WWW und Mathematik — Lehren und Lernen im Internet
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handen ist, nämlich: der pädagogische Systembetreuer<br />
administriert das Netz bei zwei<br />
bis vier Entlastungsst<strong>und</strong>en nebenher in der<br />
Freizeit, in den Ferien … Hieraus resultiert<br />
die oft angetroffene Skepsis von Schulen,<br />
sich auf das Konzept der Notebook-Klassen<br />
einzulassen. In dieser Phase gab es oft verzagte<br />
Anfragen auf der bayerischen Systembetreuerliste<br />
an mich (scherzhaft, "die ungekrönte<br />
Notebook-Klon-Königin" genannt) die<br />
ich dann so beantwortete, dass ich meine<br />
Telefonnummer durchgab; alles andere war<br />
zu heikel, das technische Außenherum galt<br />
als Tabu. Solche Aspekte zu thematisieren,<br />
hätte das Projekt nicht nur für uns, sondern<br />
auch für andere sterben lassen.<br />
In nahezu allen Vorträgen, Fortbildungen, Interviews<br />
r<strong>und</strong> um Notebook-Klassen <strong>im</strong> Zeitraum<br />
Herbst 2001 bis Herbst 2003 wurde ich<br />
gefragt: "Würden Sie sich nochmals auf das<br />
Notebook-Projekt einlassen, wenn Sie schon<br />
wüssten, was auf Sie zukommt?" Meine Antwort<br />
war <strong>im</strong>mer: "Fragen Sie mich als <strong>Mathematik</strong>lehrerin<br />
oder als schulische Systembetreuerin?"<br />
Je nach Publikum war die Intention<br />
der Frage eine andere; da <strong>im</strong> Workshop<br />
beide Fragen interessierten, gehe ich hier auf<br />
beide ein.<br />
Als <strong>Mathematik</strong>lehrerin bin ich fasziniert von<br />
den Möglichkeiten, die mir das Unterrichten<br />
am Notebook bietet. Ich kann es mir nicht<br />
mehr vorstellen, ganz ohne Notebook in den<br />
Klassen 7 bis 9 zu unterrichten. Hier kann ich<br />
ergänzend anbringen <strong>—</strong> das späte Einreichen<br />
dieses Berichtes hat also auch positive<br />
Aspekte <strong>—</strong> dass ich <strong>im</strong> Schuljahr 2004/05<br />
erstmals seit drei Jahren in <strong>Mathematik</strong> auch<br />
in einer einer Nicht-Notebook-Klasse (Stufe<br />
11) eingesetzt wurde. In Klasse 11 wiederholt<br />
man in Bayern zwei Monate lang den<br />
Stoff aus der gesamten Mittelstufe (angereichert<br />
um einige weitere Aspekte). Es waren<br />
keine zwei Unterrichtsst<strong>und</strong>en vorbei, als ich<br />
schon merkte: mir fehlt etwas. Schnell 'mal<br />
eine alte Datei herholen, geschwind eine Visualisierung<br />
durchführen <strong>—</strong> dies alles war<br />
nicht möglich. Ein in drei Jahren als essentiell<br />
wahrgenommenes Werkzeug fehlte. Von<br />
einem mir sehr lieb gewonnenen Kollegen<br />
<strong>und</strong> langjährigen Fre<strong>und</strong> wurde ich belächelt:<br />
"Hast du in drei Jahren verlernt, ohne Notebook<br />
Mathe zu unterrichten?". Es lässt sich<br />
schwer in Worte fassen. Verlernt ist sicher<br />
das falsche Wort, es ist wie be<strong>im</strong> Abfassen<br />
dieses Berichts gerade <strong>im</strong> Urlaub auf dem<br />
Campingplatz, wo der Fortschritt durch das<br />
Laden des Notebooks <strong>im</strong> Waschmaschinenz<strong>im</strong>mer<br />
best<strong>im</strong>mt wird, wenn diese Steckdose<br />
gerade frei ist, oder das Salz für das Abkochen<br />
