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George Orwell 1984 - staticfly.net

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»Eine Ratte. Ich sah, wie sie ihre ekelhafte Schnauze hinter<br />

der Holzleiste hervorstreckte. Dort drüben ist ein Loch.<br />

Jedenfalls habe ich ihr einen tüchtigen Schrecken eingejagt.«<br />

»Ratten!« murmelte Winston. »In diesem Zimmer!«<br />

»Sie treiben sich überall herum«, sagte Julia gleichgültig,<br />

während sie sich wieder hinlegte. »Im Heim haben wir sogar<br />

welche in der Küche. In manchen Teilen Londons wimmelt es<br />

von ihnen.<br />

Wusstest du, dass sie an kleine Kinder herangehen? Doch,<br />

bestimmt, das tun sie. In manchen von diesen Straßen wagen die<br />

Frauen ihre Kinder nicht zwei Minuten allein zu lassen. Die<br />

großen braunen machen das. Und das Scheußlichste ist, dass die<br />

Biester...«<br />

»Hör auf!« sagte Winston, die Augen fest geschlossen.<br />

»Liebster! Du bist ja ganz blass geworden. Was fehlt dir?<br />

Wird dir von ihnen schlecht?«<br />

»Von allen Scheußlichkeiten der Welt sind Ratten...«<br />

Sie presste sich eng an ihn und umschlang ihn mit ihren<br />

Gliedern, wie um ihn mit der Wärme ihres Körpers zu<br />

beruhigen. Er öff<strong>net</strong>e die Augen nicht gleich wieder. Ein paar<br />

Augenblicke lang hatte er das Gefühl gehabt, von neuem in den<br />

Angsttraum versetzt zu werden, der ihn sein ganzes Leben<br />

hindurch von Zeit zu Zeit verfolgt hatte. Es war immer so<br />

ziemlich dasselbe. Er stand vor einer Mauer aus Dunkelheit,<br />

jenseits der etwas Unerträgliches lauerte, etwas, das zu<br />

schrecklich war, um seinen Anblick noch erträglich sein zu<br />

lassen. Im Traum war dabei sein tiefstes Gefühl immer, dass er<br />

sich etwas vormachte, dass er in Wirklichkeit genau wusste, was<br />

hinter der dunklen Mauer war. Mit einer unerhörten<br />

Anstrengung, als reiße er sich ein Stück aus dem eigenen<br />

Gehirn, hätte er das Verborgene sogar ans Licht zerren können.<br />

Er wachte immer auf, ohne zu erfahren, was es eigentlich war:<br />

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