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MEW-Band-31 - Marx wirklich studieren!

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56<br />

<strong>Marx</strong> an Ludwig Kugelmann<br />

in Hannover<br />

London, 23. August 1866<br />

Mein lieber Freund,<br />

Sie müssen mit Recht ungehalten sein über mein verlängertes Schweigen<br />

trotz Ihrer verschiednen freundschaftlichen Zuschriften.<br />

Aber Sie müssen mich entschuldigen mit den außerordentlichen Zuständen,<br />

worin ich mich befinde.<br />

Infolge meiner langen Krankheit haben meine ökonomischen Zustände<br />

einen Krisenpunkt erreicht. Ich habe Schulden aufgehäuft, die mir das<br />

Gehirn zusammendrücken und mich zu allem außer der Arbeit, die mich<br />

absorbiert, unfähig machen. Wenn es mir nicht gelingt, wenigstens 1000 Taler,<br />

sage zu einem Zins von 5%, aufzunehmen, so sehe ich <strong>wirklich</strong> keinen<br />

Ausweg. Und trotz der zahlreichen anerkennenden Zuschriften, die ich<br />

von Deutschland erhalte, weiß ich nicht, wohin mich wenden. Ich kann<br />

nur Hülfe von Privatfreunden brauchen, nichts Öffentliches. Sie begreifen,<br />

daß unter derartigen Verhältnissen Briefschreiben schwer wird.<br />

Es ist mir noch nicht gelungen, meine ahen ergiebigen Verbindungen<br />

mit Amerika wiederherzustellen.'543' Man hat dort so viel mit der eignen<br />

Bewegung zu tun, daß man jede Ausgabe für europäische Korrespondenz<br />

als faux frais de production1 betrachtet. Ich könnte dem abhelfen, wenn ich<br />

selbst übersiedelte. Aber ich halte es für meinen Beruf, in Europa zu bleiben<br />

und meine vieljährige Arbeit2 zu vollenden.<br />

Was diese Arbeit selbst betrifft, so glaube ich nicht, daß ich vor Oktober<br />

das Manuskript des ersten <strong>Band</strong>s (es werden jetzt 3 Bände3) nach Hamburg<br />

bringen kann. Ich kann nur sehr wenige Stunden per Tag produktiv arbeiten,<br />

ohne es gleich körperlich zu Spüren, und aus Rücksicht auf meine Familie<br />

muß ich mich wohl widerwillig entschließen zur Beobachtung der<br />

hygienischen Grenzen, bis ich völlig hergestellt bin. Außerdem wird<br />

die Arbeit oft unterbrochen durch den Einfluß widriger Umstände von<br />

außen.

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