21.09.2013 Aufrufe

MEW-Band-31 - Marx wirklich studieren!

MEW-Band-31 - Marx wirklich studieren!

MEW-Band-31 - Marx wirklich studieren!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

55<br />

<strong>Marx</strong> an Paul Lafargue<br />

in London<br />

London, 13. August 1866<br />

Mein lieber Lafargue,<br />

Gestatten Sie mir die folgenden Bemerkungen:<br />

1. Wenn Sie Ihre Beziehungen zu meiner Tochter1 fortsetzen wollen,<br />

werden Sie Ihre Art „den Hof zu machen" aufgeben müssen. Sie wissen<br />

gut, daß noch kein Eheversprechen besteht, daß alles noch in der Schwebe<br />

ist. Und selbst wenn sie in aller Form Ihre Verlobte wäre, dürften Sie nicht<br />

vergessen, daß es sich um eine langwierige Angelegenheit handelt. Die<br />

Gewohnheiten eines allzu vertrauten Umgangs sind um so mehr fehl am<br />

Platze, als beide Liebenden während einer notwendigerweise verlängerten<br />

Periode strenger Prüfung und Läuterung am selben Ort wohnen werden.<br />

Mit Entsetzen habe ich die Wandlungen Ihres Benehmens von einem Tag<br />

zum andern während einer einzigen Woche2 beobachtet. Meiner Meinung<br />

nach äußert sich wahre Liebe in Zurückhaltung, Bescheidenheit und sogar<br />

in der Schüchternheit des Verliebten gegenüber seinem Idol, und ganz und<br />

gar nicht in Gemütsexzessen und in einer zu frühen Vertraulichkeit. Wenn<br />

Sie sich auf Ihr kreolisches Temperament berufen, so habe ich die Pflicht,<br />

mit meinem gesunden Menschenverstand zwischen Ihr Temperament und<br />

meine Tochter zu treten. Falls Sie Ihre Liebe zu ihr nicht in der Form zu<br />

äußern vermögen, wie es dem Londoner Breitengrad entspricht, werden<br />

Sie sich damit abfinden müssen, sie aus der Entfernung zu lieben. Ich<br />

brauche das wohl nicht näher zu erläutern.<br />

2. Vor der endgültigen Regelung Ihrer Beziehungen zu Laura muß ich<br />

völlige Klarheit über Ihre ökonomischen Verhältnisse haben. Meine Tochter<br />

glaubt, daß ich über Ihre Angelegenheiten Bescheid weiß. Sie irrt sich.<br />

Ich habe diese Dinge nicht zur Sprache gebracht, weil es meiner Meinung<br />

nach Ihre Aufgabe gewesen wäre, die Initiative zu ergreifen. Sie wissen,<br />

daß ich mein ganzes Vermögen dem revolutionären Kampf geopfert habe.<br />

1 <strong>Marx</strong>* Tochter Laura - 2 in der Handschrift: pendant la p6riode g£ologique d'une seulfi<br />

semaine

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!