der Nudeln fehlt; <strong>—</strong> vertraute Werk-<br />
AG "<strong>Mathematik</strong> in Notebook-Klassen der 7. <strong>und</strong> 8. Jahrgangsstufe"<br />
zeuge sind plötzlich weg, <strong>und</strong> man muss einen<br />
Mehraufwand betreiben, um s<strong>im</strong>pelste<br />
Aufgaben zu erledigen, oder man muss einfache<br />
Dinge vorneweg planen, die sonst nebenher<br />
<strong>und</strong> spontan erfolgen können. Hier<br />
lässt sich ergänzend sagen, dass wir <strong>—</strong> gesponsert<br />
durch Casio <strong>—</strong> mit dem Classpad<br />
300 eine gewisse Spontaneität in Klasse 11<br />
zurück gewinnen konnten.<br />
Nun zur zweiten Antwort, als Systembetreuung:<br />
Ich habe erwartet, dass es unter den<br />
Rahmenbedingungen schwierig wird, Notebook-Klassen<br />
zu <strong>im</strong>plementieren, <strong>und</strong> habe<br />
mich in der Anfangsphase massiv gegen das<br />
Projekt gewehrt; nun sind wir erfolgreich genug,<br />
dass wir halbwegs adäquate Rahmenbedingungen<br />
sowohl be<strong>im</strong> Sachaufwandsträger<br />
als auch bei den Eltern als Auflage<br />
machen können. Ich empfehle allen schulischen<br />
Systembetreuern, deren Schulen sich<br />
auf ein derartiges Projekt einlassen, selbstbewusster<br />
aufzutreten sowohl bei den Eltern,<br />
als auch bei der Schulleitung, so dass von<br />
Anfang an gemeinsam an opt<strong>im</strong>ierten Rahmenbedingungen<br />
gearbeitet wird.<br />
In Kurzfassung unsere Notebook-Beschaffung<br />
sowie das Administrations- <strong>und</strong> Wartungskonzept<br />
(ergänzt um einige Punkte, die<br />
bis zum Verfassen des Artikels 2005 hinzukamen):<br />
Der Sachaufwandsträger finanziert bei nun<br />
zwei Computerräumen, vielen verstreuten<br />
Rechnern <strong>im</strong> Haus <strong>und</strong> vier (in der Planung<br />
ist gerade die fünfte) Notebook-Klassen 25<br />
St<strong>und</strong>en <strong>im</strong> Monat externe Netzadministration.<br />
Die Eltern bezahlen für die Ersteinrichtung<br />
der Geräte 80€ <strong>und</strong> monatlich 10€ für<br />
die Wartung. Bei uns ist inzwischen die positive<br />
Situation eingetreten, dass beide Verträge<br />
in einer Hand sind. Wichtig bei Notebook-<br />
Klassen ist die schnelle Reaktion; wenn der<br />
Drucker oder der Beamer <strong>im</strong> Notebook-Z<strong>im</strong>mer<br />
nicht funktioniert, muss innerhalb von ein<br />
paar Tagen reagiert werden; Dasselbe gilt<br />
bei "zerschossenen" Notebooks oder Hardware-Defekten.<br />
Bei der Auswahl der Notebooks sollten Markengeräte<br />
aus der Business-Class gewählt<br />
werden. Es ist eine ganz andere Situation, ob<br />
ein Notebook vormittags 6 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />
nachmittags noch einmal mindestens 2 St<strong>und</strong>en<br />
läuft, oder ob es ein Gerät ist, mit dem<br />
gelegentlich, wenn man unterwegs ist, gearbeitet<br />
wird. Wir lassen uns zwei bis drei<br />
Testgeräte vorab kommen <strong>und</strong> prüfen auf<br />
Stabilität, Klonbarkeit … Inzwischen können<br />
wir den Eltern optional ein teures <strong>und</strong> ein<br />
günstigeres Modell anbieten. Dies bedeutet<br />
aber administrativ keinen Mehraufwand, da<br />
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