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George Orwell 1984 - staticfly.net

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»Doch, schauen Sie die Bäume an.« Es waren junge Eschen,<br />

die vor einiger Zeit abgeholzt waren und jetzt wieder zu einem<br />

Wald dünner Stämme ausgeschlagen hatten, von denen keiner<br />

stärker war als ein Handgelenk. »Hier ist kein Stamm, der dick<br />

genug wäre, um ein Mikrophon darin zu verstecken. Außerdem<br />

war ich schon einmal hier.«<br />

Sie machten nur Konversation. Er war ihr jetzt näher<br />

gekommen.<br />

Sie stand sehr gerade aufgerichtet vor ihm, mit einem leise<br />

ironischen Lächeln um die Mundwinkel, als überlege sie, warum<br />

er eigentlich so lange brauche, zur Tat zu schreiten. Die<br />

Glockenblumen waren wie von selbst zu Boden gefallen. Er<br />

ergriff ihre Hand.<br />

»Würden Sie für möglich halten«, sagte er, »dass ich bis zu<br />

diesem Augenblick nicht gewusst habe, welche Farbe Ihre<br />

Augen haben?« Sie waren braun, stellte er fest, von einem<br />

ziemlich hellen Braun, mit schwarzen Wimpern. »Und können<br />

Sie, nachdem Sie gesehen haben, wie ich wirklich ausschaue,<br />

meinen Anblick noch ertragen?«<br />

»Ja, ohne weiteres.«<br />

»Ich bin neununddreißig Jahre alt. Ich habe eine Frau, die sich<br />

nicht scheiden lässt. Außerdem habe ich Krampfadern. Und fünf<br />

falsche Zähne.«<br />

»Das ist mir vollständig egal«, sagte das Mädchen.<br />

Im nächsten Augenblick - und es wäre schwierig gewesen zu<br />

sagen, wie es zugegangen war - lag sie in seinen Armen.<br />

Anfangs empfand er nichts als reine Ungläubigkeit. Der<br />

jugendliche Körper schmiegte sich an seinen, der dichte Schöpf<br />

ihres dunklen Haares lag vor seinem Gesicht; und nun hatte sie<br />

ihm das Gesicht zugewandt, und er küsste ihren üppigen roten<br />

Mund. Sie hatte die Arme um seinen Nacken geschlungen,<br />

nannte ihn Schatz, Liebling, Geliebter. Er hatte sie zu sich herab<br />

auf die Erde gezogen, sie war ganz Hingabe, er konnte mit ihr<br />

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