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WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet

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der Gruppe wurden ein Gruppenmanager<br />

<strong>und</strong> einen Stellvertreter best<strong>im</strong>mt. Die erste<br />

Aufgabe bestand darin, drei Typen von<br />

Übungsaufgaben (einmalige, regelmäßige<br />

<strong>und</strong> gemischte Zahlungen) zu bearbeiten <strong>und</strong><br />

in jeder Gruppe selbst eine Aufgabe von jedem<br />

Typ mit Musterlösung zu produzieren.<br />

Meine Idee dabei war "<strong>Lernen</strong> durch eigenes<br />

<strong>Lehren</strong>" oder wenigstens durch Präsentieren,<br />

Formulieren eigener Aufgaben. Die Studierenden<br />

mussten also selbst Lernelemente<br />

formulieren <strong>und</strong> dabei an die Adressaten<br />

denken. Diese Idee ist nicht neu: "It is well<br />

known in the teaching profession that the<br />

best way to learn something is to teach it.<br />

Just as the Web turns everyone into a publisher,<br />

so online courses give everyone the<br />

opportunity to be the teacher." (Robin Mason<br />

1998)<br />

Die Zeitvorgaben waren sehr kurz für den<br />

ersten, einfachen Aufgabentyp (4 Tage), da<br />

ich unbedingt sofort eine erste Aktivität auf<br />

der Lernplattform sehen wollte, <strong>und</strong> etwas toleranter<br />

(11 Tage) für die weiteren Aufgabentypen.<br />

Die Studierenden mussten die<br />

Entwürfe in ihrem Forum diskutieren, <strong>und</strong> die<br />

Gruppenmanager mussten mir die Ergebnisse<br />

als Mail innerhalb der Lernplattform zusenden.<br />

Nach zögerlichem Beginn wurde das<br />

Forum sehr diszipliniert genutzt, <strong>und</strong> meine<br />

Erwartungen erfüllten sich weitgehend.<br />

Einige Aufgabenvorschläge habe ich in meine<br />

Lerneinheit als "Beiträge von Studierenden"<br />

integriert, nicht <strong>im</strong>mer die besten,<br />

sondern <strong>—</strong> wie bereits <strong>im</strong> vorigen Kapitel angedeutet<br />

<strong>—</strong> auch solche mit "intelligenten"<br />

Fehlern, die dann in der Präsenzveranstaltung<br />

diskutiert wurden.<br />

Ich habe auch nach den vier Wochen "Finanzmathematik"<br />

<strong>im</strong> weiteren Verlauf der<br />

<strong>Mathematik</strong>-Veranstaltung die Lernplattform<br />

genutzt. Da wir inzwischen eine neuere Version<br />

von ILIAS installiert hatten, die HTML-<br />

Import gestattet, konnte ich die weiteren Inhalte<br />

etwas komfortabler produzieren. Hierzu<br />

gehört auch die oben erwähnte Opt<strong>im</strong>ierungsaufgabe<br />

der schnellsten Verbindung.<br />

Sie wurde auf unterschiedlichem Niveau diskutiert.<br />

Das Fehlen eines Koordinatensystems<br />

hat für ein breiteres Spektrum von Lösungsansätzen<br />

gesorgt.<br />

In einer weiteren Lehrveranstaltung "Informationssysteme"<br />

habe ich den Studierenden<br />

(<strong>im</strong> Hauptstudium) sogar Autorenrechte eingeräumt,<br />

so dass sie ihre Präsentationen<br />

selbst auch als Teile der Lerneinheit auf der<br />

Lernplattform publizieren können. Dabei ist<br />

zu bedenken, ob man Studierenden die Rolle<br />

Die Apfelsinenkiste <strong>im</strong> Hydepark <strong>—</strong> Lernplattformen für den ersten Auftritt<br />

des Autors mit einem System zumuten soll,<br />

das sie voraussichtlich danach kaum noch<br />

einmal benutzen werden.<br />

Meine wichtigste Erkenntnis bei der Betreuung<br />

besteht darin, dass E-Moderating in erster<br />

Linie E-Motivating bedeutet. Das kann<br />

auch in der Vermeidung von Demotivation<br />

bestehen, wofür ich ein kleines Beispiel anführen<br />

möchte:<br />

Ein Forumsbeitrag bezieht sich auf die Untersuchung<br />

der Funktion<br />

y = ln(3+x) – 5x + 10<br />

Student A schrieb:<br />

Mit dem Sekantenverfahren komme ich auf<br />

die Nullstelle (2,33407|0).<br />

Student B fragt dazu:<br />

"Hi, kannst Du vielleicht den Rechenweg<br />

nochmal ausführlich hinschreiben.<br />

Wie hast du denn die Klammer mit ln(3+x)<br />

aufgelöst?"<br />

Nachdem keine Reaktion <strong>im</strong> Forum erfolgte,<br />

habe ich selbst geantwortet:<br />

"Die Klammer ln(3+x) kann man nicht auflösen,<br />

ebenso wie wurzel(3+x).<br />

Aber man kann sie für jedes x ( > -3) berechnen<br />

bzw. vom Taschenrechner ablesen."<br />

In der Präsenzveranstaltung hätte Student B<br />

gesehen, wie ich mir die Haare gerauft <strong>und</strong><br />

die Augen verdreht hätte. An meinem PC sitzend,<br />

konnte ich diese Frage ganz nüchtern<br />

beantworten <strong>und</strong> wurde prompt dadurch belohnt,<br />

dass am nächsten Tag von Student B<br />

ein korrekter Beitrag zur folgenden Aufgabe<br />

<strong>im</strong> Forum stand. Ich kann mich an Situationen<br />

erinnern, in denen etwas "einfältige" Fragen<br />

hart kommentiert wurden <strong>und</strong> daraufhin<br />

zum passiven Widerstand geführt haben.<br />

5 Fazit<br />

E-Learning, die Arbeit mit einer Lernplattform,<br />

erfordert die Aufmerksamkeit auf drei<br />

Komponenten:<br />

1. die Lernplattform<br />

2. die Inhalte<br />

3. die Betreuung<br />

Erst das Zusammenspiel entscheidet über<br />

den Erfolg des Gesamtkonzeptes. Bei jeder<br />

einzelnen Komponente können Unzulänglichkeiten<br />

den Lernerfolg behindern:<br />

Die Auswahl der Lernplattform gilt inzwischen<br />

als größeres Projekt. H<strong>und</strong>erte von<br />

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