WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet
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Carsten Münchenbach<br />
5 Kosten-Nutzen-Verhältnis<br />
"Da haben Sie sich aber 'sau-viel' Arbeit gemacht!"<br />
war der Kommentar eines Schülers.<br />
In der Tat war das Programmieren <strong>und</strong> Zusammensuchen<br />
von Materialien sehr viel Arbeit.<br />
Ballin et al. bewerten den Aufwand so:<br />
"Die Entwicklung mult<strong>im</strong>edialer Lernsysteme<br />
stellt komplexe Anforderungen an die inhaltliche,<br />
methodische, didaktische, organisatorische,<br />
künstlerische, innovative <strong>und</strong> kreative<br />
Gestaltungsfähigkeit <strong>und</strong> setzt Managementfähigkeiten<br />
<strong>im</strong> selben Maß wie neue Lerntechnologien<br />
<strong>und</strong> entsprechende Lernarrangements<br />
voraus. Der einzelne ist dabei in der<br />
Regel überfordert ... Die Zusammenarbeit<br />
zwischen Autor, Drehbuchschreiber, Mult<strong>im</strong>edia-Entwickler,<br />
Medienpädagoge <strong>und</strong> Projektmanager<br />
zur Koordination der Arbeiten<br />
eines Projekts sind unverzichtbar. Entwicklungskosten<br />
von 1000 DM/min [Kommentar:<br />
wohl eher 1000 DM/(Mann*Tag)] <strong>und</strong> mehr<br />
sind keine Seltenheit ... <strong>und</strong> lohnen sich nur,<br />
wenn die entwickelte Lernsoftware von möglichst<br />
vielen Adressaten nachgefragt wird."<br />
(Ballin et al. 1996) Der Entwicklungsaufwand<br />
für Lernsoftware wird zwischen 1:20 über<br />
1:70 bis zu 1:200 geschätzt, für "normale"<br />
St<strong>und</strong>en nur bei 1:4 bis 1:10. Für Unternehmen<br />
lohnt sich der Aufwand dennoch ab circa<br />
100 Teilnehmern (Riehm & Wingert 1996).<br />
Ich habe während der Entwicklung des Lernprogramms<br />
etwa 150 St<strong>und</strong>en programmiert,<br />
die Materialsuche <strong>und</strong> sonstige Vorbereitung<br />
dauerte ca. 50 St<strong>und</strong>en. Für sechs mal 90<br />
Minuten Unterricht ergab sich also ein Faktor<br />
von 1:22. Hinzu kommen noch die Kosten<br />
bzw. der Zeitaufwand für die dauerhafte<br />
Pflege der Webseiten.<br />
Dieser Aufwand ist für eine reguläre Unterrichtsvorbereitung<br />
unüblich. Ich denke dennoch,<br />
dass er sich gelohnt hat. Allein die positive<br />
Resonanz von den Schülern <strong>und</strong> die<br />
Reaktionen, die ich <strong>im</strong> <strong>Internet</strong> auf das Lernprogramm<br />
bekommen habe, zeigen, dass<br />
der Weg, Lernprogramme einzusetzen, richtig<br />
ist. Bei entsprechender Modifikation des<br />
Lernprogramms <strong>und</strong> Überarbeitung des Projekts<br />
unter Berücksichtigung der erkannten<br />
Schwachpunkte lässt sich das Projekt ohne<br />
144<br />
übermäßig große Vorbereitung leicht erneut<br />
durchführen.<br />
6 Fazit<br />
Clifford Stoll meint sinngemäß, dass <strong>Lernen</strong><br />
keine Spaß machen kann, weil <strong>Lernen</strong> Arbeit<br />
<strong>und</strong> Disziplin bedeutet (Stoll 2002). Was haben<br />
die Schüler dann bei mir gelernt? Kann<br />
man mit so einem Lernprogramm etwas lernen?<br />
Ein Ziel war, dass <strong>Mathematik</strong> den Schülern<br />
Spaß machen soll. Die Rückmeldung zeigt,<br />
dass dieses Ziel größtenteils erreicht wurde.<br />
<strong>Lernen</strong> bedeutet aber <strong>im</strong>mer auch Arbeit, das<br />
ist unbestritten. Mit Interesse <strong>und</strong> Spaß am<br />
Thema steigt jedoch auch die Freude am<br />
<strong>Lernen</strong> <strong>und</strong> Arbeiten. Davon kann jeder Lehrer<br />
berichten, der mit den Schülern einen<br />
Blick über den Tellerrand der Schulmathematik<br />
wirft oder aktivere Lern- <strong>und</strong> Arbeitsformen<br />
für seinen Unterricht wählt. Lernprogramme<br />
können nicht gebraucht <strong>und</strong> dürfen<br />
nicht dazu missbraucht werden, einen Lehrer<br />
zu ersetzen <strong>und</strong> als einziges Medium Unterricht<br />
zu gestalten. Sie sind ein weiteres Medium,<br />
das Lehrern helfen kann, einen guten<br />
<strong>und</strong> für die Schüler interessanten sowie lehrreichen<br />
Unterricht zu gestalten. Und dabei<br />
können die Schüler sicherlich etwas lernen,<br />
so wie auch mit anderen Medien, vielleicht<br />
auch ein wenig besser.<br />
Literatur<br />
Stoll, Clifford (2002): LogOut <strong>—</strong> Warum Computer<br />
nichts <strong>im</strong> Klassenz<strong>im</strong>mer zu suchen haben.<br />
Frankfurt: Fischer<br />
Ballin, D., M. Brater & D. Blume (Hrsg.) (1996):<br />
Handlungsorientiert <strong>Lernen</strong> mit Mult<strong>im</strong>edia.<br />
Nürnberg: BW Bildung <strong>und</strong> Wissen<br />
Riehm, U. & B. Wingert (1996): Mult<strong>im</strong>edia: Mythen,<br />
Chancen <strong>und</strong> Herausforderungen. Mannhe<strong>im</strong>:<br />
Bollmann<br />
Das Lernprogramm ist <strong>im</strong> <strong>WWW</strong> unter<br />
http://www.hydrargyrum.de/kryptographie erreichbar.