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George Orwell 1984 - staticfly.net

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»Ja, Lieber, ich habe manchmal daran gedacht. Aber trotzdem<br />

tue ich es nicht.«<br />

»Wir hatten bis jetzt Glück, aber es kann nicht mehr lange so<br />

weitergehen. Du bist jung. Du siehst vorschriftsmäßig und<br />

harmlos aus. Wenn du Menschen wie mir aus dem Wege gehst,<br />

bleibst du vielleicht noch fünfzig Jahre am Leben.«<br />

»Nein. Ich habe mir alles überlegt. Was du tust, das tue ich<br />

auch. Und sieh bitte nicht zu schwarz. Ich bin recht geschickt<br />

darin, am Leben zu bleiben.«<br />

»Wir können vielleicht noch weitere sechs Monate –<br />

vielleicht noch ein Jahr - beisammen bleiben, man kann es nicht<br />

wissen.<br />

Zum Schluss werden wir mit Gewissheit getrennt. Bist du dir<br />

bewusst, wie schrecklich allein wir sein werden? Wenn sie uns<br />

erst einmal in den Klauen haben, gibt es nichts, buchstäblich<br />

nichts, was wir füreinander tun könnten. Wenn ich ein<br />

Geständnis ablege, erschießen sie dich, und wenn ich mich zu<br />

gestehen weigere, erschießen sie dich genauso. Nichts, was ich<br />

mir zu tun oder zu sagen oder zu verschweigen vornehmen<br />

kann, kann deinen Tod auch nur um fünf Minuten<br />

hinausschieben. Wir werden nicht einmal voneinander wissen,<br />

ob wir noch leben oder schon tot sind. Wir werden vollkommen<br />

machtlos sein. Wenn auch selbst das nicht den geringsten<br />

Unterschied ausmacht, so kommt es doch einzig und allein<br />

darauf an, dass wir einander nicht verraten.«<br />

»Wenn du damit das Geständnis meinst«, sagte sie, »so<br />

werden wir es nur allzu bald ablegen. Alle gestehen sie. Man<br />

kann nichts dagegen machen. Sie foltern einen.«<br />

»Ich meine nicht: gestehen. Ein Geständnis ist kein Verrat.<br />

Was man sagt oder tut, ist nicht wichtig: es kommt darauf an,<br />

was man fühlt. Wenn sie mich soweit brächten, dich nicht mehr<br />

zu lieben - das wäre wirklicher Verrat.«<br />

-197-

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