27.10.2013 Aufrufe

George Orwell 1984 - staticfly.net

George Orwell 1984 - staticfly.net

George Orwell 1984 - staticfly.net

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

und schritt rasch aus, ohne im ersten Augenblick zu merken,<br />

dass er in der verkehrten Richtung ging. Eines stand jedenfalls<br />

fest. Es gab keinen Zweifel mehr, dass das Mädchen ihm<br />

nachspionierte. Sie musste ihn verfolgt haben, denn es war nicht<br />

glaubhaft, dass sie aus reinem Zufall am selben Abend durch<br />

dieselbe obskure Hintergasse kam, kilometerweit von allen<br />

Vierteln entfernt, in denen Parteimitglieder wohnten. Es wäre<br />

ein zu großer Zufall gewesen.<br />

Ob sie wirklich eine Agentin der Gedankenpolizei oder<br />

lediglich ein von übertriebenem Diensteifer inspirierter<br />

Amateur-Spitzel war, blieb sich so ziemlich gleich. Es genügte,<br />

dass sie ihn beobachtete. Vermutlich hatte sie ihn auch in die<br />

Kneipe hineingehen sehen.<br />

Ihm wurde das Gehen schwer. Der gläserne Gegenstand in<br />

seiner Tasche schlug bei jedem Schritt an seine Hüfte, und er<br />

dachte halb und halb daran, ihn herauszuziehen und<br />

wegzuwerfen. Das Schlimmste waren seine Leibschmerzen. Ein<br />

paar Augenblicke lang hatte er das Gefühl, er würde sterben,<br />

wenn er nicht bald eine Toilette erreichte. Doch in einem<br />

solchen Viertel gab es wohl keine öffentlichen<br />

Bedürfnisanstalten. Dann lösten sich die Krämpfe und ließen nur<br />

einen dumpfen Schmerz zurück.<br />

Die Straße war eine Sackgasse. Winston blieb stehen und<br />

überlegte ein paar Sekunden unschlüssig, was er tun sollte. Dann<br />

kehrte er um und ging den Weg zurück. Im Kehrtmachen fiel<br />

ihm ein, dass das Mädchen erst vor drei Minuten an ihm<br />

vorbeigekommen war und er sie laufend vermutlich einholen<br />

konnte. Er konnte sich an ihre Fersen heften, bis sie eine<br />

verlassene Gegend erreicht hatten, und ihr dann mit einem<br />

Pflasterstein den Schädel einschlagen.<br />

Der Glasgegenstand in seiner Tasche war schwer genug dazu.<br />

Aber er ließ diese Idee sofort wieder fallen, denn schon der<br />

Gedanke an irgendeine körperliche Anstrengung war ihm<br />

-121-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!