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George Orwell 1984 - staticfly.net

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erinnerte sich, dass er damals gedacht hatte: Der arme Teufel ist<br />

geliefert! Und das Erschreckende daran war, dass es sich<br />

höchstwahrscheinlich um einen unbewussten Vorgang handelte.<br />

Die allergrößte Gefahr war, im Schlaf zu sprechen. Soviel er<br />

wusste, gab es keine Möglichkeit, sich dagegen irgendwie zu<br />

schützen.<br />

Er schöpfte Atem und fuhr fort zu schreiben:<br />

Ich ging mit ihr durch den Torweg und über einen Hinterhof<br />

in eine im Erdgeschoss gelegene Küche. An der Wand stand ein<br />

Bett und auf dem Tisch eine sehr tief herabgeschraubte Lampe.<br />

Sie...<br />

Er war nervös. Er hätte am liebsten ausspucken mögen.<br />

Zugleich mit der Frau in der Küche dachte er an Katherine,<br />

seine Frau. Winston war verheiratet - oder jedenfalls verheiratet<br />

gewesen; vermutlich war er es noch, denn soviel ihm bekannt<br />

war, war seine Frau nicht gestorben. Ihm kam es vor, als atme er<br />

wieder den warmen, stickigen Geruch in der ebenerdigen<br />

Küche, einen Geruch aus Ungeziefer, schmutziger Wäsche und<br />

miserablem billigen Parfüm, aber dennoch verlockend, denn<br />

keine Frau von der Partei benützte jemals Parfüm, auch hätte<br />

man sich das überhaupt nicht vorstellen können. Nur die Proles<br />

benützten Parfüm. In seiner Vorstellung war dieser Geruch<br />

untrennbar mit Unzucht verbunden.<br />

Als er mit dieser Frau gegangen war, hatte das seinen ersten<br />

Fehltritt seit ungefähr zwei Jahren bedeutet. Der Umgang mit<br />

Prostituierten war natürlich verboten, aber es war eine der<br />

Vorschriften, die man gelegentlich zu übertreten wagen konnte.<br />

Es war gefährlich, aber es war keine Angelegenheit auf Leben<br />

und Tod. Mit einer Prostituierten erwischt zu werden, konnte bis<br />

zu fünf Jahren Zwangsarbeitslager bedeuten; aber nicht mehr,<br />

wenn man keinen weiteren Verstoß begangen hatte. Und das<br />

-77-

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