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WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet

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Begeistert waren sowohl Peter, als auch<br />

Theresa, als sie über die Unterrichtseinheit<br />

"Lösen von Gleichungen <strong>und</strong> Ungleichungen"<br />

mittels Derive berichteten. Hier haben wir<br />

zum einen Derive als Ergebniskontrolle <strong>im</strong><br />

Rahmen von EVA (eigenverantwortlichem<br />

Arbeiten) genutzt, zum anderen haben wir<br />

die Äquivalenzumformungen, die auf dem<br />

Papier gemacht wurden, in Derive nachgebildet.<br />

Wir zeigten typische Fehler von Schülern,<br />

die beispielsweise auf dem Papier rechneten:<br />

5x=49, nun ziehe ich 5 auf beiden Seiten<br />

ab <strong>und</strong> erhalte x=44.<br />

In Derive sah das dann so aus:<br />

#1: 5x=49<br />

#2: #1-5 (eingegeben) liefert (5x=49)-5<br />

#3: 5x-5=44 (nach Vereinfachung)<br />

Theresa musste be<strong>im</strong> Testlauf des Vortrags<br />

(be<strong>im</strong> Vortrag war sie leider etwas stiller) lachen,<br />

als sie sich an die Gesichter der Mitschüler<br />

bei der Verkomplizierung der Gleichung<br />

erinnerte. Sie fragte sich, wie Schüler<br />

ohne diese direkte Rückmeldung durch das<br />

Notebook überhaupt ordentlich begreifen<br />

können, was Äquivalenzumformungen sind.<br />

Aus Lehrersicht kann ich bestätigen, dass<br />

diese Klasse auch in der Klassenarbeit, <strong>—</strong> in<br />

der dieser Teil völlig klassisch geprüft wurde,<br />

durch die intensive Auseinandersetzung mit<br />

dem Thema besser abschnitt als frühere<br />

Klassen. Es wurden zwar Rechenfehler gemacht,<br />

aber die typischen Fehler: statt zu dividieren<br />

zu subtrahieren, etc.; traten überhaupt<br />

nicht auf. Hier muss ich allerdings ergänzend<br />

erwähnen, dass in der Folgeklasse<br />

eine ganz andere Haltung herrschte: die<br />

Schüler nutzten die Möglichkeit des Rechners<br />

fast ausschließlich, um sich die gesamten<br />

Hausaufgaben zu sparen <strong>und</strong> trotzdem<br />

bei der Hausaufgabenkontrolle das richtige<br />

Ergebnis vorlesen zu können. In dem Zusammenhang<br />

sollte auch gleich erwähnt<br />

werden, dass in Lerngruppen mit geringer intrinsischen<br />

Motivation das Notebook die Gefahr<br />

erhöht, dass die Schüler noch weniger<br />

arbeiten: Man muss ja die Hausaufgaben<br />

noch nicht einmal bloß abschreiben; man<br />

kann sie sich gleich über den Austausch-<br />

Ordner kopieren.<br />

Begeistert hat die Schüler auch, dass in der<br />

Stegreifaufgabe über das Lösen von Textaufgaben<br />

mittels Gleichungen/Ungleichungen<br />

(vom Typ: Vergrößert man die Breite eines<br />

Rechtecks um 3 cm <strong>und</strong> verringert die<br />

Länge um 7 cm, so verringert sich der Flächeninhalt<br />

um 40 cm 2 ) am Ende von Klasse<br />

7 das Notebook fakultativ verwendet werden<br />

durfte. Im ersten Lernjahr mit dem Notebook<br />

AG "<strong>Mathematik</strong> in Notebook-Klassen der 7. <strong>und</strong> 8. Jahrgangsstufe"<br />

war <strong>im</strong>mer genau vorgeschrieben gewesen,<br />

welches Programm bei welcher Aufgabe<br />

verwendet werden durfte; jetzt bestand erstmals<br />

die Situation, dass die Schüler frei entscheiden<br />

konnten, ob <strong>und</strong> welches Werkzeugs<br />

sie nutzen. Einige Schüler versuchten,<br />

das Problem empirisch mittels Excel zu lösen,<br />

andere kontrollierten ihren Ansatz mittels<br />

Derive <strong>und</strong> stellten fest, dass ihre Lösung<br />

nie <strong>und</strong> n<strong>im</strong>mer st<strong>im</strong>men kann, weil<br />

sich eine negative Seitenlänge ergeben hatte.<br />

Einige berichteten hinterher, dass sie dadurch<br />

noch schnell einen Fehler entdeckt<br />

haben <strong>und</strong> auf Knopfdruck das Ergebnis erhielten.<br />

Eine Lösung bestand sogar in einer<br />

dynamischen Konstruktion in DynaGeo, bei<br />

der auch noch mit Termobjekten gearbeitet<br />

wurde. Da der Lösungsweg nicht vorgeschrieben<br />

war, wurden natürlich alle Lösungen,<br />

wenn sie richtig waren, gewertet. Es<br />

bleibt zu bemerken, dass die leistungsstärkeren<br />

Schüler bei dieser Aufgabe sich gar nicht<br />

die Mühe machten, ihr Notebook zu nutzen,<br />

denn die Aufgabe lässt sich ja auf dem Papier<br />

zügig lösen. Später habe ich derartige<br />

Aufgaben modifiziert in die Richtung "um wie<br />

viel, kann sich der Flächeninhalt max<strong>im</strong>al<br />

ändern, so dass noch eine sinnvolle Lösung<br />

möglich ist".<br />

In Geometrie ist <strong>im</strong> derzeitig gültigen Lehrplan<br />

neben dem Entdecken vieler Gesetzmäßigkeit<br />

ein wesentliches Lernziel das<br />

Konstruieren, d.h. das handwerkliche Umgehen<br />

mit Zirkel <strong>und</strong> Lineal. Hier geht es sowohl<br />

um den Konstruktionsbegriff <strong>im</strong> Sinne<br />

der alten Geometer als auch um die handwerkliche<br />

Praxis. Hier wurde mein Unterricht<br />

natürlich stark davon beeinflusst, was ich <strong>im</strong><br />

Workshop in Soest 2002 an Kritik aufnahm,<br />

<strong>im</strong> Laufe des Abends verarbeitete <strong>und</strong> verinnerlichen<br />

konnte (auf den damaligen Projektbericht<br />

wird verwiesen).<br />

Wir thematisierten <strong>im</strong> Unterricht den Konstruktionsbegriff<br />

<strong>und</strong> erweiterten diesen auf<br />

den dynamischen Konstruktionsbegriff. Es<br />

gab hierzu Aufgaben vom Typ "Ist dies eine<br />

Konstruktion <strong>im</strong> Sinne der alten Geometer?"<br />

D.h. ist auf dem Papier alles mit Zirkel <strong>und</strong><br />

Lineal konstruiert? Bzw.: Handelt es sich in<br />

DynaGeo um eine Konstruktion ohne Verwendung<br />

von Makros? "Ist dies eine dynamische<br />

Konstruktion?" Dies bedeutet, dass an<br />

Hand von Dateien untersucht werden muss,<br />

ob die Konstruktion zugfest ist (dies kann in<br />

DynaGeo sowohl durch Lesen des Konstruktionstextes,<br />

als auch durch Ziehen an freien<br />

Punkten geschehen). Hierzu sind <strong>im</strong> Anhang<br />

eine Stegreifaufgabe zum Thema Erweiterter<br />

Konstruktionsbegriff sowie zwei Dateien, die<br />

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