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George Orwell 1984 - staticfly.net

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»Animal Farm« und »<strong>1984</strong>« sind <strong>Orwell</strong>s letzte Werke. Seit<br />

»Gullivirs Reisen« ist keine Parabel geschrieben worden, die es<br />

an Tiefe und beißendem Spott mit »Animal Farm« aufnehmen<br />

kann; seit Kafkas »In der Strafkolonie« keine Phantasie, die dem<br />

logischen Grauen von »<strong>1984</strong>« gleichkäme. Ich glaube in der Tat,<br />

daß die künftige Literaturgeschichtsschreibung <strong>Orwell</strong><br />

gewissermaßen als das fehlende Glied in der Kette zwischen<br />

Swift und Kafka betrachten wird. Denn es kann durchaus<br />

möglich sein – um noch einmal Cyril Conolly zu zitieren –, daß<br />

»für die Gärten des Abendlandes die Sperrstunde geschlagen hat<br />

und daß man von nun an einen Künstler nur nach dem Echo<br />

seiner Einsamkeit, dem Maß und der Würde seiner<br />

Verzweiflung beurteilen wird«. An diesem Maßstab gemessen,<br />

kann man <strong>Orwell</strong>s Einsamkeit und Verzweiflung wirklich nur<br />

mit Kafka vergleichen – doch mit einem Unterschied: <strong>Orwell</strong>s<br />

Verzweiflung hatte gleichsam eine konkrete, durchorganisierte<br />

Struktur und projizierte sich von der Ebene des Individuums auf<br />

die der Gesellschaft. Und während andererseits der Satz »Vier<br />

Beine gut, zwei Beine schlecht!« echt swiftischen Geist atmet,<br />

so besteht doch auch hier ein Unterschied: <strong>Orwell</strong> hat niemals<br />

ganz seinen Glauben an die armen Yahoos mit ihren groben und<br />

häßlichen Gesichtern und ihren schlechten Zähnen verloren.<br />

<strong>George</strong> Hätte er sich selbst eine Grabinschrift ausgesucht,<br />

dann würde er wahrscheinlich die folgenden Zeilen aus der<br />

Revolutionshymne des Alten Majors gewählt haben, die, wie es<br />

in »Animal Farm« heißt, »nach einer mitreißenden Melodie,<br />

etwa in der Mitte zwischen »Clementine« und »La Cucaracha«<br />

gesungen werden soll«:<br />

Halfter, Stricke werden faulen<br />

Nasenringe endlich fallen.<br />

Zaum und Sporen ewig rosten<br />

Und die Peitsche nie mehr knallen.<br />

Diesem Tag gilt unser Streben –<br />

-371-

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