weitgehende Unvereinbarkeit<br />
von Weiblichkeit <strong>und</strong> Technik auf. Wir<br />
treffen hier auf die gleichen Vorurteile, wie<br />
bei der <strong>Mathematik</strong>:<br />
Nicht-Umgehen-Können <strong>und</strong> Desinteresse<br />
werden als Defizit, Kompetenz <strong>und</strong> Interesse<br />
für Technik dagegen werden als Abweichung<br />
vom erwarteten Rollenverhalten angesehen.<br />
In beiden Fällen wird das Verhältnis der Frau<br />
zur Technik als Abweichung von einer <strong>—</strong><br />
durch Männer festgesetzten <strong>—</strong> Norm bewertet.<br />
Mit der männlichen Lebenswelt <strong>und</strong> den zugehörigen<br />
Rollenvorstellungen wird Technik<br />
dagegen eng verb<strong>und</strong>en. Männern wird weitgehende<br />
Kompetenz zugeschrieben, technische<br />
Berufe passen zum Rollenbild. Männer<br />
38<br />
werden aber nicht auf eine Ausrichtung auf<br />
Technik festgelegt. Auch Männer ohne Technikinteresse<br />
werden akzeptiert, der Mann mit<br />
den beiden linken Händen z.B. Ihnen wird<br />
das ganze Spektrum zugestanden <strong>—</strong> von der<br />
Faszination bis zur Ablehnung <strong>—</strong> <strong>und</strong> ihr<br />
Verhalten wird respektiert.<br />
Anders als <strong>Mathematik</strong> ist Technik <strong>—</strong> wie ja<br />
auch der Computer <strong>—</strong> in unserem täglichen<br />
Leben allgegenwärtig. Der wesentliche Unterschied<br />
zwischen dem Verhältnis von Frauen<br />
bzw. Männern zur Technik lässt sich folgendermaßen<br />
fassen:<br />
Männer werden als Entwickler von Technik<br />
gesehen.<br />
Frauen werden als Bedienerinnen von Technik<br />
gesehen.<br />
Technik beginnt erst, wenn man den Schraubenzieher<br />
in die Hand n<strong>im</strong>mt. Das Umgehen<br />
mit Technik <strong>—</strong> was Frauen ja durchaus tun<br />
<strong>und</strong> zwar gut <strong>und</strong> kompetent <strong>—</strong> wird nicht als<br />
Technikkompetenz anerkannt. Und deshalb<br />
dürfen technischen Geräte aus dem Lebensbereich<br />
der Frauen auch nicht nach Technik<br />
aussehen, <strong>im</strong> Gegensatz zu entsprechenden<br />
Geräten für Männer.<br />
Zusammenfassung der Bilder von <strong>Mathematik</strong><br />
<strong>und</strong> Technik in der Öffentlichkeit:<br />
<strong>Mathematik</strong><br />
� gilt als wichtig,<br />
� hat aber scheinbar wenig mit dem Alltag<br />
zu tun,<br />
� gilt als schwierig <strong>und</strong> mysteriös,<br />
� ist für viele Menschen negativ besetzt,<br />
� wird der männlichen Lebenswelt zugeordnet.<br />
Technik<br />
� gilt als wichtig <strong>und</strong> ist überall präsent,<br />
� ist für viele Menschen eher positiv besetzt,<br />
� wird von Männern entwickelt <strong>und</strong> von<br />
Frauen bedient.<br />
Computer sind nicht mit Technik gleichzusetzen,<br />
sie werden aber natürlich auch als technisches<br />
Gerät <strong>und</strong> zur Technik gehörig wahrgenommen.<br />
Und der technische Aspekt des<br />
Computers wird dann auch der männlichen<br />
Lebenswelt zugeordnet.<br />
Soviel zu den vorherrschenden Bildern. Sie<br />
dienen als Folie, vor der die folgenden Erklärungsansätze<br />
zu sehen sind.