WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet
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Ingmar Lehmann<br />
sodass sich die Gleichung 2πr+1 = 2π(r+a)<br />
ergibt. Mit 2πr+1 = 2π(r+a) = 2πr+2πa folgt<br />
1<br />
unmittelbar 1 = 2πa, also a = .<br />
2π<br />
Da alle Längen in Meter angegeben worden<br />
sind, erhalten wir<br />
a = 0,1591549430 ... m ≈ 16 cm.<br />
Das ist für die Schüler paradox. Das Ergebnis<br />
ist vom Radius r (der Erde) unabhängig;<br />
<strong>—</strong> <strong>und</strong> gerade dieser Sachverhalt widerspricht<br />
der Erwartung.<br />
Man kann dieses für die Schüler paradoxe<br />
Resultat auch folgendermaßen formulieren:<br />
Für die Differenz der Umfänge zweier konzentrischer<br />
Kreise mit den Radien r1 <strong>und</strong> r2<br />
sowie dem Abstand a gilt<br />
u1–u2 = 2πr1–2πr2 = 2π(r2+a)–2πr2 = 2πa,<br />
d.h., diese Differenz der Umfänge ist konstant,<br />
wenn die beiden konzentrischen Kreise<br />
nur denselben Abstand voneinander haben.<br />
Das Ergebnis veranlasst Schüler sogar, die<br />
ganze Rechnung zu wiederholen, <strong>—</strong> um den<br />
vermeintlichen Fehler zu entdecken!<br />
Das ist ein guter Gr<strong>und</strong>, mit dieser Aufgabe<br />
in die Thematik "Umfang von Kreisen" zu<br />
starten. Walsch (2000) schreibt dazu:<br />
"Die Aufgabe ist zwar nicht auf vordergründige<br />
Art 'realitätsnah'. Sie trägt aber dazu bei,<br />
geometrisches Vorstellungsvermögen zu fördern,<br />
zu kritischer Distanz gegenüber intuitiven<br />
Urteilen zu erziehen, Einsichten in theoretische<br />
Zusammenhänge zu gewinnen (hier<br />
insbesondere die Unabhängigkeit des Abstandes<br />
vom Radius der Kugel zu erkennen),<br />
das Arbeiten mit dem 'mathematischen<br />
Handwerkszeug' zu üben."<br />
Mit dieser Aufgabe gelingt es in jedem Fall,<br />
Interesse <strong>und</strong> Aktivität der Schüler zu wecken.<br />
1.2 Vier "natürliche" Variationen<br />
von Aufgabe 1<br />
Aufgabe 2: Der Abstand des Seils zum<br />
Äquator ist gegeben<br />
Um den Äquator wird konzentrisch ein Seil<br />
gespannt, das einen Abstand von 1 m von<br />
der Erdoberfläche hat. Wie lang ist das Seil?<br />
Lösung:<br />
Für die Differenz der Umfänge gilt<br />
lSeil–uÄquator = 2π(r+a) – 2πr = 2πa = 2π.<br />
128<br />
Das Seil wäre dann nur etwas mehr als 6 m<br />
länger als der Äquator. Es hätte also die Länge<br />
lSeil = 2π(r+a) ≈ 40 000 006,28 [m].<br />
Ein Flugzeug umr<strong>und</strong>et bei konstanter Flughöhe<br />
von 10 000 m einmal die Erde (den<br />
Äquator). Wie lang ist die Flugstrecke?<br />
Aufgabe 3: Ein Mensch unterquert am<br />
Äquator das Seil<br />
Um den Äquator wird konzentrisch ein Seil<br />
gespannt. Um wie viel Meter/Kilometer müsste<br />
man dieses Seil verlängern, damit jeder<br />
Mensch aufrecht das (konzentrisch um den<br />
Äquator gespannte) Seil unterqueren könnte?<br />
Lösung:<br />
Das ist Aufgabe 2 in anderem Gewand:<br />
Seil Äquator<br />
lSeil–uÄquator = 2πa bzw. a =<br />
2π<br />
u l −<br />
.<br />
Das Seil müsste höchstens 16 m länger als<br />
der Äquator sein (a ≈ 2,55 m).<br />
Aufgabe 4: Ein Apfel statt der Erde<br />
Um einen Apfel (oder eine Münze) wird konzentrisch<br />
ein Faden gespannt, der um 1 m<br />
länger ist als der Apfelumfang (Münzumfang)<br />
selbst. Welchen Abstand a hat der Faden<br />
vom Apfelrand (vom Münzrand)?<br />
Lösung: (vgl. Abb. 3)<br />
Das Ergebnis, dass der Abstand a vom Radius<br />
(der Erde, eines Apfels oder eines<br />
Tischtennisballs) unabhängig ist, wird auf<br />
diese Weise besonders anschaulich bestätigt.<br />
Der Abstand a hängt lediglich von der<br />
gewählten Verlängerung (1 m) des Umfangs<br />
1<br />
ab: a = ≈ 16 [cm].<br />
2π<br />
Abb. 3