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WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet

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Handlungsorientierung erhebt nicht den Anspruch,<br />

eine neue Didaktik zu repräsentieren.<br />

Handlungsorientierter Unterricht soll Schülern<br />

den handelnden <strong>und</strong> aktiven Umgang<br />

mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit erlauben<br />

(Gudjons 1998, 103, Beckmann 1999,<br />

79). Verschiedene Autoren setzen dabei unterschiedliche<br />

Akzente bei ihrer Um- <strong>und</strong> Beschreibung<br />

von Handlungsorientierung (z.B.<br />

Beckmann 1999, 79f). Nicht zuletzt dies<br />

zeigt, dass es sich bei Handlungsorientierung<br />

nicht um ein vollständig ausformuliertes (starres)<br />

didaktisches Konzept handelt (Gudjons<br />

1998, Gudjons 1997, Jank & Meyer 1994,<br />

Meyer 1987). Auch ist das Konzept nicht vollends<br />

revolutionär. Es gibt durchaus Berührpunkte<br />

mit dem exemplarischen, genetischen<br />

<strong>Lernen</strong> (v.a. Wagenschein 1968) <strong>und</strong> dem<br />

entdeckenden <strong>Lernen</strong> (Bruner 1974).<br />

Eine weit verbreitete Merkmalsliste zur Charakterisierung<br />

handlungsorientierten Unterrichts<br />

stammt von Jank & Meyer (1994). Sie<br />

führen sieben Merkmale handlungsorientierten<br />

Unterrichts an, die <strong>im</strong> Folgenden umrissen<br />

werden.<br />

Hervorgehoben wird, dass Handlungsorientierter<br />

Unterricht ganzheitlich <strong>und</strong> schüleraktiv<br />

ist. Hierzu gehört sowohl, dass Schüler<br />

Gelegenheit haben, mit allen Sinnen zu lernen,<br />

als auch, dass nicht die Fachsystematik<br />

den Unterricht dominiert (Horstmann, Meyer-<br />

Lerch et al. 1987, 8). Das schließt, was gerade<br />

für den <strong>Mathematik</strong>unterricht von <strong>im</strong>menser<br />

Bedeutung ist, nicht aus, dass der Unterricht<br />

systematische Abschnitte enthält. Im<br />

Wesentlichen sollte sich jedoch aus nur wenigen<br />

vom Lehrer entwickelten Vorgaben ein<br />

selbstständiger <strong>und</strong> von Selbsttätigkeit geprägter<br />

Lernprozess entfalten. Die Notwendigkeit<br />

der Aktivität der Schüler beschreibt<br />

auch Freudenthal (1970, 107ff). Akzentuiert<br />

wird hier der Wandel vom Tun des Lehrers<br />

auf das des Schülers.<br />

Ein weiteres Merkmal ist, dass <strong>im</strong> Mittelpunkt<br />

des handlungsorientierten Unterrichts die<br />

Entwicklung von Handlungsprodukten steht,<br />

mit denen weitergearbeitet, gespielt <strong>und</strong> gelernt<br />

werden kann. Handlungsprodukte können<br />

dabei veröffentlichungsfähige materielle<br />

<strong>und</strong> geistige Ergebnisse der Unterrichtsarbeit<br />

sein. Zu Beginn des handlungsorientierten<br />

Unterrichts steht ein relevantes, unter Berücksichtigung<br />

der Schülerinteressen ausgewähltes<br />

Problem eher kognitiver Natur. Zum<br />

Ende entsteht ein Handlungsprodukt, mit<br />

dem sich Schüler identifizieren können. Gerade<br />

solche Handlungsprodukte sind zur Zeit<br />

<strong>im</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht eher selten vorzufinden.<br />

Dabei gibt es auch in diesem Fach<br />

Integration des <strong>Internet</strong>s <strong>im</strong> <strong>Mathematik</strong>unterricht<br />

Teilgebiete, die hierzu prädestiniert wären.<br />

Als Beispiel sei die Stochastik angeführt. Da<br />

es nicht Ziel eines adäquaten handlungsorientierten<br />

Unterrichts sein kann, pr<strong>im</strong>är Handlungsprodukte<br />

zu schaffen, deren Erstellung<br />

nicht mit den Zielen des jeweiligen Faches in<br />

Einklang zu bringen ist, muss das Spektrum<br />

möglicher Produkte hinreichend eingeschränkt<br />

werden. Handlungsprodukte müssen<br />

in den Rahmen des Unterrichts <strong>und</strong> der<br />

häuslichen Nacharbeit, also in den derzeitigen<br />

organisatorischen Rahmen, einbettbar<br />

sein, um als Alternative zu üblichen Vorgehensweisen<br />

akzeptiert werden zu können<br />

(Breuer, Hermann-Wyrwa et al. 2000, 30).<br />

Für den <strong>Mathematik</strong>unterricht bieten sich<br />

Wandzeitungen, Schülerbücher, Flugschriften,<br />

ein Exper<strong>im</strong>ent oder auch das Veröffentlichen<br />

<strong>im</strong> <strong>Internet</strong> an. Eine spezielle Form<br />

von letzterem ist das in einem der nächsten<br />

Abschnitte vorgestellte WWP, das gerade<br />

unter Berücksichtigung des gegebenen schulischen<br />

Rahmens entwickelt wurde.<br />

Handlungsorientierter Unterricht bemüht sich,<br />

die subjektiven Schülerinteressen zum Ausgang<br />

der Unterrichtsarbeit zu machen. Er<br />

bietet den Schülern aber auch Möglichkeiten,<br />

die eigenen Interessen weiter zu entwickeln.<br />

Die umspannenden Kontexte werden durch<br />

den Lehrer unter Berücksichtigung der Schülerinteressen<br />

gewählt. Handlungsorientierter<br />

Unterricht schmiegt sich an dies an <strong>und</strong> berücksichtigt<br />

die Umwelt der Schüler. Damit ist<br />

nicht gemeint, dass die Lehrkraft keine oder<br />

nur wenige Möglichkeiten bezüglich der Themenauswahl<br />

hat. Dies würde auch der angestrebten<br />

Adaptivität widersprechen <strong>und</strong> mögliche<br />

Konflikte zu Richtlinien aufwerfen. Ziel<br />

sollte es vielmehr sein, aus den Rahmenbedingungen<br />

heraus Lernsituationen zu planen,<br />

die nicht die Schüler bloß berücksichtigen,<br />

sondern sie zum Ausgangspunkt der<br />

Überlegungen macht. Hierzu muss der Lehrer<br />

seine Schüler kennen <strong>und</strong> deren Umfeld<br />

<strong>und</strong> soziale Lage stetig analysieren (Meyer<br />

1987, 413). Soziale Verknüpfungen <strong>und</strong> die<br />

persönlichen Beziehung von Schülern <strong>und</strong><br />

Lehrer stellen nicht vernachlässigbare<br />

Aspekte der Planung <strong>und</strong> Durchführung von<br />

Unterricht dar. Subjektive Schülerinteressen<br />

sind dabei situationsspezifische, persönliche<br />

Bedürfnisse, Vorstellungen <strong>und</strong> Phantasien<br />

zum Unterricht (ebd.). Diese sind Schülern<br />

oft nur unbewusst bekannt, wirken jedoch<br />

trotzdem handlungsleitend.<br />

Des Weiteren sollten Schüler von Anfang an<br />

bei der Planung, Durchführung <strong>und</strong> Auswertung<br />

des Unterrichts beteiligt werden. Jeder<br />

Schritt ist Anregungen, Kritiken oder auch<br />

Handlungen von Schülern ausgesetzt. Unbe-<br />

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